Grabsteine im Kreuzgang des alten Peter-Pauls-Doms

Von E. Wollesen, Zeitz.

Die Kirche, um die es sich hier handelt, nennen die Zeitzer in der Regel „Schloßkirche"; richtiger dürfte es sein, sie „Dom" zu nennen, denn als „Dom" hat sie den Naumburg-Zeitzer Bischöfen Jahrhunderte hindurch gedient, während sie nur zu der kurzen Zeit der beiden regierenden Herzöge von Sachsen-Zeitz Schloßkirche gewesen ist. --- Vieles in dem Leben unseres Volkes ist seit der nationalen Revolution im heutigen Jahre zu unserer dankbaren Freude besser geworden. Wir Freunde der Orts- und Familiengeschichte denken dabei mit Genugtuung daran, daß es auch mit der Erforschung der Familiengeschichte viel besser geworden ist. Früher war es doch nur immer eine Liebhaberei einzelner, sich mit Familiengeschichte und -forschung zu beschäftigen, jetzt ist diese Liebhaberei unter der Forderung und Förderung des neuen Staates Allgemeingut geworden. Ueberall forscht man in den Büchern, Schriften und Akten der Kirchen, der Archive, der Gerichte, der Ortsgeschichten, aber man vergißt nur zu leicht, daß es auch solche Urkunden gibt, die nicht mit der Feder, sondern mit dem Meißel, nicht auf Papier, sondern auf Stein geschrieben sind, die Grabsteine und die Epitaphen auf Friedhöfen und in den älteren Kirchen, Denkmäler nicht nur der Familienliebe, sondern auch der Familiengeschichte, besonders auch deshalb, weil die pietätvollen Alten sich nicht nur mit Namen und wenigen kurzen Daten auf den Grabdenkmälern ihrer Lieben begnügten, sondern sich innerlich getrieben fühlten, möglichst viel von dem Leben und Wesen der Verstorbenen auf den Stein schreiben zu lassen. Auch wir hier in Zeitz haben in unseren älteren Kirchen noch viele solcher steinernen Urkunden, wurden doch in früheren Zeiten die Verstorbenen angesehener Geschlechter in den Kirchen beigesetzt. Besonders reich an solchen Denkmalen ist der Zeitzer Peter-Pauls-Dom. Da die Messingplatten und die Grabsteine in der Kirche selbst bereits in der Monatsschrift „Der Deutsche Herold" 1931, Nr. 1 und 7 ihre Beschreibung gefunden haben, soll hier nun versucht werden, die Grabsteine des Kreuzganges nach Möglichkeit zu deuten.

