10. Die Ottilienkapelle.
Von dem steinernen Chor begeben wir uns weiter westwärts im südlichen Seitenschiff und gelangen an dem Chorgestühl vorüber in die südlich gelegene Kapelle, die sogenannte Ottilienkapelle. Links sehen wir den gewaltigen Grabstein des Eberhardt von Holla, Jonathans Sohn, eines Kämmerers und Obristen Herzogs Philipp II. von Pommern. Eberhardt von Holla war auf der Rückkehr von einer Gesandtschaftsreise, die er im Auftrage seines Herrn nach Braunschweig gemacht hatte, in Gardelegen an einem heftigen Fieber erkrankt, von seinem Arzt nach Werben zu seinem ehemaligen Lehrer Dr. Corfinius gebracht, aber hier am 21. Mai 1611 von dem Tode ereilt. Die Hinterbliebenen erlangten durch eine Stiftung das Recht, den Ritter in der Werbener Kirche beizusetzen und ihm dort das Denkmal zu errichten. Oben in der linken Ecke der kleinen Kapelle sehen wir noch die Spuren einer Kanonenkugel, die hier 1631 eingeschlagen. Unter dem Fenster der Kapelle meldet uns eine eiserne Gedenktafel die Namen der in den Freiheitskriegen gefallenen Werbener: Carl Hoffmann, Wilhelm Jaenicke, Caspar Ragotzky, Joachim Friedrich Witte, Christian Rabe, Joachim Knape, Adam Brosius und Levin Jakob. - Rechts zeigt uns ein Denkmal eine vornehme Frau in reichgeschmücktem Gewande. Die Umschrift lautet: „Anno 1608 den 3. Martz abends um 10 Uhr ist die ehr- und tugendreiche Matron Luidtkens, des ehrenvesten und wohlweisen Herrn Christoph Goldberg, zu Werben, in Räbel und in Berge erbsessen, ehelich Hausfrau, selig entschlafen. Ihres Alters im 34. Jahre.“ Unten zu den Füßen steht rechts das Goldberg’sche Wappen (drei 2:1 gestellte Büchsen oder Becher oder Kannen, der Helm von einer weiblichen Gestalt überragt, die in den seitwärts gestreckten Händen je eine Kanne trägt), es steht links das Wappen der Familie des Havelberger Domdechanten Luidtke, des Vaters der Blandina (auf dem Schild ein schreitender Kranich, auf dem Helm ebenso). In dem Fenster über der Kapelle erinnert eine Inschriftentafel an die Beschießung der Stadt und Kirche 1631. Über der Domänentür besagt eine andere Inschriftentafel, dass Friedrich Wilhelm IV. dieses Gotteshaus am 26. Mai 1841 besuchte.