3. Der nördliche Chorabschluss mit den 4 Fenstern.
Von der Taufkapelle treten wir an den gegenüberstehenden Chorpfeiler, um von dort aus einen Blick auf das erste bunte Fenster in diesem nördlichen Seitenschiffsabschluss zu haben. Dieses vierlichtige Fenster hat oben und unten eine farbenwirksame Architektur mit sehr schöner Perspektive und in der Mitte eine „Anbetung der heiligen drei Könige“. Das Fenster gehört offenbar der spätgotischen Zeit an und hat verhältnismäßig viele alte Bestandteile; das Gesicht der heiligen Jungfrau ist schön ergänzt.
Das zweite Fenster ist dreilichtig mit 30 Feldern. Wir beginnen die Besichtigung unten. In den drei untersten Feldern ist die folgende Inschrift inmitten kleiner gotischer Architekturen: „Was Anno 1631 General Tilly und Papenheim an diesem Gotteshaus verwüstet, so höchlichen war nötig, das hat Herr Rittmeister Frommhold von Meyer hinwieder 1638 Gott zu Ehren und zu seinem Andenken lassen reparieren.“ Darüber ist in 6 Feldern ein sehr seltsames Bild. Aus den geringen vorhandenen Bestandteilen, etwas Hermelin, einigen Teufelsgestalten mit grinsendem Lachen hat der Künstler, Direktor Dr. Bernhard, einen symbolischen Vorgang wiederhergestellt, der die Gefahr des Reichtums oder auch die Unmöglichkeit, sich durch Gold von den ewigen Strafen loszukaufen, versinnbildlichen soll: Dem auf dem Bild rechts stehenden Könige im blauen, hermelinbesetzten Gewande reicht ein Teufel einen Teller mit Gold dar; ganz links will ein Priester mit dem aufgeschlagenen heiligen Buch dem Könige in der Versuchung beistehen, wird aber von zwei grinsenden Teufelsgestalten zurückgehalten. Über diesem Bilde ist der wohlerhalten gewesene „Höllenrachen“ angebracht; eine vermutlich sehr alte Szene, in der eine Anzahl Prälaten, den Papst an der Spitze, mit einer dicken Kette umgeben, von einem Teufel in den ungeheuren feurigen Rachen eines höllischen Ungetüms hineingezogen, von einem anderen hineingeschoben wird. Diese bildliche Darstellung – das Wahrzeichen der Werbener Kirche – trägt bemerkenswerte Spuren jenes überaus lebendigen ketzerischen Geistes an sich, welcher, durch die Bekämpfung des Wunderblutes zu Wilsnack heftig angeregt, sich damals hierzulande regte. Darüber ist eine gleichfalls sehr alte „Auferstehung“ in 3 Feldern: Zwei Engel mit langen Posaunen blasen zur Auferstehung, auf welche rechts und links die letzte Entscheidung erfolgt. Die Hauptdarstellung in diesem Fenster ist eine herrliche „Verkündigung Mariä“ in den 9 obersten Feldern; rechts (vom Beschauer) Maria, links der Engel Gabriel. Ganz oben sehen wir „Gott Vater“ zwischen musizierenden Engeln.
Das dritte Fenster zeigt unten ein Betpult mit aufgeschlagenem Buch, zu beiden Seiten knieende betende Johanniter mit Spruchbändern, auf denen in lateinischer Sprache geschrieben steht: „Bete für uns, heilige Mutter“ und „holdselige Maria, bete für uns“. Darüber sehen wir den in Lukas 7 erzählten Besuch des Herrn bei dem Pharisäer Simon, bei welchem ihm die große Sünderin die Füße netzte mit ihren Tränen und trocknete mit ihren Haaren. Darüber ist eine architektonische Gliederung mit Ornament und zwei harfenspielenden Engeln. Das Fenster zeigt endlich ganz oben den Heiland in der Glorie mit Schwert und Lilie, daneben links die heilige Agathe als Schutzpatronin der Maltheserritter, rechts Johannes den Täufer als Patron der Mark Brandenburg.
Das vierte Fenster zeigt, von schönem Teppichmuster oben und unten eingeschlossen, in kleinen Gruppen, die nur je ein Feld einnehmen, Bilder aus der Geschichte des Petrus, und zwar unten von links nach rechts: „Petri Berufung“, „Petrus vor dem Könige“, „Petrus im Kerker“, und oben von links nach rechts: „Petrus mit den Henkern“, „Petri Kreuzigung“ und „Petrus in Rom“.