Bürgerhäuser (Tafel 147 c, 146 c)
Wie von der mittelalterlichen Stadtbefestigung heute nur wenig erhalten ist, so sind auch die Häuser der Stadt im Dreißigjährigen Kriege und durch die Feuersbrünste von 1458, 1596, 1659, 1666, 1674, 1692 und 1693 zerstört worden (vgl. Bekmann V. Teil 1. Buch VIII. Kap. S. 49; Bekmann, Nachlaß; Wollesen, Chronik S. 50 und 152). Wohl sind noch die Straßenzüge im allgemeinen die gleichen geblieben wie im Mittelalter (Schadewachten, Hinter der Mauer, Lange Straße usw., vgl. Plan der Stadt von H. Cohnert, Abb. 150), aber die Häuser sind im 18. und am Anfang des 19. Jahrhunderts erneuert worden. E es sind zumeist kleine eingeschossige und zweigeschossige Fachwerkhäuschen (vgl. Tafel 140), die mit der Traufe parallel zur Straße stehen.
Markt Nr. 223. Zweigeschossiger, massiver Putzbau. Neun Achsen, einachsiger Mittelrisalit, im Untergeschoß stark umgebaut. Das Obergeschoß hat noch die alten schlichten Fensterfaschen. Die Sohlbänke sind verziert durch Pfeilerkonsolen. Das gebrochene hohe Dach nach der Straßenseite zu mit drei großen Fledermausluken. Anfang 19. Jahrhundert.
Markt Nr. 224. Das nördlich neben Nr. 223 liegende Haus mit dem Krüppelwalmgiebel stammt noch aus der Mitte des 18. Jahrhunderts, ist aber sehr stark umgebaut.
Markt Nr. 204, anschließend Seehäuser Straße. Fachwerkhaus. Zweigeschossig. Gefache aus Backstein (geschlämmt). Dachausbau mit Winde. Auf dem Sturz der Durchfahrt Inschrift in Kapitale: Des großen Gottes Segen 1712 ist uns Menschen viel gelegen. Altes Kaufmannshaus, schöner Treppenaufbau. Hof eng und lang gestreckt, Stallgebäude mit überstehendem Geschoß. Nach Westen, im Verlauf der Seehäuser Straße, treten die beiden wuchtigen Dächer der „Stadt Magdeburg” hervor. Davor kleinere Gebäude des Nachbarhauses, interessanter Ausblick.
Nach Richartz Feststellungen handelt es sich bei dem nach dem Markt zu liegenden Teil der Gebäude um das 1766 neu erbaute Kommandanten-Quartier-Haus (vgl. Staatsarchiv Magdeburg. Dep. W. Alte Reg. Abt. I ...), das 1799 an die Ratskellerpächter Helbach für 1300 Thl. verkauft wurde und von da an anstatt des nicht mehr benutzbaren Ratskellers als Ratsschenke benutzt wurde.
Schulstraße Nr. 157/158. Fachwerkhaus, ursprünglich zwei Häuser. Zweigeschossig. Gefache verputzt. Die Türen der Durchfahrt mit Verzierung (Schleifen usw.). Auf dem Sturz Inschrift in barocker Kursiv: Wer Gott vertraut .... Auf dem Hof am Stallgebäude (früheres Wohnhaus) Inschrift: Anno 1755 12. Juni. Im Inneren eine schöne, doppelflügelige, verglaste Alkoventür.
Schadewachten Nr. 108. Niedriges kleines Fachwerkhaus. Gefache verputzt. Inschrift Kapitalen vertieft: 1785. 4. Mai.
Langestraße Nr. 74. Zweigeschossiges kleines Fachwerkhaus. Gefache verputzt. Vertiefte Inschrift in Kapitale: Andreas Mertens Cathrina Sophia Schmiten 1758.
Langestraße Nr. 68. Größeres Fachwerkhaus. Zweigeschossig. Krüppelwalmdach. Das Untergeschoß neu verputzt. Obergeschoß reicheres Fachwerk mit Kreuzstreben zwischen den Stilen und halben Männern. Auf dem Rähm Spruch in barocker Fraktur: Der Herr behüte Deinen Eingang ...
Langestraße Nr. 58(?). Großes zweigeschossiges Fachwerkhaus mit Durchfahrt zum Hof an der Seite. Gefache Backstein rot geschlemmt. Reich profilierter Rähm. In der Mitte Hausflur. Auf dem Sturz Inschrift in Kapitale: J. F. Ziecker. Ä. C. E. Bielefeldien 1800 d. 3. May.
Langestraße Nr. 52. Kleineres Fachwerkhaus. Zweigeschossig. Gefache Backstein, rot geschlemmt. In der Mitte des Hauses die Tür. Auf dem Sturz Spruch: Wer Gott.... Michael Boos Dorothea Weichbroh N. 1767 d. 30. September.
Langestraße 48. Zweigeschossiges kleines Fachwerkhaus. Gefache aus Backstein. Stärker vorspringendes Obergeschoß. Über der Tür Inschrift in Kapitale: Johann Christoph Schultze 1766.
Elbstraße 4. Erhalten ist noch das alte Wappen der Apotheke. Sandstein. Preußischer Adler mit der Unterschrift: I. D. I. und E. C. D. 1750.
Drei Fachwerkgebäude am Kirchplatz.
1. Oberpfarrhaus. Zweigeschossig. Gefache verputzt, Westseite (nach dem Kirchplatz hin) 1838 massiv gebaut. Keller mit Tonnengewölben. Walmdach mit Biberschwänzen. Dat. 1704 zur Amtszeit des Kirchenlieddichters und Kirchengeschichtsschreibers Gottfried Arnold, dessen bedeutendstes Werk seine „Unparteiische Kirchen- und Ketzerhistorie” ist.
2. Diakonatshaus. Zweigeschossig. Gefache unverputzt (Backstein verfugt). Gewölbte Keller. Satteldach mit Biberschwänzen. Bauzeit 1701.
3. Ehemaliges Kirchschulgebäude. Zweigeschossig. Gefache verputzt. Gewölbte Keller. Satteldach mit Biberschwänzen. Bauzeit 1724–1726. Seit dem Schulneubau im Jahre 1931 im Besitz der Kirche. Im Erdgeschoß Organistenwohnung, im 2. Geschoß Gemeindesaal.