7. Die Sakristei.
Wir treten in die Sakristei ein. An der Ostseite steht ein kleiner Altar mit alten Leuchtern und einem 1721 geschnitzten Kruzifix. Auf den Altar ist eine Tafel gesetzt, die links den Bürgermeister Andreas Goldbeck († 1576) mit seinen Söhnen, rechts dessen Frau Anna, geb. Engel, darstellt. An der Nordseite hängt ein Bild des ehemaligen Werbener Diakonus Johannes Schultz. In der Nähe der Eingangstür ruht eine aus dem Jahre 1717 stammende Wanduhr von ihrem rastlosen Gange aus. Besondere Aufmerksamkeit nimmt der in die Westwand eingelassene Wandschrank mit seinem schönen Schmiedebeschlag, mit seinem geschnitzten Maßwerk und mit seiner Jahreszahl 93 (1493) in Anspruch. In diesem Wandschrank werden zwei hervorragende Sehenswürdigkeiten der Werbener Kirche aufbewahrt: eine Lutherbibel und ein vergoldeter romanischer Messkelch. Die aus dem Jahre 1545 stammende Bibel zeigt auf dem ersten Blatt, von Luthers eigener Hand geschrieben, den Anfang des 1. Psalms und eine kurze Erklärung dazu nebst Luthers Unterschrift. Der aus dem 13. Jahrhundert stammende Messkelch zeigt an dem Fuß und um die Schale herum je vier von lateinischen Umschriften umgebene Medaillons, von denen die ersten vier auf die Menschwerdung Christi, die letzten vier auf das Opfer Christi hinweisen. Die vier gravierten Rundbilder am Fuße stellen dar: „die Verkündigung Mariä“, „Moses und der feurige Busch“, „Gideon und das wunderbar benetzte Vlies“ und die „Kreuzigung des Herrn“; die vier Rundbilder an der Schale bringen zur Anschauung „Melchisedech und Abraham“, „Isaaks Opferung“, „Moses und die eherne Schlange“, „Elias und die Witwe von Sarepta“. Am Griffe des Kelches, der die Form zweier sich durchschneidender Tönnchen hat, veranschaulicht der Künstler vortrefflich das ganze Geheimnis der Erlösung durch die Sinnbilder der vier Evangelisten – den geflügelten Menschen (Matthäus), den Stier (Markus), den Löwen (Lukas) und den Adler (Johannes). Das vierte Bild – „der Prophet Elias und die Witwe von Sarepta“ –, das wir an der Schale des Kelches finden, weist auf die unerschöpfliche Liebe und Barmherzigkeit hin, wie sie von dem Johanniterorden gepflegt werden; diese Darstellung erweist also den Kelch als einen Opferkelch der Johanniterkirche. Nachdem wir den Wandschrank wieder geschlossen, verlassen wir die Sakristei. Vor uns sehen wir die Kanzel.