Wo lag die von Kaiser Konrad errichtete Burg Werben?
Von E. Wollesen - Zeitz.
In dem 32. Jahresberichte des Altmärkischen Geschichtsvereins habe ich eine „Mittelalterliche Topographie der Burg und Stadt Werben in der Altmark" zu geben versucht. Es wurden die Antworten auf drei Fragen näher ausgeführt und begründet: Wo lag die 1005 zuerst geschichtlich sicher genannte Burg Wiribeni? Wo lag das 1034 von Konrad II. errichtete castrum Wirbina? Wo lag die Burg Prizlava? Noch heute kann ich auf die erste und dritte Frage nicht anders entscheiden, als wie ich es dort getan habe; nur auf die zweite Frage möchte ich eine andere Antwort geben, eine Antwort, die mich seit der Zeit, wo der erwähnte Aufsatz erschien (1905), viel in Gedanken beschäftigt hat. Es sei gestattet, von vornherein auf genannten Artikel im 32. Jahresberichte des Altmärkischen Vereins zu verweisen und hier nur das Notwendigste aus ihm zu wiederholen.
Der Kaiser Konrad II. erbaute zu Werben eine Burg (construxit castrum Wirbinam), versah sie mit einer Besatzung und ermahnte die sächsischen Fürsten ernstlich, die Wenden mit vereinigten Kräften in Schranken zu halten. Schon im Februar des folgenden Jahres (1035) bemächtigten sich die Wenden der neuerbauten Feste durch einen hinterlistigen Ueberfall. Der Graf Dedo, der die Besatzung befehligte, wurde mit einem Teile am Halse gefangen weggeführt, viele andere Christen wurden getötet. In demselben Jahre unternahm zwar der Kaiser einen Strafzug gegen die Wenden, durch den sie wieder unterworfen wurden und gewiß erhielt danach auch die Burg Werben wieder sächsische Besatzung, doch gelang es ihm trotzdem nicht, der Gegend eine dauernde Sicherstellung zu verschaffen. So weit die Geschichte der Feste in jener fernen Zeit.
Die Frage nach der Lage der Burg hat durch Riedel[1]) dahin eine Antwort gefunden, daß sie ebendieselbe gewesen sei, wie die der 1056 erwähnten Burg Prizlava, ja, daß beide, das castrum Konrads und diese Burg Prizlava, identisch seien. Riedel schreibt a. a. O.: „Das Schloß, bei welchem diese Schlacht (nämlich die Schlacht des Jahres 1056) vorfiel, wird bei dieser Gelegenheit zwar nicht Werben, sondern Prizlava genannt, jedoch da zugleich die Lage desselben so bezeichnet wird, daß es mit dem Orte Werben zusammentrifft, ein von Werben verschiedenes, unter dem Namen Prizlav oder Prizlow bestandenes Schloß niemals anderweitig erwähnt, dagegen in einer Urkunde vom Jahre 1225 ein Wiesengrundstück in der Nähe der Stadt Werben mit dem Namen Prinzlow bezeichnet wird, so ist Prizlawa wohl nur für den Namen des neuen Kastelles zu halten, welches Kaiser Konrad neben dem alten Schlosse Werben und in der Nähe von diesem errichtete." „Dagegen findet man weder im 12. Jahrhundert noch in der späteren Zeit eines Schlosses zu Werben mehr gedacht ... Das alte und neue Schloß Werben, von denen das letztere, wie oben bereits bemerkt worden, wahrscheinlich auch Priz- oder Prinzlow genannt wurde, muß daher frühzeitig untergegangen sein." In dem angeführten Aufsatze des Altmärkischen Jahresberichts habe ich die Gründe angeführt, die mich zwingen, unter dem Kastell Konrads II. und der Burg Prizlawa zwei ganz verschiedene Anlagen anzunehmen. Sollte die Anlage des Kaisers zur stärkeren Befestigung der alten Burg Werben dienen, so konnte sie nicht in weiterer Ferne von ihr liegen, sondern mußte sich möglichst unmittelbar in ihrer Nähe erheben. Ich habe nun in jenem Aufsatz der Meinung Ausdruck gegeben, die neue Anlage habe auf der Ostseite der alten Burg gelegen, sehe mich aber heute genötigt, diese Meinung als irrig zu bezeichnen. Richtig ist zweifellos, daß auch im Osten starke Befestigungen nötig waren, weil von dort her die einzige Zugangsstraße zur Burg führte, und weil von dort her die Feinde besonders oft die Burg angriffen; aber Raum für eine neue Burganlage wird hier nicht gewesen sein; wir werden diese vielmehr auf der entgegengesetzten Seite der alten Burg suchen müssen, und zwar auf der Stelle, auf der sich noch heute die einzige Ziegelei Werbens befindet. Auch heute erkennt man dort den ursprünglich kreisrunden Grundriß der alten Anlage, die durch die umliegenden Sümpfe auf natürliche Weise stark geschützt war. Auch eine Spur des Burggrabens ist an der Nordseite des heutigen Gartens noch vorhanden. Von einer Verbindung dieses Schlosses mit der alten Burg Werben ist nichts bekannt. Daß die neue Anlage schon früh wieder zugrunde gegangen, ist im Hinblick auf die beständigen blutigen Ueberfälle und Plünderungen durch die Slaven kein Wunder. Auf der vorhandenen, etwas hochgelegenen Stätte errichteten zur Zeit Albrechts des Bären die fleißigen, friedlichen niederländischen Kolonisten eine Ziegelei, deren sie zur Errichtung der Häuser in Stadt und Land dringend benötigten. Die Geschichte dieser Ziegelei, die im Jahre 1329 urkundlich zum ersten Male erwähnt wird, ist an anderen Stellen[2]) angegeben. Ein Plan der ehemals befestigten Stadt Werben befindet sich im 32. Jahresberichte des Altmärkischen Geschichtsvereins.