Frühere Elbüberschwemmungen.

Das oben beschriebene Gebiet, die Wische, ist von je her den Überschwemmungen der Elbe ausgesetzt gewesen; auch die im Laufe der Zeit erhöhten und verstärkten Elbdeiche, welche schon die Holländer zur Zeit Albrechts des Bären und seiner unmittelbaren Nachfolger angelegt hatten, konnten die Überschwemmungen nicht ganz verhindern, denn „die Elemente hassen das Gebild´ der Menschenhand“. Die Geschichte weiß von zahlreichen Deichbrüchen früherer Jahrhunderte zu berichten. Eine der bedeutendsten Elbüberschwemmungen war die des Jahres 1771, die am 27. März, drei Tage vor Ostern, bei Neukirchen und Schönberg erfolgte, nachdem vorher große Mengen Schnee gefallen waren. Die ganze Gegend von der Elbe bis an das Lüneburgische wurde überschwemmt, die Wintersaaten wurden vernichtet und entsetzliche Schäden angerichtet. Das Wasser kehrte nämlich noch zweimal im Sommer, am 23. April und 12. Juni, zuletzt ganz kurz vor der Ernte, wieder und vernichtete alles. Die Leute buken aus Eicheln Brot und nährten sich von Fischen. Von der Überschwemmung wurden 2 Städte, 40 Dörfer und 34 Höfe in der Wische betroffen. Die obere Niederung in der Linie von Wendemark über Rengerslage,

Rethausen, Meseberg, Calberwisch blieben damals verschont, obgleich sie auch von Stauwasser litt. Die Überschwemmung dauerte bis Ende Juli. Die schon bestellten Äcker, die eine sehr reiche Ernte an Sommergetreide versprachen, wurden zum Teil versandet oder sonst verdorben, die Gebäude vielfach ruiniert und die Obstbäume beschädigt. Der Schaden, den die Stadt und Kämmerei Seehausen damals erlitten, wurde auf 34.036 Taler 10 Groschen berechnet.

Eine kleinere Überschwemmung fand im Jahre 1784 statt; im März dieses Jahres brach die Elbe bei Geest-Gottberg und bei Wahrenberg an 5 Orten durch und am 9. März der Alanddeich bei Kalenberge. Die Felder wurden sämtlich überschwemmt; die meisten Gebäude, Scheunen und Ställe standen voll Wasser. Drei bis vier Wochen stand das Wasser und fiel darauf schnell wieder fort. Indessen wurde doch Winterkorn gewonnen; schlecht genug war es freilich. Futter gab es genug.

Am schlimmsten war aber doch die Überschwemmung, die wir im Februar und März des vorigen Winters erlebt haben; es ist wohl wert, sie näher zu schildern.