Eine Musterungsliste von Werben in der Altmark von 1572.

Mitgeteilt von Peter von Gebhardt, Stadtarchivar in Magdeburg.

Während das Kopiar 98 der Repositur 78 des Preußischen Geheimen Staatsarchivs (Dahlem) die im März und April 1599[1]) angelegten Musterrollen von 29 neumärkischen Städten enthält, ist für die Altmark nur eine ganz geringe Anzahl solcher Listen erhalten geblieben. Sie sind vereinigt in dem Kopiar 79. Vorhanden sind: Perleberg (ohne Zeitangabe, vermutlich um 1550), Gardelegen (1570), Tangermünde, Seehausen, Osterburg, Werben und Salzwedel (sämtlich von 1572). Nachforschungen nach weiteren altmärkischen Listen waren erfolglos.

Mit der Anlegung der Musterungslisten wurde bezweckt, einen Überblick über die Wehrbarkeit der Ritterschaft und der Städte zu gewinnen und offenkundige Mißstände in der Bewaffnung rechtzeitig abzustellen. Die äußere Veranlassung waren Gefahren, die dem Lande drohten; sei es von außen, wie etwa die Türkengefahr, gegen die 1552 die Türkensteuer ausgeschrieben werden mußte, oder innere, wie die Religionswirren, um derentwillen 1580 ein allgemeines Aufgebot zur Kriegsrüstung erging[2]).

Im Gegensatz zu der neumärkischen Musterung von 1599 scheint der altmärkischen, der die hier veröffentlichten Listen entstammen, weder ein einheitlicher Plan noch ein besonderer Anlaß zugrunde gelegen zu haben. Es sei denn, daß man sie, soweit sie im Jahre 1572 erfolgten, mit dem Regierungsantritt des Kurfürsten Johann Georg (1571) und der Neuordnung der wirtschaftlichen Verhältnisse des Landes durch ihn in Zusammenhang bringen will. Die sieben Listen sind offenbar von den Stadtschreibern geschrieben. Nur den Listen von Perleberg und Gardelegen liegt die Vierteleinteilung der Städte zugrunde; in Tangermünde werden die Wehrfähigen straßenweise aufgeführt, bei den übrigen Städten ist kein Ordnungsgrundsatz erkennbar.

Die Pflicht zur Waffenhaltung war keine persönliche, sondern eine dingliche, sie hing mit dem Besitz eines Hauses (Bürgererbes) oder einer Bude zusammen. Deshalb enthalten die Listen auch zahlreiche Namen von Witwen, die selbstverständlich nicht persönlich in Wehr und Waffen zu erscheinen hatten, sondern „ihren Mann stellen" mußten. Nach der Art des Hausbesitzes richtete sich auch die Art der Bewaffnung; der Vollbürger mußte voll gerüstet mit langem Spieß, Harnisch und Seitengewehr erscheinen, während der Büdner seiner Pflicht mit einem Federspieß Genüge tat. Die Listen zeigen deutlich die Verschiedenartigkeit der Bewaffnung und deren Unvollkommenheit. Welchen militärischen Wert konnte ein Mann haben, der nur Beinschienen oder nur einen „Kragen" aufzuweisen hatte!

Die Listen, die im „Archiv für Sippenforschung" allmählich zum Abdruck kommen sollen, werden in etwas veränderter Reihenfolge, aber ihrem vollen Inhalt nach wiedergegeben. Es schien wertvoll, gerade die Angaben über die Bewaffnung bezw. Nichtbewaffnung zu überliefern. In letzterer Hinsicht würden der Einfachheit halber folgende Abkürzungen angewendet: rst. = Rüstung; sp. = Spieß; lsp. = Langspieß; fsp. = Federspieß; hb. = Hellebarde; h = Harnisch; kr. = Kragen; r = Rohr; lr = Langrohr; sth. = Sturmhaube; ha = Haken; hha = halber Haken. --- Wir beginnen hier mit der Musterungsliste von Werben.