Diese Grabsteine in dem Kreuzgange haben ihre besondere Geschichte. Als gegen Ende des vorigen Jahrhunderts die Vorbereitungen für eine Heizungsanlage in der Kirche getroffen wurden, stellte sich heraus, daß die ganze Domkirche ein einziger Friedhof war. Durch eine Anzahl paralleler Längswände, die durch Querwände abgeteilt waren, hatte man eine große Menge Grabstätten hergestellt. Von den sie bedeckenden Grabplatten wurden die noch gut oder doch wenigstens im ganzen gut erhaltenen Platten aufgehoben und leider einstweilen an die Außenwände des Chores gestellt. Glücklicherweise gelang es, diesem Zustande, der die Steine der Verwitterung preisgab, ein Ende zu machen. Sie wurden ihrer 10 im nördlichen, ihrer 2 im südlichen Flügel des Kreuzganges in die mit Mühe hergestellten Wandvertiefungen eingelassen und befestigt. So waren sie wohlgeborgen und bei dem günstigen Lichte, das auf sie fiel, für die Besichtigung wohlhergerichtet. Durch ein bedauerliches Mißverständnis wurden sie dann aber bei der Vorrichtung des Kreuzganges zu einem Arbeitsraum des Mädchenheims mit Zement verputzt und der Betrachtung jahrzehntelang entzogen. Erst im vorigen Jahre wurden sie von ihrer Hülle befreit. Leider waren aber doch einige Steine so verwittert bezw. abgetreten, daß ihre Inschriften sehr schwer und unvollkommen gedeutet werden konnten. Manche Inschriften waren zum Glück schon in alten Zeitzer Chroniken zu finden. Von den Steinen sind photographische Abbildungen zum Teil so vortrefflich hergestellt worden, daß ihre Schriftzüge auf diesen Bildern klarer in die Erscheinung treten, als auf den Steinen selbst. Wir beginnen die Betrachtung mit dem im nördlichen Flügel am weitesten nach rechts stehenden Stein und gehen dann im Geiste nach links von einem Stein zu dem andern, die ersten vier Steine zeigen die in den Stein geritzten Bilder von Geistlichen im großen Meßgewand; der erste hält mit der Rechten den Kelch am Knauf und faßt mit der Linken an den Kelchfuß, die anderen drei halten den Kelch am Knauf mit der Linken, während sie mit der erhobenen Rechten den Wein segnen; die ersten drei tragen auf dem Haupte eine Kappe bezw. ein Barett, der vierte trägt, wie es scheint, die Mitra. Auf den Rändern lesen wir Umschriften in gotischen Kleinbuchstaben, die uns das Todesjahr, den Todestag, die Würde und den Namen der Dargestellten melden sollen. Auf dem 1. Stein sehen wir unten rechts ein doch wohl einen Baum enthaltendes Wappen, auf dem 2. ein Wappen mit einem Aehrenbündel; auf dem 3. und 4. war kein Wappen zu erkennen. Von der lateinischen Umschrift war zu lesen zu deutsch: Im Jahre 1500 am 13. Mai starb Herr Casp. ...marus. Der nicht vollständig erhaltene Vatername ließe eine nähere Deutung nicht zu. Den auf dem 2. Stein Dargestellten erkennen wir schon an dem Aehrenbündel in seinem Wappen, es ist Clemens Weisse. Diese Deutung wird durch die noch fast völlig leserliche Umschrift bestätigt, die besagt: „Im Jahre 1452 am vorletzten Tage des Monats März starb der ehrwürdige Herr Clemens Weisse, Dekan der Zeitzer Kirche, dessen Seele in Frieden ruhen möge". Dieser Dekan zeichnete sich in mancher Beziehung aus. Dekan, seit 1422, hatte er den Altar Clementis papae in derselben Kirche erneuert und reich dotiert, 1438 den Altar S. Blasii gestiftet, ferner zu Ehren der heiligen Anna eine steinerne Kapelle erbauen lassen und eine ewige Lampe gestiftet. Der Altar Clementis stand in dem schönen Raum über der Sakristei. Derselbe Clemens Weisse hatte sich auch um den gotischen Umbau der Kirche die größten Verdienste erworben. Der östlichste Schlußstein im südlichen Seitenschiff zeigt in erhabener Arbeit ein von zwei Engeln gehaltenes Wappenbild, das Bild eines goldenen Aehrenbündels, und die Inschrift in spätgotischen Minuskeln (lateinisch): „Im Jahre 1444 Clemens Weisse Dekan dieser Kirche". Auch die Seite des Schlußsteinkranzes trägt an der Spitze eine Inschrift, die nur noch zum Teil lesbar ist, die Worte erkennen läßt: „welcher den Namen Peter I. hat" (Vgl. Brinkmann, der Peter-Pauls-Dom in Zeitz, Beilage zum Jahresbericht des Königl. Stiftsgymnasiums zu Zeitz, 1906). Vielleicht weist der Name Petrus auf den damaligen Bischof Peter von Schleinitz hin. Dieser Schlußstein will mit seiner Inschrift darauf deuten, daß mit dem Umbau der Kirche im Jahre 1444 unter dem genannten Dekan begonnen ist. Wir behaupten wohl nicht zu viel, wenn wir sagen, daß dieser Dekan nicht nur der Anfänger, sondern auch die Seele des Umbaus gewesen ist. Das 3. Steinbild läßt wiederum eine sichere Deutung zu. Die Umschrift ist noch ziemlich gut erhalten; dieselbe ist auch in einer alten Zeitzer Chronik aufgezeichnet. Sie lautet auf deutsch: „1394 starb der Dekan Dreister aus dem Geschlecht derer von Etzdorf; er soll hier begraben sein". Vom Zeitzer Chronisten Zergiebel hören wir, daß Witticho II. aus dem Geschlechte derer von Wolframsdorf, Bischof von 1372 bis 1381, dem Zeitzer Dechanten Dreister von Etzdorf ein Stück Holz vom Zeitzer Forste bei Breitenbach schenkte, welches damals das „Streitholz", jetzt aber das „Dechaneiholz" heißt.

