Die vier Fenster im nördlichen Nebenchor
1. Vierteiliges Fenster. Die ersten zwei Zeilen des Fensters werden von einer Kastenarchitektur eingenommen. Über dieser erstreckt sich in allen vier Bahnen (der dritten und vierten Zeile) die figürliche Szene „Anbetung der Könige“. Das Ganze wird von einer Baldachinarchitektur bekrönt.
Der hellblaue Hintergrund hinter den Figuren hat ein aus dem Schwarzlot heraus radiertes Rankenmuster, wie wir es noch auf mehreren Fenstern finden (vgl. Nr. 3). Die Farbgebung ist – wie bei der Mehrzahl der spätgotischen Glasfenster – sehr licht mit Benutzung von viel Silberweiß und Hellgelb, nur wenige Teile der Gewänder (Strümpfe und Ärmel) sind rubinrot. Das Inkarnat ist rosa (beim Mohrenkönig dunkler). Am Fenster sind verhältnismäßig wenig Scheiben ergänzt (Kopf der Maria und Teile des Christkindes ergänzt). Um 1460–1470.
2. Zweiteiliges Fenster im Nebenchor auf der Nordseite. Das Fenster ist aus einem älteren und einem jüngeren spätgotischen Fenster zusammengesetzt. Die spätgotischen Scheiben: in der zweiten und dritten Zeile großfigurige Szene, Priester vor dem Altar mit zwei Teufeln und König, dem ein Teufel eine Schüssel mit Gold reicht. In der siebenten bis achten Zeile Verkündigung und darüber in der neunten bis elften Zeile Baldachine mit den Halbfiguren von Gottvater und zwei musizierenden Engeln, sind zum großen Teil (besonders die Verkündigung) 1891 erneuert. In der Szene mit den Teufeln sind nur die Teufel und Stücke vom Gewand des Königs alt, so daß wohl der symbolische Inhalt der Szene vom Ergänzer nicht richtig dargestellt ist. Die Farbgebung der Scheiben ist rubinroter Grund und smaragdgrüner Fußboden. Die Gewänder sind in Weiß, Blau, Hellrot und Rotviolett gehalten. Die älteren gut erhaltenen Scheiben in der vierten und fünften Zeile stammen aus einem Fenster mit der Darstellung des Jüngsten Gerichtes (um 1430–1440), das bereits 1755 bei Bekmann erwähnt wird. In der jetzt unteren Zeile (sie gehörte eigentlich in die fünfte Zeile) werden die Verdammten (Papst, Bischof, König usw.) dargestellt, wie sie von den Teufeln mit einer Kette in den Höllenrachen gezogen werden. In der oberen Zeile sehen wir die Auferweckung der Toten. Die kleinen Figuren in Weiß, nur mit Schwarzlot gezeichnet, stehen vor rubinrotem Grunde. Die dem Fenster gehörende Szene „Christus als Weltenrichter“ befindet sich jetzt in dem folgenden Fenster (vgl. unten). In der unteren Zeile des Fensters ist in der Mitte zwischen einer gotischen Kastenarchitektur eine barocke Inschriftsscheibe angebracht (Inschrift in Kapitalen). Die Inschrift ist bereits in der Baubeschreibung S. 367 angeführt. (Tafel 215 a.)
3. Das Fenster in der Mitte des nördlichen Nebenchores gehört noch zu den älteren aus der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts (um 1430–1440). Es ist aus zwei etwa gleichzeitigen Fenstern zusammengesetzt.
[Bild] Abb. 165. Werben. Ziegelstempel: a) vom Elbtor am Zinnenkranz; b) am Elbtor und am Chor der Johanniskirche; c) von der Taufkapelle der Johanniskirche; d) Johanniskirche, am westl. Fenstergewände über dem Johannisportal; e) eingekratzter Name „Andreas“ in einer Nische des Elbtores (Mittelgeschoß)
Die auf Zeile 7 und 8 befindliche Szene „Christus als Weltenrichter“ gehört mit zum Fenster F 2. Christus sitzt auf dem Regenbogen in der Mandorla. Schwert und Lilienzweig sind hinter dem Kopf angebracht. Zu seiten knien Johannes der Täufer (der Patron der Komturei der Mark) und die Mutter Gottes (Schutzheilige der Kirche) (wohl nicht Agathe, die Schutzpatronin der Johanniterritter). Christus sitzt in rubinrotem Mantel vor blauem, mit Ranken gemustertem Grund, während Johannes und Maria weiß gekleidet sind. Große Stücke der Szene sind erneuert, so zum Beispiel wohl die ganze Konsole mit den musizierenden Engeln. Die Szene ist bekrönt von einem Baldachin. Die in vierten und fünften Zeilen angebrachte Darstellung „Christus im Hause des Pharisäers Simon und Fußwaschung durch Magdalena“ erstreckt sich über alle drei Bahnen.
Der blaue Hintergrund hinter dem weißen Tisch ist mit Ranken gemustert. Die Gewänder der Figuren sind rubinrot, moosgrün und rostrot. Das Inkarnat ist braunrot (Kopf Christi) und rosa. Kopf und Hände der Magdalena sind anscheinend ergänzt.
Das Fenster ist von zwei Johanniterrittern um 1460 gestiftet. Die Stifter knien in der dritten Zeile (über einer Baldachinarchitektur auf den ersten zwei Zeilen) rechts und links von einem Betpult. Spruchbänder mit Minuskelinschrift zum Preise der Mutter Gottes.
4. Im Fenster auf der Südseite des nordöstlichen Nebenchores sind nur zwei Zeilen alter Figurenscheiben (in der fünften und sechsten Zeile) mit Darstellungen aus der Legende des Petrus erhalten. Das ganze übrige Fenster ist mit einem Teppich von Kreismedallions, die mit Efeublättern ausgeführt sind, versehen (die Scheiben sind fast durchweg modern). In diesem lichten Fenster sitzen die dunklen alten Figurenscheiben, die mit zu den ältesten der Kirche aus der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts (um 1370–1380) gehören. Die Figuren sind klein. Jede Szene nimmt nur ein Feld ein. Die einzelnen Bahnen sind durch Bänder abgetrennt. Über jeder Figurenbahn erhebt sich ein einzelner Baldachin (nicht wie in der Spätgotik ein zusammenfassender Gesamtbaldachin über allen drei Bahnen), kleine Architekturen (Türme und Mauern) sind über den einzelnen Szenen gezeichnet. Die Darstellung beginnt links unten: Petri Berufung (Schlüsselübergabe), Petrus vor Theophilus, Petrus Befreiung aus dem Gefängnis, Petrus mit den Henkern, Kreuzigung Petri, Petrus und vermutlich Paulus (beide Figuren halten Spruchbänder: Inschrift in Majuskeln). Die Scheiben sind meistens alt. Der Erhaltungszustand ist gut. (Tafel 214 a.)
Satte Farbgebung: Dunkelblaue Hintergründe. Petrus trägt fast überall ein smaragdgrünes Gewand, auf der Kreuzigung ein weißes Gewand und auf der Übergabe einen rubinroten Mantel. Schergen in rubinroten und smaragdgrünen Gewändern.