[226]
„Werben ist mit Wehre gerustet wie volget."

Bgm. Joachim Kunow h, lsp, 2 kr
Bgm. Henrich Jugertt h u. lsp
Bgm. Jesper Colveh h u. lsp
Bgm. Felix Belitz h u. lsp
Merten Goldbeke h u. lsp
Kersten Kaulitz h u. lsp
Hans Boldeman h u. lsp
Jochim Calve h u. lsp
Bgm. Andreas Goldbeke h u. lsp
Bgm. Claus Gudke h u. lsp
[226v]
Joachim Kruger h u. lsp
Andreas Goldbeke der junger h u. lsp
Hans Kersten h u. lsp
Gerdt Konne h u. fsp
Hans Cvatz h u. fsp
Jochim Cratz h u. fsp
Claus Francke h u. lsp
Johan Drude h u. fsp
Jochim Hindenborg h u. fsp
Johan Kunow h u. lsp
Bendirx Bomgardte h u. fsp
Peter Schroder h u. fsp
Jacob Ax... u. fsp
[227]
Ziriax Ludike h u. fsp
Caspar Kopke h u. lsp
Jacob Ludike h u. fsp
Busse Schartow h u. hb
Kersten Schultze Ir
Claus Lemme Ir
Jurgen bei kleinschmedt Ir
Heinrich Schultze Ir
Arndt Polckow Ir
Michael Kuntze Ir
Barbara Hake Ir
Andreas Peters der Schuster
Lorentze Knakerugge Ir
Zacharias Tornow Ir
Andreas Moller Ir
Merke Brausing Ir
Peter Kunow Ir
Arndt Bismargk Ir
[227v]
Davidt Knodde Ir
Peter Krüger'schen Sohn Ir
junge Claves Gudke Ir
Jurgen Petersmargke fsp
Die Kone Kregenow'ische fsp
Claus Oden fsp
Matthias Kater fsp
Berndt Henicke fsp
Achim Jacobs fsp
Jochim Gudke fsp
Stentze Löpper fsp
Hans Luchow fsp
Matthies Garlippe fsp
Kersten Wolter fsp
Kone Kregenow fsp
Pauel Schultze fsp
[228]
Marrx Schommman fsp
Hans Hegemann fsp
Joachim Gutian fsp
Hieronimus Knobbe fsp u. sth
Brose Baltzer fsp
Jonas Moller fsp
Ostwaldt Grantzow fsp
Joachim Koler fsp
Mattes Oden fsp
Die Pauel Salniger'sche fsp
Joachim Calve'n erben fsp
Matthias Hollander fsp
Mattes Hagedorne fsp
Jurgen Tornow fsp
Joachim Moller fsp
Claus Henne fsp
[228v]
Peter Henne fsp
Claus Schultze fsp
Jacob Mertens fsp
Jesper B... fsp
Mattheus Schultze fsp
Lorentze Ludke fsp
Kresten Langhoff fsp
Hans Steffens fsp
Heine Gue. fsp
Otto Blohedorne fsp
Baltzar Hindenborgk fsp
Jochen Steiel fsp
Peter Wulst fsp
Peter Schuneman fsp
Jurgen Witte fsp
Achim Fuhr fsp
Jochim Knakerugge fsp
[229]
Hans Schultze fsp
Die Hans Campel'sche fsp
Claus Hennike fsp
der Stadtschreiber fsp, 3 kr
Jochim Schreke stb

Fußnoten

[1]Ähnliche Listen aus dem Jahre 1623 finden sich in Rep. 24 G 2. Hieraus veröffentlicht ist die Musterrolle von Arnswalde (durch Otto Korn) in den Familiengeschichtlichen Blättern, Jg. 23, 1925, Sp. 261---264 u. 295---300. --- Die Veröffentlichung der neumärkischen Listen steht bevor.
[2]Vgl. Mylius' Corpus Constitutionum Marchicarum, Teil III, Abschn. II, Sp. 1 ff.