Von den Nachfahren des Dreister hat sich Volrad von Etzdorf, von 1497 bis 1521, durch milde Stiftungen besonders hervorgetan; in der Zeitzer Chronik von Zergiebel ist im 2. Bande Seite 214 ff. Näheres darüber zu finden. An der Wand des nördlichen Seitenschiffes ist ein Epitaph angebracht, das dem Andenken des Jacob von Etzdorf und seiner 2. Gemahlin Elisabeth von Baerenstein gewidmet ist. Die Deutung der schwer zugänglichen baumartigen Stammtafel mit ihren Aesten und Zweigen ist bis jetzt nur zum Teil gelungen. Die Inschriften lauten: „Im Jahre 1590, den 12. Dez., früh um 5 Uhr, ist der Gestrenge und Edle Jacob von Etzdorf, Kurf. Sächs. Rath des Stifts Naumburg und Hauptmann zu Weißenfels gottselig entschlafen, dessen Seele der getreue Gott gnädig geruhen und dem Leibe eine fröhliche Auferstehung verleihen wolle. Seines Alters noch nicht 44 Jahr."

Im Jahre 1603 am Karfreitag, nach 7 Uhr morgens, ist in Gott seliglich entschlafen die Edle und Ehrenvieltugendsame Frau Elisabeth, geb. von Bärenstein a. d. H. Börten, des weyland Gestrengen und Ehrenfesten Jacob von Etzdorf, Kurf. Sächs. Stiftshauptmanns zu Zeitz seligen nachgelassene Witwe, deren Seele der getreue Gott mit Geruhen und dem Leibe sampt allen Auserwählten eine fröhliche Auferstehung verleihen wolle."

Das Wappen derer von Etzdorf beschreibt Siebmacher folgendermaßen: In Silber ein grüner Dreiberg, aufspringend ein roter Hirsch. Auf dem Helm ein silbern-schwarz gespaltener Streitkolben. Decken: rot, silbern.

Das nördliche Seitenschiff, schreibt Brinkmann a. a. O., hat nur 2 gefüllte Schlußsteine, im östlichen Joch ein von einem Engel gehaltenes Schildchen mit einem Hirsch als Wappentier, im 2. Joch von Osten her die Jahreszahl 1497. Jenes Wappen weist zweifellos auf den damaligen Dekan Volrad von Etzdorf, diese Zahl auf die Vollendung des Umbaus der Kirche. Ein Teil der Schlußsteine ist, irre ich nicht, in neuerer Zeit --- ich weiß nicht, aus welchem Grunde, --- ganz oben an der Innenseite des nördlichen Seitenschiffes (mehr nach Westen hin) angebracht, wo man sie mit bloßem Auge nicht erkennen kann.

Die von Bärenstein (Bernstein) führen das folgende Wappen: In Silber ein aufspringender schwarzer Bär. Auf dem Helm denselben wachsend. Decken: schwarz, silbern.

4) Wiederum ein Grabstein eines Geistlichen. Die Inschrift ist so schwer leserlich, daß Irrtümer zu befürchten sind. Ich konnte nur lesen: XXXX III ⊖ (obiit = starb) Dus Herdego Zülsdorff. Die Deutung muß ich andern überlassen, zumal sie nach dieser Lesart die Annahme, es handele sich um den 1394 verstorbenen Dekan Heinrich von Etzilsdorff, als unmöglich erweist. Ja, wenn doch auch hier die Steine lauter und deutlicher und vollständiger reden wollten!

5) Derselbe Wunsch drängt sich auch bei der Betrachtung des nächsten Steins auf. Gerade die Stelle, die den Namen des Dargestellten getragen, ist ganz unleserlich. Von dem Namen dieses Geistlichen waren nur noch die Buchstaben ...hmans und von seiner Heimat „ex Turingia maior Sömer" (Großen-Sömmern) zu lesen; von der anderen Umschrift „Anno ... obiit venerabilis dominus." In der Mitte stand: „Vicarius ecclesiae Cizensis et Senior communitatis vicariorum anno 68 die 9. Aug., cuius anima requiescat in Pace. Amen. Aetatis suae 63." Darunter sieht man im Oval den Kelch. Wer der ... hmans gewesen, ließ sich noch nicht feststellen.

