2. Die Taufkapelle

Wir wenden unsere Schritte nun schräg links nach der kleinen Taufkapelle. Auf dem Wege dorthin kommen wir an der weißen Marmortafel vorüber, auf welcher die Namen der in den letzten deutschen Einigungskriegen gefallenen Werbener eingegraben sind:

Christian Franke, Heinrich Kamosin, Ferdinand Köhn, Wilhelm Peter, die 1866 starben, und Wilhelm Albrecht, Theodor Bielefeld, Ulrich Claßen, Wilhelm Herrmann, Hermann Lüde, Adolf Prange und Christoph Trintwedel, die 1870/71 fielen. In der Mitte der Taufkapelle steht das einfach gebildete, große pokalförmige Taufbecken, um welches herum sich die Inschrift zieht: „anno domini 1489 hermen bonstede: help jhesus unde maria“. Der Altarleuchter und die Taufe von 1478 und 1489 sind Werke des Hamburger Gießmeisters Hermann Bohnstede, der von 1464 bis 1496 in Hamburg nachweisbar ist. Der Altarschrein in der Kapelle, in dessen Mittelstück wir Maria mit dem Jesuskinde zwischen zwei Heiligen, auf dessen Rückseite wir „die Verkündigung Mariä“ sehen, lässt sich schwer erklären, weil den Heiligen die Attribute fehlen; vielleicht ist es der Schrein des ehemaligen Ottilienaltars. Gegenüber, an der Westwand der Kapelle, befindet sich das Mittelstück des S.-Annen-Altarschreines, dessen Schöpfer Meister Helmeke Borstel ist, dessen Entstehungszeit die Jahre 1513 und 1514 sind. In der obersten Reihe sehen wir der Reihe nach Alphäus, Joachim, Joseph, Kleophas, Salome und Zebedäus, in der 2. Reihe Maria Kleophas, Maria, Anna, Maria Salome und in der untersten Reihe die Kinder Jacobus minor, Simon und Judas, Jesus, Jacobus maior und Johannes evangelista auf dem Schoße oder zu Füßen ihrer Mutter. Das Ganze stellt also die „heilige Anna“ mit ihrem ganzen Geschlechte dar. Der Schnitzer Helmeke Horne-Borstel arbeitete in Hamburg in dem 1. Viertel des 16. Jahrhunderts. – Vgl. Meinhof in der „Osterburger Zeitung“ vom 3.10.26, 2. Blatt.