Zur Lebens- und Familiengeſchichte Friedrich Wilhelm Marpurgs.
(Von E. Wollesen, Zeitz).
Zu den hervorragenden aus der Altmark stammenden Männern gehört Friedrich Wilhelm Marpurg, der erste preußische Musikschriftsteller, der im 18. Jahrhundert in der musikalischen Welt, ganz besonders Berlins, eine bedeutende Rolle spielte. Ueber seine Geburtsstätte hat lange Zeit Unklarheit geherrscht. Dr. Willy Thamhayn, Oberlehrer am Seehäuser Gymnasium, hat in einem außerordentlich wertvollen Aufsatz „Zur Lebens- und Familiengeschichte Friedrich Wilhelm Marpurgs" im Seehäuser Wochenblatt, 38. Jahrgang, Nr. 105, 5. September 1895, die verschiedenen Angaben über die Geburtsstätte Marpurgs angeführt: „Geboren auf einem Gute in der Altmark, das damals Marpurgshof hieß, aber nach der Zeit seinen Namen verändert hat"; „geboren zu Seehausen in der Altmark, einem Gute, welches sonst Marpurgshof hieß"; „zu Seehausen in der Altmark auf einem Gute geboren, welches früher Marpurgshof hieß"; „zu Seehausen in der Altmark". Es ist ein Verdienst des damaligen Lehrers und Küsters Reinecke, Seehausen, daß er auf Grund der Angabe, Marpurg sei Seehäuser Kind, die einschlägigen Kirchenbücher durchforscht und, als er eine solche Notiz in ihnen nicht fand, Zweifel über die Richtigkeit jener Angabe geäußert hat; es ist ein Verdienst des Dr. Thamhayn, als Geburtsstätte des Marpurg den Seehof in Wendemark sicher festgestellt zu haben; er schreibt a. a. O.: „Hiernach wurde Friedrich Wilhelm Marpurg auf dem Seehof in Wendemark, dem jetzt (1895) Herrn Buschendorf gehörigen Rittergut II, dessen Besitzer sein Vater war, am 21. November 1718 geboren und am 23. getauft. Taufzeugen waren nur der Vater und der Geistliche, Thomas Christoph Matthaei. Aber auch dem Dr. Thamhayn ist ein Irrtum unterlaufen; der Seehof in Wendemark ist nicht das genannte Rittergut II, sondern der Seehof ist das jetzt „Neu-Goldbeck" genannte, bei Werben an der Elbe gelegene Giesecke'sche Gut. Um das zu beweisen, sei eine kurze Geschichte dieses Gutes hier wiederzugeben gestattet.
Die ganze Altmark, besonders der nordöstliche Teil derselben, hatte unendlich unter den Verwüstungen des 30-jährigen Krieges gelitten. Es war darum nach dem Kriege angeordnet, die fast völlig zerstörten Höfe wieder aufzubauen, die vernichtete Wirtschaft wieder aufzurichten und neues Leben aus den Ruinen erblühen zu lassen. So geschah es denn auch in der Werbener Umgegend, daß manche Werbener Bürger umsonst oder doch für ein geringes Kaufgeld unter der Bedingung des Wiederaufbaues Höfe in dem nahen Wendemark übernahmen; unter diesen Werbener Bürgern war auch der Bürgermeister Lorenz Gleim, den die Leser wohl noch aus dem vorigen Museumsheft kennen werden; er erstand den Seehof. Wir fanden den Hof zum ersten Male unter dem Namen „Gleimen-Hof" in einer Eintragung des Werbener Kirchenbuches vom 30. Dezember 1662; die Eintragung lautet: „auf H. Lorenz Gleimen draußen auf dem Seehofe zu Wendemark". Aus dieser Eintragung geht hervor, daß also Seehof und Gleimen-Hof denselben Hof bezeichnen. Nachdem noch 1692 in dem Kirchenbuch der Name „Gleimen-Hof" vorgekommen, taucht 1695 unter dem 25. August der Name „Marpurgshof" für denselben Hof auf; die Eintragung lautet: „Frau Marie Ernsten, Mathias