6) Die lateinische Inschrift besagt, daß wir es hier mit dem Grabstein des 1637 am 30. November verstorbenen Johannes Ernst Luther, des Canonicus und Senior der Zeitzer Kollegiatkirche, zu tun haben. Er wird näher bezeichnet als der Enkel des Wundermannes, D. Martin Luther, als der Sohn des Dr. Paul Luther, des Kurf. Leibarztes, geboren am Bartholomäusfeste 1560, verheiratet 27 Jahr 14 Wochen, alt 77 Jahr 14 Wochen. Er hatte die kurfürstliche Präbende inne, die dann auch auf seinen Sohn und Enkel überging. Herr Arthur Jubelt hat in „Unsere Heimat im Bild" Nr. 11/12 1933 einen ausgezeichneten Aufsatz „Zeitz als Lutherstadt, die Stadt der Nachkommen des Reformators" zum 450. Geburtstag von Dr. Martin Luther geschrieben; wir finden in dieser Beilage zu den „Zeitzer Neueste Nachrichten" die Bilder des Johann Ernst Luther und seiner Frau Martha, geb. Blumenstengel; finden darin auch ein gutes Bild des Grabsteins und vor allem sehr interessante Nachrichten über das Leben, Wirken und Wesen dieses Enkels unseres Luther. Es befinden sich auf dem Grabstein auch sieben Wappen, die, weil schwer erkennbar, bisher nicht gedeutet werden konnten. Dem Verfasser des obigen Aufsatzes ist es gelungen, die Wappen zu erkennen und zu erklären; nach ihm befinden sich links von oben nach unten die Wappen von Dr. Martin Luther, Paul und Johannes Luther, also im Schilde Rose mit Herz, rechts von oben nach unten die Wappen der Katharina von Bora, der Anna von Warbeck und der Martha, der Tochter des Zeitzer Bürgermeisters Jeremias Blumenstengel, also links die Wappen des Großvaters, des Vaters und das eigene, rechts die Wappen seiner Großmutter, seiner Mutter und seiner Frau. Oben in der Mitte sieht man das alte Lutherwappen von 1413 (2 Rosen mit halber Armbrust).

7) Dieser Grabstein ist so abgetreten, daß auf ihm nichts mehr zu erkennen ist.

8) Die lateinische Inschrift des folgenden Steins lautet etwa deutsch folgendermaßen: „Der durch Adel des Geschlechts, durch Tugend, durch Frömmigkeit und durch Reinheit des Lebens und der Sitten ausgezeichneten Frau Anna Aperes, welche im Jahre 1594 am 15. der Kalenden des Mai, in wahrem Glauben an unsern Meister und Herrn Jesus Christus, ungefähr im 32. Jahre ihres Alters fromm ihr Leben endete, ließ der hochbetrübte Gatte A. v. W., canonicus, --- sie war 13 Jahre mit ihm ehelich verbunden, --- wegen des Gelöbnisses, um der heiligen ehelichen Treue willen, zum immerwährenden Gedächtnisse dieses Denkmal setzen." Unter A. v. W. wird Anton von Weißenbach zu verstehen sein, der 1565 in eine kleinere, 1567 in die größere durch den Tod des M. Arnold erledigte Präbende einrückte, der 1587 und 1597 als Domherr genannt wird. Anna Aperes muß 1561 oder 62 geboren sein und 1581 den bedeutend älteren A. v. W. geheiratet haben. Wir wissen, daß die Zeitzer Domherren sich erst spät zur neuen Lehre bekannt haben. Der Dekan D. Johann von Cracau bekannte sich erst 1580 öffentlich zur evangelischen Lehre und begab sich dann in den Ehestand; seinem Beispiel mag der A. v. W. gefolgt sein. Uebrigens gehörten die von Weißenbach zum Pleißener Uradel. Ihr Stammschloß lag im Schönburgischen. Wappen: In Silber schwarzer Büffelkopf, aus dessen Ohren Feuerflammen hervorbrechen. Auf dem gewöhnlich ungekrönten Helm zwei silbern-schwarz übereck geteilte Hörner, Decke: schwarz, silbern.

