Die fünf Fenster im Hauptchor
5. In dem großen mit neuen Ornamentscheiben versehenen nördlichen Fenster sind nur in den fünften bis siebenten Zeilen Einzelfiguren in jeder Bahn unter einem Baldachin angebracht. Es sind die Figuren der Apostel: Jakobus der Ältere, Paulus und Johannes der Täufer. Die Figuren stehen vor rubinroten und blauen mit gefiederten Ranken gemusterten Gründen. Gewänder der Figuren: blau, rubinrot, moosgrün, ockergelb und grauviolett. Die Scheiben gehören zu einem Apostelfenster aus der Zeit um 1420, von dem noch drei Figurenscheiben in dem gegenüberliegenden Fenster F 9 (auf der Südseite des Hauptchores, vgl. S. 373), drei Scheiben mit Apostelfiguren in einem Fenster des nördlichen Seitenschiffes (vgl. S. 374) und drei Sitzfiguren in dem daneben liegenden Fenster erhalten sind.
6. Das Fenster gehört zu den drei 1872 von Prof. Hasselberger wiederhergestellten großen Hauptfenstern (vgl. dazu F 7 und F 8). Es wird bereits 1755 zusammen mit F 7 und F 8 bei Bekmann kurz beschrieben. Über einen großen, vier Zeilen einnehmenden Baldachin sind zur Erinnerung an die Wiederherstellung drei Wappen: des Deutschen Reiches, Preußens und Brandenburgs angebracht. Darunter Inschrift: Wilhelm v. G. G. Deutscher Kaiser. König v. Preußen Markgr. z. Brandenburg 1872. Über diesen neueren Scheiben befinden sich zwei großfigurige Szenen, Marientod und Marienkrönung, die jede 2 Zeilen (von Zeile 6–11) einnehmen und durch die unter dem Marientod befindliche Jahreszahl in gotischen Minuskeln an̅o · dn̅i · m0 · cccc · 0 lx0 · vu0 · datiert sind. Die Figuren beider Szenen erstrecken sich über alle drei Bahnen und sind von den Pfosten der Fenster überschnitten. Die Scheiben sind größtenteils alt und gut erhalten. Auf dem Marientod (vgl. Tafel 215 c) reicht Johannes der Mutter Gottes eine geweihte Kerze. Petrus, der einen Weihwasserwedel hält, ist durch Inschrift im Heiligenschein kenntlich gemacht. Auf der Marienkrönung wird Maria von Gottvater und Christus gekrönt.
Die Throne stehen vor blauem Hintergrund. Maria in blaugrauem, Gottvater in dunkelrotem, Christus in weißem Mantel. Die Gewänder sind weiß mit Ausnahme von Christus (graublau). Die Heiligenscheine sind rubinrot und smaragdgrün. Die Gesamtfarbgebung ist licht, besonders bei dem Marientod. Hellblau, helles Rotviolett, Goldgelb und viel Weiß. Der Fußboden ist moosgrün geschacht. Das Inkarnat der Figuren ist hellrot. Die Heiligenscheine sind goldgelb, grün und blau. Dat. 1467.
7. Das mittlere Hauptfenster hat neue Ornamentscheiben (aus der Zeit von 1872) bis zur fünften Zeile, wo ein Baldachinaufbau beginnt. In der siebenten Zeile halten drei Engel Wappenschilde: das brandenburgische Wappen und das weiße Johanniterkreuz auf rotem und auf schwarzem Grunde (Wappen des Ordens in Deutschland und der Ballei Brandenburg). Die Engel in weißen Gewändern mit bunten Flügeln aus grünen und goldgelben Pfauenfedern stehen vor hellblau gemustertem Grunde. Über den Engeln baut sich in Zeile 8–10 eine großfigurige Szene: Die Mutter Gottes mit Christkind auf der Mondsichel, umgeben von Johannes dem Täufer und einer Heiligen, die ein Kirchenmodell trägt (hl. Helena?). Auch die Gewänder der Figuren sind, wie das ganze Fenster, in sehr lichten Farben gehalten (hellblau, weiß und silbergelb). Die Hintergründe sind blau und rubinrot. Über den Figuren erhebt sich dann noch ein dreitürmiger Baldachin. Das Fenster ist etwa gleichzeitig mit F 6 und F 8 bei der Erweiterung des Chores 1467 entstanden.