Brüggemanns Hausfrau, auf Marpurgs-Hof". Der Hof muß also inzwischen in den Besitz der Seehäuser Familie Marpurg übergegangen sein. Wenn wir aus der hier beigefügten Stammtafel ersehen, daß damals, 1695, Johannes Marpurg, Bürgermeister in Seehausen, mit Eleonore Gleim, der Tochter des H. Lorenz Gleim, verheiratet war so, liegt die Vermutung nahe, daß Johannes Marpurg den Seehof entweder durch seine Gattin geerbt oder aber von den Gleimschen Erben erstanden hatte. Zu bedenken ist dabei auch, daß der 1678 verstorbene Seehäuser B. Lorenz Gleim jun., der Amtsvorgänger des Johannes Marpurg, ein Halbbruder seiner Gattin Eleonore war. Nun haben die Gleimschen Erben den Seehof wohl nicht selbst bewirtschaftet, sondern ihn verpachtet, wenigstens finden wir in dem Werbener Kirchenbuch zum Jahre 1683 Hans Molzahn als Pensionarius auf dem Gleimschen Hof. Auch der Seehäuser Bürgermeister Johannes Marpurg wird den Hof verpachtet haben, weil er sich um seines Amtes willen nicht selbst der Bewirtschaftung widmen konnte. Anders wurde es, als sein Sohn Friedrich Wilhelm herangewachsen war: Er verheiratete sich 1711 mit Margarete Krusemark, einer Tochter des angesehenen Perleberger Bürgermeisters Ernst Krusemark, und übernahm selbst die Bewirtschaftung des Hofes. Aber nur zwanzig Jahre hindurch konnte er seines Berufes warten, Mitte Januar 1731 starb er an der Schwindsucht. Sein ältester Sohn, auch Friedrich Wilhelm genannt, war damals erst 13 Jahre alt; der Hof ging daher in den Besitz eines Gottlieb Dölln über, der ebenfalls eine Hupe zur Frau hatte, wahrscheinlich also ein Schwager des verstorbenen Vorbesitzers war.
In einer Taufeintragung im Werbener Kirchenbuch vom 25. Juli 1733 ist von dem „gewesenen Marpurgshof" die Rede. Auf Gottlieb Dölln folgte sein Sohn Johann Christian Gottlieb. Inhalts eines Rezesses vom 17. Januar 1753 stand dem Kriegsrat Marpurg-Berlin das Vorkaufsrecht zu. Als aber der Hof am 5. September 1776 in freiwilliger Subhastation versteigert und dem Geh. Rat Heinrich Julius Goldbeck für 7310 Taler zugeschlagen wurde, verzichtete Friedrich Wilhelm Marpurg auf sein Vorkaufsrecht. Schon im folgenden Jahre verpachtete der neue Besitzer den Hof an Karl Wilhelm von Scherer, gewesenen Leutnant unter des Generalmajors von Manstein Kürassierregiment. In der Urkunde vom 19. Juni 1777, durch welche der Pächter das Inventar übernahm, hieß das Gut noch „Seehof-Wendemark", aber in einem unter dem 18. Dez. desselben Jahres ausgefertigten Vertrage, in welchem sich der Pächter mit seiner Nachbarin, einer Witwe Dahmsen, über eine Grenzregulierung einigte, wurde das Gut nach seinem neuen Besitzer „Neu-Goldbeck" genannt. Sein Besitzer Heinrich Julius Goldbeck wurde später Großkanzler und Chef der Justiz sämtlicher preußischer Staaten Heinrich Julius von Goldbeck. Ein Bild dieses hervorragenden preußischen Beamten hängt im Stendaler Museum. Wir wissen, daß die Familie Goldbeck eine sehr alte Patrizierfamilie war, deren Mitglieder dem Rate der Städte Werben, Seehausen und Stendal angehörten und nicht unbedeutenden Landbesitz in der Altmark hatten. Der Gedanke, sich wieder in der Heimat der Familie ansässig zu machen, wird auch Heinrich Julius Goldbeck bewogen haben, den Seehof zu erwerben.
In dem oben angeführten Aufsatz des Dr. W. Thamhayn ist noch ein Versehen richtig zu stellen. Er meint, Friedrich Wilhelm Marpurg, der Musikschriftsteller, habe Margarete geb. Krusemark zur Mutter gehabt; das ist nicht richtig. Allerdings war sein Vater zuerst mit ihr vermählt, aber sie starb schon 1715 nach nur vierjähriger Ehe. Der Vater verheiratete sich im Jahre 1716 zum zweiten Male und zwar mit Maria Magdalene, der Tochter des Werbener B. Johann Christian Hupe. Aus dieser zweiten Ehe stammte als ältester Sohn unser Friedrich Wilhelm Marpurg, geboren am 21. November 1718, getauft am 23. November desselben Jahres. So kann also nicht Perleberg, sondern Werben sich rühmen, die Geburtsstätte der Mutter des ersten preußischen Musikschriftstellers zu sein. Aus der ersten Ehe des Vaters stammte ein Sohn mit Namen Joachim Ernst Wilhelm; dieser starb aber 11 Jahre alt in Seehausen, wo er am 2. Oktober 1724 begraben wurde.
Daß Friedrich Wilhelm Marpurg mit seiner altmärkischen Heimat und mit der ihm nahe verwandten Familie Dölln Beziehungen aufrechterhalten hat, wissen wir leider nicht; nur einmal hören wir von einer solchen Beziehung: Als Friedrich Wilhelm, der Sohn Johann Christian Gottlieb Döllns auf dem Seehofe am 16. März 1768 getauft wurde, finden wir unter den Taufpaten auch unseren Friedrich Wilhelm Marpurg; er gab offenbar dem Täufling seine Vornamen; ob er aber persönlich bei der Taufe zugegen gewesen ist, läßt sich nicht feststellen. Uebrigens stammten die Namen „Friedrich Wilhelm" in der Marpurgschen Familie von Friedrich Wilhelm, Herrn von Kannenberg her, der mit Hans Friedrich von Barsewitz bei der Taufe des Vaters unseres Musikschriftstellers am 6. Januar 1688 Gevatter stand; Friedrich Wilhelm von Kannenberg aber hatte diese Vornamen offenbar von seinem Landesherrn, dem Großen Kurfürsten, der seinem Vater Christoph von Kannenberg so gnädig gesinnt war.
Lorenz Gleim sen., B. in Werben (Elbe),
verheiratet
a) mit Ilsebe Zimmermann,
|
Lorenz Gleim jun., B. in Seehausen,
geb. 10.8.1625,
verheiratet zum 2. Male
und zwar 1669
mit Katharina Elisabeth Schreiber,
|
Johannes Lufrentius
verheiratet mit Anna Peil,
|
Johannes Ludwig Wilhelm Gleim.
b) mit Elisabeth Maaß,
|
Emerentia Gleim,
verheiratet 23.9.1672
mit Johannes Marpurg jun., B.
in Seehausen
|
Friedrich Wilhelm, Landsaß auf dem
Seehof in Wendemark, verheiratet
zum 2. Male und zwar mit Maria
Magdalena Hupe, 1716,
|
Friedrich Wilhelm Marpurg,
geb. 21.11.1718.
Daß zwischen den Familien Gleim und Marpurg verwandtschaftliche Beziehungen bestanden, beweist die vorstehende Tafel:
Danach hatten beide, der Dichter Johannes Ludwig Wilhelm Gleim und der Musikschriftsteller Friedrich Wilhelm Marpurg, in Lorenz Gleim sen. ihren gemeinsamen Ahnherrn. Und noch eine Verwandtschaft bestand zwischen beiden Familien: Die Urgroßmutter des Musikschriftstellers, namens Dorothea Schreiber, und die Großmutter des Dichters, namens Katharina Elisabeth Schreiber, standen in dem verwandtschaftlichen Verhältnis von Tante und Nichte, wie es die auf der folgenden Seite abgedruckte Tafel erweist.
