Äußeres (Tafel 139 a, 140—142)
Schiff. Die Beschreibung des Äußeren der Hallenkirche muß vom Gesamteindruck ausgehen, denn eine Trennung zwischen Chor und Langhaus, z. B. durch Mauerabsatz, ist im Äußeren nicht vorhanden. Wohl aber ist an dem Vergleich der einzelnen Bauteile und Verzierungen die Entstehung des Bauwerkes zu erkennen. Deutlich ist auf jeder Längsseite ein Bauabschnitt nach dem fünften Joch von Westen vorhanden. Während die westlichen Joche unter einem Stabgesims einen breiten Gitterfries aus Formsteinen (Vierpässe) haben, ist der östliche Teil nur durch Stabgesimse und Rosettenblenden verziert. Im Inneren ist der Beginn des neuen Bauabschnittes von 1466 an den Mauervorsprüngen zu sehen (vgl. S. 366). Die Strebepfeiler der westlichen Joche sind besonders hervorgehoben durch einen vorgesetzten Fries aus Formsteinen, der in dreiviertel Höhe mit einem Giebel und Kreuzblume endet. Sämtliche Fenster dieses Westteiles sind dreiteilig, während die Fenster des Ostteiles mit Ausnahme des Chorschlusses vierteilig sind.
Innerhalb des Westteiles sind aber nun wieder zwei Bauzeiten zu unterscheiden. Die Wände des vierten und fünften Joches von Westen stammen von einem im Anfang des 14. Jahrhunderts begonnenen Hallenbau des Langhauses (vgl. Geschichte des Bauwerks S. 358). Die einander gegenüberliegenden frühgotischen Portale (die Wimperge mit Krabben sind noch vorhanden) sind am Anfang des 15. Jahrhunderts vermauert und von den nachträglich angesetzten Strebepfeilern überschnitten worden. Von den alten Spitzbogenfenstern, die etwas höher lagen als die jetzigen Fenster, sind noch die Bogen zu erkennen. An den Wänden fehlten Sockel- und Kaffgesims, was sonst am ganzen Schiff vorhanden ist. Nach den Urkunden ist in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts der Bau des Langhauses bis zum Anschluß an den Turm fortgesetzt worden. Bei diesen drei westlichsten Jochen sind Wände und Strebepfeiler gleichzeitig erbaut. Ein Sockel mit Profilierung und ein Kaffgesims umziehen gleichmäßig Wand und Strebepfeiler. Bandartige Friese zu Seiten der Fenster setzen auf dem Kaffgesims auf. Die schrägen Leibungen der Fenster haben außen und innen reiche Profilierungen (vgl. Zeichnung bei Adler Bd. XLIV Fig. III). Die sich gegenüberliegenden Portale haben spätgotisch profilierte Gewände (ähnlich den Fenstern). Sie liegen im Inneren unter Segmentbogennischen. Das Nordportal, das Marienportal („die Brauttür“), ist besonders hervorgehoben durch einen mit Krabben geschmückten Wimperg. In einer Nische unter Maßwerkgitter steht eine Sandsteinfigur der Mutter Gottes aus der Zeit um 1430. (Tafel 139 b u. c). Die jetzige Johannesfigur in einer Nische über dem Südportal, dem Johannesportal, stammt von der Erneuerung der Kirche im Jahre 1868. Richartz hat die alte Johannesfigur, die wie die Muttergottesfigur ebenfalls um 1430 entstanden ist, gefunden und in der Sakristei aufgestellt. Das Westportal ist gleichzeitig mit dem Marien- und Johannesportal, die Portalvorhalle etwas später erbaut worden.
Als 1466 der kleine romanische Chor abgerissen und das Schiff nach Osten um 2½ Joch mit dem dreiapsidalen Chorschluß erweitert wurde, erhielt das Langhaus des 14. Jahrhunderts neue Fenster, die die gleichen geraden Leibungen (nur mit Profilsteinen am Rande) hatten wie der neue Ostteil (vgl. Profilzeichnungen bei Adler Bd. XLIV Fig. III). Wie bereits oben S. 365 erwähnt ist, wurde der Erweiterungsbau des Schiffes nach Osten dem in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts errichteten Westteil in den Hauptformen angeglichen, dadurch, daß dieselbe senkrechte Gliederung durch die Strebepfeiler und dieselbe horizontale Gliederung durch Sockel- und Kaffgesims angeordnet wurden. In den Einzelheiten aber ist die Formensprache nüchterner ohne die reichen Zierformen.
Dreiapsidaler Chorschluß. Der letzte große Baumeister, der den Ostteil schuf, baute gleichzeitig die Kirche zur Hallenkirche aus (vgl. Inneres S. 368). Es zeugt von der überragenden Geistesgröße dieses Meisters, daß er die im Inneren des alten Langhauses vorhandene Überhöhung der Gewölbe des Mittelschiffes in dem neuen Ostteil benutzte und steigerte und so einen Hauptchor heraushob, dessen -Schluß mit den niedrigeren -Schlüssen der Seitenschiffe unter einem gemeinsamen mächtigen Dach liegt. Die Winkel, wo im Äußeren die flachen Nebenapsiden mit der weiter vorspringenden Hauptapside zusammenstoßen, sind durch Gewölbekappen unter dem herabgezogenen Walmdach verbunden. (Tafel 142.) Die in den Winkeln liegenden westlichen Fenster der Hauptapside gleichen sich der geringeren Höhe der Fenster der Nebenapsiden an. Im Sockelgeschoß bis in Höhe des Kaffgesimses sind zwischen den Strebepfeilern Winkel Wände eingezogen und die schrägen Hohlbänke steigen sehr hoch hinauf, so daß im Innern Durchgänge zwischen den beiden Ostpfeilern des Hauptchores gebildet werden (vgl. Grundriß Bl. 1 und 2). Außen unter den Fenstern sind die Wandflächen des dreiapsidialen Chorschlusses durch rechteckige Putznischen belebt. In der Mittelnische des Hauptchores: Ölbergrelief aus Sandstein. h 90 cm; br 1 m. Um 1470. (Tafel 219 b.)