Zum Besuch Gustav Adolfs in Werben.
Mitgeteilt von E. Wollesen-Werben (Elbe).
Zu den bedeutsamsten Ereignissen in der Geschichte der altmärkischen Stadt Werben gehört zweifellos der vom 11. Juli bis 10. August 1631 währende Besuch des Schwedenkönigs Gustav Adolf, der zuerst in der Stadt selbst, dann aber draußen auf der zwischen Elbdeich und Elbe belegenen „Märsche" sein Quartier mitten unter seinen Soldaten aufschlug. Wir können uns denken, daß auch die Werbener Bewohner den König als den Retter der protestantischen Sache mit lautem Jubel in ihrem Städtchen begrüßt und empfangen haben. Es muß sich aber doch mit diesem Jubel auch manche stille Klage verbunden haben, denn zu groß waren oft die von den Schweden geforderten Opfer. So berechnete z. B. der wohlhabende Werbener Bürger Christian Kemerich den Schaden, den er bei dem ersten schwedischen Überfall, bei der Ankunft des Königs Gustav Adolf und bei der schwedischen Einquartierung gehabt, auf 542 rx 12 sgr., u. zw. bei der Ankunft des Königs:
24 rx [1]) an 12 Schweinen, 30 rx 6 Rinder von 3 und 4 Jahren,
8 rx eine große melkende Kuh, 4 rx an vier ¾-jährigen Kälbern,
12 gr ein Schaf, 30 rx an 10 Tonnen Bier,
32 rx noch an 4 guten Pferden, 27 rx an 18 Scheffel guten, alten Weizen, welchen ich also selber in Bezahlung angenommen.
37 rx an 1 Wispel 9 Schfl. alte Gerste, die ich auch also bezahlt,
8 rx an ein Paar Tuchhosen, ob sie wohl 12 rx gekostet,
3 rx das Mahl an Gelde,
4 rx einen neuen Frauenpelz, 50 rx an Kleidung, so ich in Seehausen gehabt,
12 rx an 2 Paar gute Pistolen mit den Halftern und ein Paar Sporen,
5 rx einen guten Sattel, Stangen, Zaum und Halfter,
18 rx an zinnern, kupfern, eisern auch etlichen anderen Zeug (?), wie der Feind allhie gelegen.
An Korn im Felde 8 Schfl. Roggen, 3 Schfl. Weizen, 6 Schfl. Gerste, 18 Schfl. Wicken, 15 Schfl. Erbsen, 4 Wispel Hafer, 9 rx an Flachs.
Summa 155 rx 12 gr + 137 rx + 107 rx = 399 rx 12 gr.
Wir dürfen uns darüber nicht wundern, war es doch Gustav Adolfs Plan, alle Vorräte aus Stadt und Umgegend in seinem Werbener Lager aufzuspeichern und die Feinde durch Hunger zur Umkehr zu zwingen, was ihm auch tatsächlich gelang.