Wenngleich von Musikschriftstellern schon viel über das Leben und Wirken unseres Friedrich Wilhelm Marpurg geschrieben ist, so dürfte es doch für manche Leser dieser Zeitschrift willkommen sein, wenn in dem Folgenden wenigstens das Wichtigste über sein Leben und Wirken hervorgehoben wird:
Friedrich Wilhelm Marpurg war ein Freund Winckelmanns, dieses berühmten Stendalers; er studierte mit ihm zusammen in Halle. 1746 war er in Paris als Sekretär des Generals von Rothenburg. Dort lernte er zuerst Rameau, den genialen Schöpfer der eigentlichen Harmonielehre, kennen. Er lebte sodann kurze Zeit in Berlin.
In Hamburg, wohin er von Berlin aus übersiedelte, muß er längere Zeit gelebt haben; dort wurde ihm sein Sohn Johann Heinrich 1766 geboren. Bald danach muß er nach Berlin zurück-
+------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------+ | Johannes Schreiber, B. in Seehausen |
| | +------------------------------------+-------------------------+---------------------------------------------------------------------------+ | Andreas,\ | | Dorothea,\ | | Ratskämmerer in Salzwedel, | | 2. Gemahlin des Johannes Marpurg sen. Großmutter des Musikschriftstellers | +------------------------------------+-------------------------+ | | | | | +------------------------------------+-------------------------+ | | Katharina Elisabeth,\ | | | | 2. Gemahlin des Lorenz Gleim jur.\ | | | | Großmutter des Dichters | | | +------------------------------------+-------------------------+---------------------------------------------------------------------------+
gekehrt sein, um nun hier zu bleiben. König Friedrich II. machte ihn wider seinen Willen zum Kriegsrat und Lotteriedirektor. Durch seine Jugendlaune, mit der er unerschöpflich im Erzählen von Geschichten lebender und verstorbener Künstler war, vor allem aber durch seine musikalisch bedeutsame Wirksamkeit stand er zu den bedeutendsten und bekanntesten Persönlichkeiten der Hauptstadt, ganz besonders zu Mendelssohn, Nikolai und zu Lessing, in freundschaftlichen Beziehungen; letzterer richtete sogar an ihn ein Gedicht über die Regeln der Wissenschaften zum Vergnügen, besonders der Poesie und der Tonkunst. Ein Kritiker wird nicht überall geschätzt; so erging es auch unserem Marpurg; in einer Musikgeschichte lesen wir: „In Berlin bildete sich unter Marpurgs Führung der hochnäsige Ton, die Freude an niedrigen Witzen heraus", und an einer anderen Stelle heißt es: „Dieser (Kirnberger) und Krebs zeichnen sich als Bachschüler durch unverkennbaren Ernst und eine gewisse Großartigkeit aus, während Marpurg als Musiker, Mensch und Schriftsteller gleich widerwärtig ist." Aber dem Herausgeber vom „Neuen Lexikon der Tonkünstler" namens Gerber muß er als Mensch nicht so widerwärtig vorgekommen sein, schreibt er doch über ihn: „Es war im November 1793, als ich fünf Wochen lang zu Berlin verweilte, wo ich in seinem Hause fast täglich die freundlichste und gefälligste Aufnahme fand. Noch immer zeigte er die muntere, scherzhafte und witzige Laune eines Jünglings, war dabei korpulent, aß und trank gut und blühte gleichsam von Gesundheit. Nur einmal, als er soeben aus seiner Lotterie-Expedition zurückgekehrt war, fand ich ihn in sich gekehrt und niedergeschlagen. Freund, sagte er, wir (bei der Lotterie) haben heute einen unglücklichen Tag gehabt und viel verloren. Diesen einzigen Fall ausgenommen, fand ich ihn zu jeder Tagesstunde heiter. Hatte er mehrere Gesellschaft, so war er die Seele derselben; waren wir allein, so plauderten wir über alte und neue Kunst, tote und lebende Künstler. Es waren göttliche Stunden, die ich so bei ihm verlebte." Ein Bildnis des Mannes finden wir in seiner „Kritischen Einleitung in die Geschichte und Lehrsätze der alten und neuen Musik" (Berlin 1759).
