Nachtrag zur Erklärung der Wappen und Hausmarken aus Werben in der Altmark.

In der vorjährigen Oktober-Nummer dieser Zeitschrift erschien ein Artikel über Wappen und Hausmarken aus Werben in der Altmark. Die meisten derselben mußten ohne sichere Deutung bleiben, weil es an dem dazu nöthigen Urkundenmaterial mangelte. Inzwischen sind Kirchen- und Hospitalrechnungen aus der Zeit der Wappen und Hausmarken gefunden worden. Auf Grund derselben soll nun im Folgenden eine nähere Deutung versucht werden. Die Zahlen hinter den Namen bezeichnen immer die Jahre urkundlicher Erwähnung. W. bedeutet Werden in der Altmark und B. bedeutet Bürgermeister.

Die ersten Hausmarken (1---9) befinden sich an der im Jahre 1602 errichteten Kanzel.

Ad 1. Daß Michel Spieß, Bildhauer zu Magdeburg, in der That der Erbauer des neuen Predigtstuhles gewesen, geht auch aus der Notiz hervor, daß ihm 1602 vom Glockengelde 100 Gulden „auf Rechnung des neuen Predigtstuhles" gegeben wurden.

Ad 2. H. L. = Hans Lüdecke, Kirchenvorsteher 1600 bis 1606, gestorben im Oktober 1624. Wir nennen noch aus seiner Familie:
Matthäus L., neugekorener Gildemeister St. crucis 1523, Jacob L., Vorsteher des St. Gertrudis-Hospitals 1611, gestorben am 24. März 1617, und
Joachim L., Apotheker, Kauf- und Handelsmann 1675.

Ad 3. J. F. = Joachim Francke, B. 1586 bis zu seinem Tode (7. August 1616). Er erkaufte 1613 für 100 Gulden eine Kapelle an der Kirche. In seinem Testament setzte er jährlich 6 Gulden für die Beginen im St. Georg-Hospitale aus. Ein herrliches Grabdenkmal in der Kirche, das von dem aus Werden gebürtigen Bildhauer Hans Hake errichtet ist, erinnert noch heute an diesen Mann. Aus seiner Familie seien noch erwähnt:
Claus Fr. sen., 1568---1580 Kirchenvorsteher,
Claus Fr. jun., 1613 und 1614, "
Joachim Fr., 1657 und 1658, "
Zacharias Julius Fr., 1721 Kantor, 1740---59 Rektor in W.

Ad 4. D. K. = David Knodde, von 1573 an Kirchenvorsteher bis 1601, 1590 bis zu seinem Tode B. Er starb 1613.
Thomas Kn., 1535---1560.
Hieronymus Kn., am Ende des 16. Jahrhunderts.

Ad 5. M. K. = Matthias Konow sen., 1600 bis 1612 Kirchenvorsteher, kaufte 1601 den Arensberg bei W. für 1700 Fl.
Joachim K., B., 1569---1576 Vorsteher des St. Gertrud- Hospitals, 1579---96 Kirchenvorsteher. Zur neuen, von Meister Hans Thomas in Braunschweig 1579 errichteten Orgel gab er 13 Gulden 7 Schilling 4 Pfennig.
Matthäus K. jun., 1612 Rathsverwandter, 1618---30 B., seit 1622 Kirchenvorsteher, siedelte um 1630 nach Gardeleben über, wo er noch 1665 lebte.

Ad 6. P. G. = Palmus Grube war schon seit 1601 Baccalaureus in W. Als er sich 1602 verheirathete, verehrte ihm die Kirche eine zinnerne Kanne und eine Schüssel im Werthe von 2 Gulden. Ein Acker trägt noch heute von ihm den Namen „Palm-Gruben-Stück".

Ad 7. A. F. = Arnold Fritze, seit 1581 wird er genannt, 1607---1614 B., 1609 Vorsteher des St. Gertrud- Hospitals. Er starb am 17. August 1611. Wir nennen noch:
Hans Fr., 1531 Goldmeister St. crucis, 1532 als „oldester" und 1533 als „afgekorener" Goldmeister;
Joachimus Fr., 1618 Vorsteher des St. Gertrud- Hospitals, 1626 Mitglied des Rathes, 1629 B., 1648 Notarius publicus, gestorben am 13. Juni 1657. Er hinterließ die drei Söhne Joachim, Arnoldus Franciscus und Heinricus sowie den Schwiegersohn Hilarius Kratz.
Franz Fr. sen., 1632---40 Kirchenvorsteher,
Franz Fr. jun., 1664---68, "
Joachim Fr., 1661---62 Rektor in W., dann Diaconus in Sandau.

Ad 8. J. B. Joachim Bertram, 1591---1612 Kirchenvorsteher, seit 1600 B., gestorben 1616.
Johannes B., 1572 u. ff. Baccalaureus in W.
Joachim B. jun., 1603---1606 Rektor in W., 1613---21 Kirchenvorsteher, seit 1621 B.
Georg B., 1612 Vorsteher von St. Gertraud, 1610 bis etwa 1632 B.
Conradus B., B. 1644 bis 1679, in welchem Jahre er noch consul dirigens ist, und
Felix B., 1629---1631 Stadtschreiber und Rathsmitglied.

