Anbauten
Die Lage der Anbauten ist aus dem Grundriß ersichtlich und bereits dort beschrieben (vgl. S. 361). Im Äußeren haben sämtliche Anbauten die gleichen breiten segmentbogigen Fenster, die durch einfache Pfosten meist vierfach unterteilt sind. Mit Ausnahme der Sakristei, über die das Dach der Kirche schleppt, sind die Anbauten mit Pultdächern gedeckt.
Ottilienkapelle. Sie ist der älteste Anbau, der 1445 gestiftet wurde (vgl. Geschichte des Bauwerks S. 359). Vor die etwa dreißig Jahre vorher errichteten Mauern und Strebepfeiler des Westteiles des Langhauses wurde die Mauer der eingeschossigen Kapelle gesetzt. Neben dem Fenster sitzt „in situ“ ein Kreuzigungsrelief von 1455 aus rötlichem Sandstein. h 60 cm, br 62 cm. Unter dem Kruzifix kniet der Stifter vor der hl. Ottilie. Unterschrift in vertieften gotischen Minuskeln: anno • d-i • m0 • cccc0 • l0v. Auf der anderen Seite des Fensters Sandsteintafeln von 1868 mit Inschrift: Am 27. Juli 1631 bei der Beschießung der Stadt und Kirche durch General Tilly schlug hier eine Kanonenkugel ein. Der Raum hat ein Kreuzrippengewölbe. Er öffnet sich (wie bei der Taufkapelle) mit einem Rundbogen zum südlichen Seitenschiff. (Tafel 210 c.)
Sakristei mit Portalvorhalle. Der zweigeschossige Anbau öffnet sich im Obergeschoß mit drei rundbogigen Arkaden zum Schiff. Diese unmittelbare räumliche Verbindung als Empore des Chores zeigt, daß der Bau gleichzeitig mit dem Chor entstanden ist (1466). Der Eingang zur Sakristei im Untergeschoß ist spätgotisch profiliert. Die Wände des zweijochigen Raumes sind durch rundbogige Nischen gegliedert. Fünf kleinere Nischen dienten vermutlich zur Aufbewahrung der Kirchengeräte. In der Südwand steckt noch ein jetzt vermauertes Lavabo (Sandstein). Die Formgebung der Kreuzrippengewölbe, der Birnstabrippen, der Dienste mit Kapitellen ist ähnlich der Gewölbe im Chor. Zu der Empore „steinerner Chor“ führt eine mit einer steigenden Backsteintonne (Schwalbenschwanzverband) überdeckte Treppe.
Taufkapelle. Sie ist ein kleiner eingeschossiger Bau auf der Nordseite des Chores. Sie hat eine rundbogige Arkade, deren Kante mit Dreiviertelstab profiliert ist. Die Schlußbogen sind teils rund- teils spitzbögig. Das Kreuzrippengewölbe gleicht den Gewölben der Sakristei. Die Taufkapelle und die daneben liegende eingeschossige Portalvorhalle sind auch gleichzeitig mit dem Chor erbaut.