Marpurgs Bedeutung lag nicht auf dem Gebiete der Komposition, sondern auf dem der Theorie und Kritik. Aus der großen Zahl der von ihm auf diesem Gebiet herausgegebenen Arbeiten, seien hier nur die bedeutendsten kurz aufgezählt: „Der Kritische Musikus an der Spree" (1749--50), „Die Kunst, das Klavier zu spielen" (1750--51), „Handbuch beim Generalbaß und der Komposition" (1755--58, 3 Teile, Anhang 1760, 2. Auflage 1762; französisch von Choron und Lafage 1836--1838, auch schwedisch 1782), „Historisch-kritische Beiträge zur Aufnahme der Musik" (1754--62 und 1778, 5 Bände), „Kritische Einleitung in die Geschichte und Lehrsätze der alten und neuen Musik" (1759). Das bedeutendste und noch heute geschätzte Werk ist seine „Abhandlung von der Fuge, nach den Grundsätzen und Exempeln der besten deutschen Meister entworfen", Berlin bei Haude & Spener, 1. Teil 1753, 2. Teil 1754. Eine neue Ausgabe erschien unter demselben Titel 1806 (bei Kühnel in Leipzig), leider ohne Vorrede und Register, und endlich die von S. W. Dehn besorgte 1858 (Leipzig); das Werk ist auch zweimal ins Französische übersetzt werden. Seinem unermüdlichen Schaffen setzte der Tod 1795 ein Ende.
Zum Schluß seien noch einige kurze Bemerkungen über seinen Sohn und seinen Urenkel hinzugefügt. Beide hatten von ihm musikalische Gaben geerbt. Der Sohn, Johann Heinrich, geboren 1766 in Hamburg, war nicht wie sein Vater ein theoretischer, sondern ein praktischer Musiker. Auf Klavier und Violine erlangte er eine Virtuosität. Er wurde als Violinist im Orchester des Deutschen Theaters zu Berlin angestellt. Das Solospiel auf Reisen gab er 1791 ganz auf. Er übernahm in Ludwigslust eine Musikalienhandlung und wirkte außerdem in der dortigen Kapelle. 1802 soll er nach Altona übergesiedelt und dann dort gestorben sein.
Friedrich, der am 4. April 1825 in Paderborn geborene Urenkel, war schon in seiner Jugend ein tüchtiger Klavier- und Violinspieler. Mit 14 Jahren wurde er als Geiger am Detmolder Hoftheater angestellt. Einige Jahre darauf ging er zur höheren Ausbildung in die Schule Mendelssohns und Hauptmanns nach Leipzig. Dann nahm er Aufenthalt in Königsberg, Mainz und 1864 in Sondershausen, wo er an Steins Stelle als Kapellmeister berufen wurde. Sein Nachfolger dort war Max Bruch. Seine Opern und Instrumentalwerke sind nach dem Urteil Dr. Oscar Pauls (Handlexikon der Tonkunst) wertvoll.
Fassen wir die Ergebnisse unserer Untersuchungen noch einmal kurz zusammen, so ergibt sich das Folgende:
1. Das heutige Wendemarker Gut Neu-Goldbeck hieß bis zum Jahre 1777 „Seehof"; es ist die Geburtsstätte des bedeutenden Musikschriftstellers Friedrich Wilhelm Marpurg.
2. Werben an der Elbe ist die Geburtsstätte der Mutter Marpurgs.
3. Die beiden hervorragenden Männer, der Dichter Johann Ludwig Wilhelm Gleim und unser Marpurg, hatten in dem Werbener Bürgermeister Lorenz Gleim (+1665 oder 1666) einen gemeinsamen Ahnherrn.
4. Der Dichter Wilhelm Gleim war zwar kein geborener Altmärker, aber seine männlichen Ahnen waren Altmärker. Den Musikschriftsteller Friedrich Wilhelm Marpurg kann die Altmark ihren Sohn nennen.
+---------------+-----------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------+ | I. | Johannes Marpurg, B. in Seehausen (1636, 1644), 27. Juni 1652 als † bezeichnet,\ | | | vermählt |
| II. | a) 1633 mit Anna Quatasel, Hans Tisnius sel. Witwe | b) 1637 mit Dorothea, Tochter des B. Johannes Schreiber in Seehausen | +---------------+-----------------------------------------------------+-----------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------+ | | | | +---------------+-----------------------------------------------------+-----------------------------------+-----------------------------------+-----------------------------------------------------+-----------------------------------+-----------------------------------------------------+-----------------+ | | | 1. | 2. | 3. | 4. | 5. | 6. | +---------------+-----------------------------------------------------+-----------------------------------+-----------------------------------+-----------------------------------------------------+-----------------------------------+-----------------------------------------------------+-----------------+ | | | Anne,\ | Johannes, get. 10. Juni\ | Margarete,\ | Andreas,\ | Christoph,\ | Joachim,\ | | | | get. 15. Juni\ | 1641, | get. 7. Febr.\ | get. 28. Juni\ | get. 28. Febr.\ | get. 28. Febr.\ | | | | 1638, | | 1644, | 1646, | 1649, | 1651 | +---------------+-----------------------------------------------------+-----------------------------------+-----------------------------------+-----------------------------------------------------+-----------------------------------+-----------------------------------------------------+-----------------+ | | | II. Johannes Marpurg, B. in Seehausen (1679--1711),\ | | | | vermählt mit Emerentia, Tochter des Werbener B. Lorenz Gleim,\ | | | | am 23. September 1672. Emerentia † 29. März 1704 in Seehausen | +---------------+-----------------------------------------------------+-----------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------+ | | +---------------+-----------------------------------------------------+-----------------------------------------------------+-----------------------------------+-----------------------------------------------------+-----------------------------------------------------+-----------------------------------+ | III: | 1. | 2. | 3. | 4. | 5. | 6. | +---------------+-----------------------------------------------------+-----------------------------------------------------+-----------------------------------+-----------------------------------------------------+-----------------------------------------------------+-----------------------------------+ | | Johannes Jakobus,\ | Dorothea Elisabeth,\ | Johann Gottfried,\ | Emerentia Sophia\ | Gödula Magdalena,\ | Friedrich Wilhelm,\ | | | □ 1674\ | get 26. Jan. 1676\ | get. 19. Sept. 1678\ | get. 3. Jan. 1683\ | get. 16. April\ | ge.t 6. Jan. 1688,\ | | | in Seehausen | 🞩 Ungnad, Diakon.\ | □ 10. Juli 1685 | □ 15. Feb. 1885 | 1685, | □ 17. Jan. 1731, | | | | in Seehausen i A. | | | | | +---------------+-----------------------------------------------------+-----------------------------------------------------+-----------------------------------+-----------------------------------------------------+-----------------------------------------------------+-----------------------------------+ | | III. Friedrich Wilhelm Marpurg, Landsaß auf dem Seehof,\ | | | vermählt | +---------------+-----------------------------------------------------------------------+-----------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------+ | | a) 1711 mit Margarethe,\ | b) 1716 mit Maria Magdalene, Tochter des Werbener B. Johann Christian Hupe, | | | geb. Krusemark\ | | | | aus Perleberg,\ | | | | get. 13. März 1691,\ | | | | † 1715 | | | | +-----------------------------------------------------------------------------------------+-----------------------------------------------------------------------+-----------------------------------------------------+ | | | Friedriche Wilhelm,\ | Tochter\ | Johann Christoph,\ | | | | 21.November 1718 in\ | 1720 in\ | * 1725 in Wendemark\ | | | | Wendemark (Seehof),\ | Wendemark, | □ 14. November 1732\ | | | | † 1795 in Berlin als Multischriftstellter,\ | | in Seehausen,\ | | | | Kriegsrat und Lotterie-\ | | als Sohn der Frau\ | | | | Direktor, | | Marpurgen aus\ | | | | | | Wendemark. | +---------------+-----------------------------------------------------------------------+ | | | | | | | | | +---------------+-----------------------------------------------------------------------+ | | | | IV. | Joachim Ernst Wilhelm,\ | | | | | | 11 Jahre alt,\ | | | | | | 2. Oktober 1724\ | | | | | | in Seehausen | | | | +---------------+-----------------------------------------------------------------------+-----------------------------------------------------------------------------------------+-----------------------------------------------------------------------+-----------------------------------------------------+
+-------------------+------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------+ | I. | Johann Christian Hupe, Werbener B. und Accise-Einnehmer, † 1738\ | | | 🞩 mit Eva Maria Specht, Tochter des Nikolaus Specht, Pfarrer in Mechau und Ritzleben,\ | | | ✝ 29. Oktober 1726, □ 3. November ejd. a. in der Werbener Kirche hinter der Kanzel. | | | | +-------------------+-----------------------------+-----------------------------+------------------------------+-----------------------------+ | | 1. | 2. | 3. | 4. | +-------------------+-----------------------------+-----------------------------+------------------------------+-----------------------------+ | II. | Eleonore Katharina,\ | Maria Magdalena,\ | Katharina Dorothea,\ | Johann Christian,\ | | | geb. 5. Septbr. 1694,\ | geb. 21. Septbr. 1696,\ | jüngste Tochter, geb. 1702,\ | geb. 4. Dezember 1707,\ | | | 🞩 Johann Lüdeke,\ | 🞩 Friedrich Wilhelm\ | 🞩 Johann Christoph Wehling-\ | 🞩 Hanna Sophia\ | | | Werbener Kauf- und\ | Marpurg, Erbsaß auf\ | K. Pr. adjung. Accise-Ein-\ | Marggraff,\ | | | Handelsherr, am\ | dem Seehof in Wende-\ | nehmer, senator und K. Pr.\ | am 31. Mai 1731. | | | 26. Oktober 1712. | mark, im Jahre 1716, | Zinsmeister, 11. Mai 1724. | | +-------------------+-----------------------------+-----------------------------+------------------------------+-----------------------------+ | | +-------------------+------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------+ | III. | II. 4. Johann Christian Hupe, 1731 genannt „Bestallter Rats-Cammerer, Justitiarius bei der Kommendatorei",\ | | | 🞩 31. Mai 1731 mit Hanna Sophia Marggraff. | +-------------------+------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------+ | | | +-------------------+-----------------------------+-----------------------------+------------------------------+-----------------------------+ | | 1. | 2. | 3. | 4. | +-------------------+-----------------------------+-----------------------------+------------------------------+-----------------------------+ | | Maria Elisabeth,\ | Johanna Sophia,\ | Christiane Dorothea,\ | Justina Wilhelmina,\ | | | 🞩 15. November 1749\ | 🞩 a) 30. Oktober 1759\ | 🞩 24. November 1761\ | 🞩 9. Oktober 1770\ | | | mit Johann Wilhelm\ | mit Adam Lindenberg,\ | mit Georg Christoph\ | mit Johann Christian\ | | | Thielebein, Pfarrer\ | Diaconus in Werben,\ | Schrader, K. Pr. privil.\ | Tetschau, Kgl. Accise-\ | | | in Ruhstedt, Gnevs-\ | 🞩 b)15. Juli 1767\ | und approb. Medicin-\ | Einnehmer und Secre-\ | | | dorf und Behlau. | mit Joachim Heinrich\ | Apothek. in Osterburg | tarius curiae in Werben. | | | | Fritze, Bürger und\ | | | | | | Kaufmann in Werben. | | | +-------------------+-----------------------------+-----------------------------+------------------------------+-----------------------------+
Literatur, die benutzt worden ist:
- Kirchenbücher von Wendemark, Werben (Elbe) und Seehausen.
- Akten des Gutes Neu-Goldbeck (Altmark).
- Seehäuser Wochenblatt 1895, Nr. 65 und 105.
- Schumann, Geschichte des Volksschulwesens, S. 257.
- Gerber, Neues Lexikon der Tonkünstler, 1813.
- Dr. Oskar Paul, Handlexikon der Tonkunst, Leipzig 1873.
- Otto Tiersch, Kurzes praktisches Lehrbuch für Kontrapunkt und Nachahmung, Leipzig 1879.
- Dr. Karl Grunsky, Musikgeschichte des 17. und 18. Jahrhunderts, Leipzig, Sammlung Göschen, 1905.
- Hugo Riemann, Musik-Lexikon, 7. Auflage, Leipzig 1909.
- Emil Naumann, Illustrierte Musikgeschichte, 3. Auflage, 1918



