Die braven 4. Pioniere im Überschwemmungsgebiet des Dorfes Ferchlipp.
Gleichzeitig wie das Dorf Iden wurde auch Rengerslage und Ferchlipp vom Hochwasser erreicht. Wie überall sich die Soldaten im Überschwemmungsgebiet über alles Lob erhaben auszeichneten, so auch in Rengerslage und in Ferchlipp. Von Kannenberg aus kamen die 4. Pioniere nach Behrendorf, Giesenslage und Rengerslage, um den Bedrängten Hilfe zu leisten. Aus Rengerslage war das Vieh schon rechtzeitig am Sonntag, den 14. Februar, vom Rittergut nach Meseberg gerettet worden; noch war aber auf den anderen Rengerslager Höfen viel Vieh geblieben; als nun das Wasser auch dort immer höher stieg, retteten die Pioniere das Vieh in Pontons und brachten es in die leeren Stallungen des Ritterguts ins Trockene. Donnerstag, den 18. Februar, mittags landeten die Pioniere unter Führung des Leutnants Meyer mit 4 Pontons an der Zimmermann‘schen Wässerungsbrücke; sie waren
auf dem Wege nach Falkenberg begriffen, wo der Hauptmann Heye mit den anderen Pionieren in Quartier lag. Die Soldaten kamen in Ferchlipp an jener Brücke hungrig an; drei Tage lang hatten sie kein warmes Essen bekommen und kein Bett gesehen. Sogleich wurde mit allen Mannschaften der Bau eines Steges unter Verwendung zweier Pontons in Angriff genommen. Nach etwa zweistündiger Arbeit war ein Steg von mindestens 250 m Länge durch Bretter, mit Unterlagen von Eggen, Krümmern, Tonnen, Kisten und Klößen zur Verbindung mit dem Tagelöhnerhause hergestellt. Das Wasser hatte eine Tiefe von wenigstens 1 m. Sobald die Mannschaften sich durch Warmes und Butterbrot erquickt hatten, rückten sie ab. Die Pontons wurden vom Tagelöhnerhaus querfeldein zum großen Graben gezogen und von dort nach dem Aland hin abgeholt. Der Leutnant Meyer setzte bei Aswegen’s Tagelöhnerhaus nach Lichterfelde über, um dann per Rad auf der Chaussee nach Falkenberg zu gelangen. Nach seiner Rückkehr – inzwischen war es dunkel geworden – war Parole-Ausgabe; bei derselben hörte man plötzlich Hilferufe vom Rittergut Ferchlipp her; alles eilte querfeldein dorthin. Der Leutnant Meyer entledigte sich seines Mantels, Waffenrockes, seiner Weste und Mütze und sprang mit einem Unteroffizier nebst zwei Mann in die Fluten des Alands und brachte den aus einem Brühtroge in das Wasser gefallenen Arbeiter F. aufs Trockene. Die anderen Insassen des flott gemachten Fahrzeuges waren am Gartenzaun angetrieben und wurden auch im inzwischen angelangten Ponton aus ihrer gefährlichen Lage befreit. Der Lehrer M. stellte freundlichst sein warmes Zimmer zum Umkleiden zur Verfügung. Inzwischen waren auch die Soldaten von den Besitzern in die Quartiere abgeführt, so daß sie sich alle einmal wieder ordentlich aufwärmen konnten. Am anderen Tage bauten Soldaten und Dorfleute eine schöne, breite Übergangsbrücke für Fußgänger über den Aland. Der Leutnant begab sich mit drei Pontons wieder nach Behrendorf zu, um Eisstopfungen an der Bahn Werben–Goldbeck zu beseitigen. Mit welcher Willigkeit die Soldaten ins Wasser gingen, um einem entrutschten Klotze oder Brettern nachzueilen, war bewundernswert. Die größte Anerkennung verdient aber ihr mutiger Führer, der Leutnant Meyer. Sonntag, den 21. Februar, vormittags, besichtigte der Hauptmann Heye die in Ferchlipp von den Pionieren ausgeführten Arbeiten, befand sie tadellos und photographierte sogar einen Teil derselben.
Der Herr Rittergutsbesitzer Zimmermann-Ferchlipp, dem wir diese Nachrichten verdanken, schreibt u. a.: „Von meinem Hofe sieht man nichts als Wasser; kein Wässerungsdeich ist sichtbar; der Pegelstand ist noch nicht zu erkennen. Nordwestlich ist ein Streifen Land nach der Mühle zu vom Tagelöhnerhause aus wasserfrei. Die Wässerungsbrücke des Weges von Rengerslage nach Falkenberg (bei Teetz) ist fortgerissen. Die heizbare Kirche in Falkenberg ist von Familien aus dem Überschwemmungsgebiet besetzt. Von dort bis Sehausen steht die Chaussee vollständig unter Wasser.“