Ad 9. F. B. = Franz Belitz, 1584, 1603 und 1604 B. Ein Bruder ist Heinrich B.; sein Sohn Gerhard Pfarrer in Drewen 1615.
Hans B., Schöppe 1507.
Felix B., 1548 und ff., seit 1569
B. Samuel B. von Stendal, 1641 und 42 Konrektor in W., 1642---49 daselbst Rektor.
Die zweite Gruppe der Hausmarken und Wappen bezieht sich an Epitaphien, die in der St. Johannes-Kirche zu W. waren oder noch in derselben sind:

Ad 10. A. B. muß um der Aehnlichkeit halber auf ein Mitglied der Familie Belitz gedeutet werden, vielleicht auf Arndt B. Jedenfalls ist diese Hausmarke erst später lose an dem Denkmal des B. Joachim Francke befestigt, aber nicht ursprünglich am Denkmal angebracht worden.

Das ganz unten am Denkmal befindliche Künstlermappen zeigt auf drei 2:1. gestellten Schildchen je ein Zirkel und zu beiden Seiten des unteren Schildchens die Buchstaben H. H., die jedenfalls auf den Bischof Hans Hake zu deuten ist. Vielleicht ist Barwart Hake, 1563---1586 Kleinschmied in W. der Vater jenes Künstlers.

Ad 11. J. B. = Johannes Barth. Seine Töchter hießen Christiana, Rebecca, Anna, Blandina, Elisabeth und Katharina, seine Söhne Benjamin und Johannes. Aus seiner Familie erwähnen wir noch:
Christoffer B., 1520 und 1529 neu gekorener Gildemeister St. crucis,
Christopher B. jun., stud. in Frankfurt a./O. 1596, dann Rektor in Seehausen i. d. A.,
Johannes B., 1625--30 Rektor in W., dann Pastor in Dosse.

Ad 12. H. B. = entweder Hans Belitz, der am Anfang des 17. Jahrhunderts erwähnt wird, oder Heinrich Belitz. Letzterer fertigte 1605 im Interesse des St. Georg-Hospitals eine Supplikation an die von Kannenberg ab und reiste 1606 in gleichem Interesse wegen Hans von Kannenberg nach Stendal zum Quartiergericht.

Ad 13. G. L. = Georg Lange. Dieselbe Hausmarke ist der Kirchenrechnung von 1600--1605 vorgezeichnet. G. L., seit 1569 Stadt- und Rathsschreiber, 1612--1617 B.

Ad 14. C. B. = Christoph Goldbeck. Dieselbe Hausmarke befindet sich auch auf dem in der Kirche noch jetzt befindlichen Grabdenkmal seiner Gattin Blandina, einer Tochter des Havelberger Domdechanten von Luidtke. Aus der berühmten Familie seien hier nur genannt:
Heinrich S., 1512 Vorsteher des heiligen Geist-Hospitals, 1545 als „göttselig" bezeichnet,
Andreas G. der Aeltere, B., gestorben 1576; er verehrte der Kirche 1574, die sämmtlichen Tomos Lutheri,
Andreas G. der Jüngere, B. seit 1576, gestorben vor 1600; er schenkte 1579 zur neuen Orgel 20 Gulden.
Oben genannter Christoph B. starb 1621.

Ad 15--17 fand sich nichts zu erwähnen.
Die nun folgende dritte Gruppe von Hausmarken befindet sich an den Lehnen alter Kirchenstühle.

Ad 18. P. K. = Peter Kroger oder Jüngere, 1543, 1548, 1553 B. und Vorsteher des „Gemeinen Kastens".
Schon 1439 wird ein P. Kr. als Mitglied St. crucis genannt;
Hans Kr., 1514, 1515 Gildemeister St. crucis.

Ad 19 hat sich keine sichere Deutung finden lassen. Die Hausmarke selbst erinnert an die Familie Belitz, die Buchstaben H. F. an den um 1551 oft genannten Hans Fritze.

Ad 20. C. K. = Christian Kaulitz, von 1573 an Kirchenvorsteher, 1574--76 neben B. Joachim Konow Vorsteher von St. Gertraud, 1578--1598 B., † 1600. In der Kirche befindet sich noch der Grabstein von seinen sieben schon jung verstorbenen Kindern. Lorenz Kowlitze ist 1543 Vorsteher des „Gemeinen Kastens".

Ad 21 und 22. Burchard Goldacker wurde 1625 unter dem Herrenmeister Graf Adam von Schwarzenberg zum Johanniter-Ritter geschlagen. Im Januar 1643 klagte er in einem Memoriale an das Ordenskapitel, daß er, der schon im 14. Jahre im Besitz der Werbener Komturei sei, nur dreimal dem dazu gehörigen Acker genossen, dagegen viermal von Grund an habe aufbauen müssen. Er berechnete darin, daß seine Kosten den Nutzen um wenigstens 1800 Thaler überstiegen hätten. Er fiel 1648 in einem Scharmützel zwischen dem General Lamboi und den Hessen vor Geseke

E. Wollesen, P., Werben i./A.