Heilige Geist-Kapelle (Tafel 146f)
Schrifttum:
Zahn I S. 124–125.
Zahn V S. 117.
Wollesen, Chronik S. 61–62 und S. 194 und S. 204.
Wollesen, Aus älteren Werbener Ratsrechnungen. Stendaler Beitr. V S. 21.
Bekmann 5. Teil 1. Buch VIII. Kap. S. 26.
Bekmann, Nachlaß.
Riedel A VI 402 und 422.
Adler, Backsteinbauwerke Bd. I S. 79 Abb. Bl. XLII Fig. VI.
Das älteste der drei Hospitäler in Werben ist das Heilige Geist-Hospital, von dem auch heute noch die Kapelle erhalten ist. Die jetzt profanierte Kapelle (sie wird als Schuppen benutzt) liegt im Nordwesten der Stadt auf und an der ehemaligen Stadtmauer (sicher identisch mit der Kapelle „zum Leichnam Christi" auf der Ansicht von Merian).
[Bild] Abb. 156. Werben. Hl. Geist-Kapelle. Grundriß und Querschnitt (Maßstab 1:300)
Die Kapelle wurde 1513 mit Genehmigung des Johanniter-Priors Helpericus von Rüdenheim errichtet. Der Rat verpflichtete den Orden, durch einen seiner Brüder die tägliche Frühmesse zu lesen (R. A VI 402 und 22). Adler nimmt an, daß die Kapelle um 1480 erneuert worden ist. 1559 soll von dem Pfarrer Brinkmann der erste evangelische Gottesdienst in der Kapelle abgehalten worden sein. 1542, als das Patronat auf den Rat der Stadt überging, stand die Kapelle schon wüst und wurde als Kornhaus benutzt. Auf dem Westgiebel der Kapelle war ein Glockentürmchen angebracht, das 1584 neu bekleidet wurde (Ratsrechnungen). 1741 bis 1810 diente die Kapelle als Salzniederlage, woher der heutige Name Salzkirche stammt. Es wurde ein Boden eingezogen. Das obere Geschoß wurde um 1750 als Montierungskammer für die Werbener Garnison benutzt.
Baubeschreibung.Die Hl. Geist-Kapelle ist ein kleiner einschiffiger und zweijochiger Backsteinbau (Backsteinformat 30x15x9), der auf der Ostseite im Innern mit drei Seiten eines Sechseckes geschlossen ist. Auf der Südseite ist im unteren Geschoß zwischen und vor den Strebepfeilern eine Kapellenreihe eingebaut. Auf der Nordseite ist die Kapelle in Verbindung mit der Stadtmauer gebaut. Daher ist auch die nordöstliche Polygonseite außen durch einen rechteckigen Mauerabschluß ersetzt (vgl. Grundriß Abb. 156). An der Nordostecke ist das Mauerwerk stark zerstört. Die Westseite der Kapelle ist von Häusern eingebaut. Der Westgiebel ist zum großen Teil erneuert. Das Glockentürmchen ist nicht mehr vorhanden. Das Doppeldach ist mit Biberschwänzen neu gedeckt. Über dem Chor ist das Dach abgewalmt. Das Innere der Kapelle ist mit Kreuzrippengewölben eingewölbt. Rippen und Gurte haben das gleiche breite Birnstabprofil. Die spitzbogigen Schildbögen haben einfache Abtreppung. Die Kappen der Gewölbe sind stark gebust. Die Kapellen auf der Südseite sind mit Kappen gedeckt. Die Spindeltreppe in der Südwestecke führte ursprünglich zur Empore und zum Dachboden. Im Chor ist noch der Rest eines Kastenaltares mit Reliquienkammer erhalten (vgl. Schnitt durch den Chor, Abb. 156). Die Form der Rippenprofile der Gewölbe und der Profile der spitzbogigen Südfenster lassen vermuten, daß im Kern noch das alte 1313 gestiftete Bauwerk erhalten ist. Die vorgesetzten flachbogigen Nischen und die Kapellen weisen auf einen Umbau um 1480 hin. Mehrfache Ausbesserungen und Umänderungen (Einziehen eines Bodens) haben bei der Benutzung der Kirche als Salzmagazin stattgefunden. Der gotische Dachstuhl (vgl. Schnitt) ist im 19. Jahrhundert erneuert.