Französische Schanzarbeiten 1813 bei Werben a. E.

In dem Ebelschen Nachlass befindet sich ein Auszug aus dem Werk „Manuskript von 1813 oder kurze Darstellung der Begebenheiten dieses Jahres", ein Beitrag zur Geschichte des Kaisers Napoleon, von Baron Fain, damaligem Kabinettssekretär, II. Band, Stuttgart und Tübingen bei Cotta, 1825, S. 42. Dieser Auszug lautet:

„Zwischen Magdeburg und Hamburg soll sich ein neuer Kriegsplatz erheben. Werben, das etwas tiefer als Havelburg liegt, beherrscht den Einfluß der Havel in die Elbe. Dort will nun der Kaiser eine Festung anlegen. Der Kapitän Lamezan erhält den Auftrag, diese Arbeiten zu beschleunigen; er soll alle Hindernisse hinwegräumen und mit der Nachricht zurückkommen, an welchem Tage dieser Platz die Kanonen werde aufnehmen können."

Wie der Kaiser Napoleon hier befohlen hatte, so geschah es: An zwei Orten wurde sogleich der Bau von Verschanzungen in Angriff genommen, am 21. Juni 1813 auf dem Gute Neu-Goldbeck und am 19. Juli dess. J. in einem Garten an der Westseite der Stadt Werben. Das Gut Neu-Goldbeck hieß früher Seehof; es hatte seinen neuen Namen von dem Geh. Rat und nachherigen Preußischen Großkanzler Heinrich Julius von Goldbeck, der es 1776 erwarb, erhalten. Ueber die Geschichte dieses Gutes ist einiges in den Beiträgen zur Geschichte des Kreises Osterburg, Band 1, S. 7 ff., mitgeteilt. Im Jahre 1813 mündete die Havel noch etwas oberhalb des jetzigen Havelortes in die Elbe; das Gut lag also damals vor der Havelmündung, während es jetzt gerade gegenüber der Mündung liegt; es beherrschte eine dort angelegte starke Schanze tatsächlich die Elbe an der Stelle, wo ihr größter Nebenfluß sich in sie ergoß. Ueber die Schanzarbeiten selbst ist Näheres in der Werbener Chronik S. 201 sowie in dem 40. Jahresbericht des Altmärkischen Geschichtsvereins Seite 136 berichtet; es genügt an dieser Stelle ein Hinweis darauf. Der in diesen Schilderungen gewonnene Eindruck von dem stattlichen Umfang dieser Schanzarbeiten wird durch die hier beigefügte, mit Längenmaßen versehene Zeichnung (2) des Bürgermeisters Ebel noch verstärkt. Der nach Norden herausspringende Teil der Schanze umschloß die Gutsgebäude, die bei diesen Befestigungsarbeiten sehr zum Schaden des damaligen Gutsbesitzers arg beschädigt wurden.

 Zeichnung (2)

Es schien tatsächlich so, als ob sich ein neues furchtbares Kriegswetter über Werben und Umgegend zusammenziehen würde. Da kam am 14. Juli 1813 plötzlich und unerwartet der Befehl nach Werben, die Schanzarbeiten abzubrechen und die Wälle zu demolieren, was denn auch gleich begonnen, aber erst 1815 völlig beendet wurde. Nach den für die Franzosen unglücklichen Schlachten bei Großbeeren und Wartenburg zog sich der Krieg mehr und mehr nach dem Süden, bis denn im Oktober die Entscheidung bei Leipzig fiel. Die Werke an der Elbe waren überflüssig geworden. Die Bewohner der Stadt und Umgegend konnten erleichtert aufatmen. Zwar fingen die Franzosen noch am 19. Juli 1813 an, einen Garten vor dem Seehäuser Tor in Werben zu zerstören, das darin befindliche Gartenhaus zu einem Blockhause umzuschaffen, mit einem hohen Wall, tiefen Graben und mit starken Palisaden zu versehen, doch hatten diese Arbeiten nur örtliche geringe Bedeutung. Auch von dieser Befestigung befindet sich anbei eine Zeichnung (3). Es handelt sich um den Garten, der 1817 in einen Begräbnisplatz umgewandelt wurde.

Zeichnung (3)