Die Verbreiterung der Rinne bei km 426.
Mit welchen ungeheuren Schwierigkeiten die Eisbrecher zu kämpfen hatten, geht noch klarer aus der gedruckten amtlichen Denkschrift der Elbstrombauverwaltung hervor; wir entnehmen derselben das Folgende:
Bei Neu-Werben war nach Beseitigung der Hauptgefahr für die Elbdeiche in der Elbe eine Eisbarre zurückgeblieben, die den Abfluß des Hochwassers nur in einer Breite von 70 m gestattete. Die Barre hatte eine Länge von 1,5–2 km und eine Breite von über 100 m; sie bestand aus übereinander getürmten und zusammengefrorenen Eisschollen, die oft eine Stärke von 70–80 cm hatten. Das Eis reichte bis auf den Grund der Elbe und erhob sich bis zu 4,50 m über den Wasserspiegel.
Die Barre bildete eine schwere Gefahr: Man mußte die Möglichkeit ins Auge fassen, daß das vielleicht bald herannahende Frühjahrshochwasser einzelne große Eisteile am oberen Anfang der Barre vom Ufer loslösen und in die schmale Rinne hineintreiben könnte, so daß eine neue verheerende Stopfung entstehen könnte. Am 8. März wurde deshalb eine Kompagnie der Spandauer Pioniere zur Hilfe erbeten, um hier Wandel zu schaffen. Mit dem Kompagniechef der Pioniere wurde zunächst verabredet, daß durch die ganze Barre zwei bis auf Wasserspiegelhöhe reichende Längsgräben von etwa 60 cm Breite mit der Hacke in das Eis eingehauen und diese Längsgräben durch Quergräben mit der offenen Rinne in Verbindung gesetzt werden sollten. Später wurde angeordnet, daß der an den Buhnenköpfen vorüberführende Längsgraben auf 5 m zu verbreitern sei. Die Kompagnie erledigte sich ihrer nicht leichten Aufgabe in hervorragender Weise und führte nebenher am wasserseitigen Rande der Barre durch elektrische Entzündung von je 6 bis 11 Faß Pulver mit großem Erfolge Sprengungen aus, die durch Erzeugung von Hohlkegeln von etwa 12 m oberem Durchmesser das feste Gefüge der Eisbarre nach und nach lockerten. In Ermangelung anderer Fahrzeuge wurde in den ersten Tagen eine kleine Schleppbarkasse zum Räumen benutzt, wodurch die losgewordenen Eismassen einigermaßen zum Abschwimmen kamen. