Allerlei andere Hilfstätigkeit.

Daß die Landleute in der näheren und weiteren Umgebung gern bereit waren, das Vieh aus den heimgesuchten Ortschaften in ihre Ställe zu nehmen und es so lange zu füttern und zu pflegen, bis der heimische Stall ohne Gefahr wieder bezogen werden konnte, wurde schon oben in den einzelnen Berichten erwähnt. Eine schöne Art zu helfen war es, daß auswärtige Familien bis nach Magdeburg und Berlin hin sich erboten, Kinder aus den betroffenen Ortschaften in Pflege zu nehmen, bis daheim wieder alles in guten Stand gesetzt war.

Eine höchst anerkennens- und bewundernswerte Hilfe hat die Presse geleistet. Mit treuem Eifer hat sie Bericht von jedem Stadium der Überschwemmung erstattet, das Interesse für die sonst unbekannte Wische in der Welt erweckt und das Mitleid für die Überschwemmten in sehr weiten Kreisen rege gemacht. Und wenn es natürlich erscheint, daß die örtlichen Zeitungen tägliche Berichte über das Hochwasser brachten, so verdient es besondere Anerkennung, daß auch große und entferntere Zeitungen doch immer, unbeschadet ihres politischen Standpunktes, ein Plätzchen für die Berichte aus der überschwemmten Wische frei hatten und wohl gar Sammlungen für die Überschwemmten eröffneten.

In den Dienst der Nächstenliebe hat sich auch die Eisenbahn gestellt; unentgeltlich beförderte sie die Liebesgaben nach dem Überschwemmungsgebiet.

Aber auch an der wichtigsten Unterstützung, der pekuniären, fehlte es nicht. Wenn auch vielfach die Rede ging, daß mancher damals im deutschen Vaterlande kein so offenes Ohr und keine so offene Hand für die Not der Landsleute gehabt, wie für die Not der Heimgesuchten von Messina, so sind dennoch vom Staat, von der Provinz und von vielen Privatpersonen recht ansehnliche Gaben gesandt worden, die Überschwemmungsnot zu lindern. In einem Artikel des Altmärkischen Intelligenz- und Leseblattes vom 25. Dezember 1909 finden wir u. a. die folgenden Angaben:

„Zur Feststellung des Schadens, der durch die Überschwemmung entstanden, waren Ortsausschüsse gebildet, deren Angaben durch Prüfungsausschüsse nachgeprüft wurden; das Ergebnis der letzteren wurde dann noch vom Kreisausschuß nachgeprüft; letzterer stellte den Gesamtschaden folgendermaßen fest: Privatpersonen 1 428 584 Mk., Gemeinden 22 314 Mk., Kreis 160 000 Mk., Wische-Deichverband 201 360 Mk., Wassergenossenschaften 2 600 Mk., zusammen 1 814 858 Mk. Dem gegenüber stehen geschenkweise gegebene Mittel: a) Staat und Provinz (160 000 + 40 000) 200 000 Mk., b) dem Kreis unmittelbar zugegangene Liebesgaben in Geld rund 775 000 Mk., c) aus der Sammlung in Berlin 260 000 Mk.“

Für sanitäre Maßnahmen (Austrocknung der Wohnungen, Desinfektion, Herstellung der Brunnen usw.) sind aus dem Fonds zu a) 90 000 Mk., ferner auch noch 20 000 Mk. aus Liebesgabenfonds verwandt. Die Wiederherstellung von Wohnungen zahlungsunfähiger oder schwacher Personen ist, nach dem „Zentralanzeiger“, ebenfalls aus diesen vorgenannten 90 000 + 20 000 Mk. erfolgt. Alte Dielen wurden durch neue ersetzt, Fachwerksbauten unten mit Mauersteinen untermauert, eingestürzte Lehmschornsteine aufgebaut. Die alten Kesselbrunnen desinfiziert und gereinigt, an ihre Stelle vielfach neue Abessinierbrunnen gesetzt, um den Ausbruch von Epidemien zu verhindern; hier sind allein rund 45 000 Mk. ausgegeben. „Kleine“ Leute sind in voller Höhe entschädigt; aus den vom Staat und von der Provinz gegebenen 200 000 Mk. erhielten sie etwa 40 000 Mk. als Ersatz von Mobilien, Vieh und Wiederaufbau von Häusern.

Die erheblichen Kosten für die Beförderung des Militärs wurden vom Staate getragen.

Hervorragend war außerdem die Hilfeleistung des Bundes der Landwirte, der aus allen Teilen der Monarchie Heu, Stroh, Saatgetreide und Saatkartoffeln sandte.

Von der ungemeinen Freude, welche der Besuch des Kronprinzen am 17. Februar und der unserer geliebten Kaiserin am 2. März hervorgerufen hatte, war oben ausführlicher die Rede.