8. Das südliche der drei großen Hauptfenster ist wieder 1467 datiert. Doch sind in dem Fenster fünf Zeilen mit Figuren aus einem älteren Fenster vom Ende des 14. Jahrhunderts eingesetzt worden. Die neuen Ornamentscheiben (von 1872) ähneln dem Fenster F 7. In Zeile 5–6 sind drei alte Wappenscheiben in Rundmedaillons erhalten, die Wollesen (Chronik von Werben S. 237–238) eingehend beschrieben hat. Auf dem nördlichen Schild ist der Nürnberger Löwe (schwarz auf goldgelbem Grund), als Helmzier eine Eule, auf dem Mittelschild der brandenburgische Adler (Helmzier mit Adlerflügeln), auf dem südlichen Schilde ist das Zollernwappen (Helmzier mit Brackenkopf) dargestellt. Jedes dieser Schilde ist von der Kette des Schwanenordens umgeben. Auf dem Kleinod der Kette befindet sich unter dem Bilde der Mutter Gottes die Inschrift: Ave mundi Domina. Die Ketten mit dem Schwan als Ordenssymbol hängen in eine Minuskelinschrift herein: Vrederich vo gades ghnade markgrave zcu bra̅deburg kurfürst vnde kamerer des hilchen romesche rikes vn burggraf zu n berg (nürnberg) ao̅ • dn̅i • m0 • cccc0 • lx • vn.
In Zeile 7–11 sitzen die alten Scheiben, die aus einem Genesisfenster (Schöpfungsgeschichte) stammen. Die einzelnen Felder sind durch Streifen voneinander getrennt. Auf Zeile 7 bis in Zeile 8 hineinragend ist die Erschaffung Evas dargestellt.
Die Scheibe mit Gottvater in heller Farbgebung (weiß, rotviolett und grün) ist erneuert. Auch einzelne Teile der Figuren von Adam und Eva sind ergänzt. Der rubinrote Hintergrund ist mit Ranken gemustert. Der moosgrüne Erdboden ist mit allerhand Pflanzen bewachsen. Das Inkarnat von Adam ist rötlichbraun, das von Eva gelblichweiß.
Auf Zeile 8–9 ist die Vertreibung Adams und Evas aus dem Paradies geschildert. Einige Scheiben in dem weißen Gewande des Engels und die Beine von Eva sind ergänzt. Der mit Ranken gemusterte Hintergrund ist blau. Auf Zeile 10 und 11 ist Adam und Eva im Paradies dargestellt. Der Apfelbaum mit der Schlange reicht noch bis in Zeile 12 hinein. (Tafel 216.)
Der mit Ranken gemusterte Hintergrund ist im Gegensatz zur vorhergehenden Szene rubinrot. Die Schlange ist blau. Adam und Eva haben braunes Inkarnat. Die alten Scheiben haben eine wundervolle, tiefe, satte Farbgebung im Gegensatz zu den hellen Wappenscheiben mit hellblauem und hellrotem Hintergrund.
9. Das südliche Nebenfenster des Hauptchores hat in einem neuen Ornamentfenster zwei und eine halbe Zeile Figurenscheiben, wie das Fenster F 5. Es sind die Figuren der Apostel: Johannes Ev.; Petrus und Bartholomäus. Über den einzelnen Figuren erheben sich Baldachine. Die Scheibe mit Bartholomäus ist stark erneuert. Die Figuren in rubinroten, dunkelblauen und weißen Gewändern stehen vor rubinrotem und blauem Grund. Um 1420. (Tafel 214b.)