9) Auf dem nächsten Grabstein liest man: „Hier ruhet in Gott Frau Sophia von Ende, geborene von Einsiedel, Herrn Haubolds von Ende, Chur- und Fürstl. Durchlaucht von Sachsen Raths und Stiftshauptmannes zu Zeitz, hertzgeliebte Ehegehülfin, ist geboren den 14. Sept. anno 1595, verheiratet den 29. Januar Ao. 1630, den 7. Januar 1659 gestorben, ihres Alters 63 Jahr 3 Mon. 24 Tage. In den Rändern des Steines lesen wir 3 biblische Sprüche. In den Ecken desselben befinden sich die Wappen derer von Ende, von Einsiedel, von Haugwitz (Widderkopf) und von Schoenberg (Löwe), also die Wappen des Ehepaares, seiner und ihrer Mutter.

In dem nördlichen Seitenschiff steht (am weitesten nach Osten) ein riesiges Epitaph, das an Größe alle anderen in der Kirche überragt; es ist das Denkmal, das Haubold von Ende seiner verstorbenen Gattin und sich selbst errichten ließ. Die Inschrift lautet: „Dieses hat Gott zu Lob und Ehren der Hochedelgeborene Gestrenge und Feste Herr Haubold von Ende, Kurf. und Fürstl. Durchlaucht zu Sachsen Appellations- und Stiftsrath, auch Hauptmann des Stifts Naumburg zu Zeitz, nachdem seine in der andern gehabte Ehe herzliebe adelige Gemahlin Frau Sophia, geb. von Einsiedel aus dem Hause Gnandstein, den 7. Januar 1659 in dem 63. Jahre ihres Alters in Gott selig verschieden und in dieser Kirche den 27. Januar ist der Leichnam beigesetzt, mit welcher er 29 Jahre im Ehestande gelebt, darin ein Söhnlein 1635 von ihr gezeuget, aber anno 1636 wieder von dieser Welt abgefordert worden, zu gutem Andenken und Erinnerung der Sterblichkeit errichten lassen. Und hernach gleichergestalt diese erhabene Welt den 21. Januar 1666 in seinem Jahre abgesegnet." An den Seiten der Inschrift sahen wir die Wappen dieser Eheleute, zu den Seiten der „Auferstehung des Heilandes" in der Mitte des Denkmals die knieenden Gestalten derselben (vgl. Zergiebel a. a. O., S. 240 ff.).

10) Auf dem letzten Grabstein lesen wir in der Mitte biblische Sprüche. Die Wappen sind leider nicht mehr zu erkennen. Von der ganzen Umschrift waren nur noch die beiden Worte lesbar: „geborene Pflugin". In dem Stolberger Leichenpredigten-Katalog sind die Leichenpredigten von 20 weiblichen und 21 männlichen Gliedern des Geschlechts von Pflug aufgezählt. Von allen diesen Pflügen sind in Zeitz gestorben und begraben Rahel, Caspar und Dietrich. Margarete ist wohl in Zeitz gestorben, aber in Naumburg begraben. Danach wäre wohl Rahel von Pflug auf unserem Grabstein gemeint. Aus jenem Katalog erfahren wir, daß sie mit Hans Heinrich von Etzdorf vermählt gewesen, daß sie in Gröbitz bei Weißenfels am 13. 12. 1602 geboren und am 18. 1. 1665 in Etzdorf bei Eisenberg gestorben ist. Die Leichenpredigt mit dem üblichen „Lebenslauf" hielt Christoph Erhardt, Pastor in Etzdorf, die Abdankung übernahm Friedrich Zeidler, Syndikus in Zeitz.

Es ist so schwer gewesen, diese Steine reden zu lassen. Manche schwiegen gerade an den gewichtigsten Stellen. Andere redeten so undeutlich, daß man sie sicher nicht verstehen konnte. Es bleibt also einer neueren Prüfung der „Steine" noch viel zu erforschen und zu erlauschen übrig. Jedenfalls aber haben schon diese mangelhaften Ausführungen bewiesen, wie wichtig auch diese lapidaren Urkunden für die Orts- und Familiengeschichte sind.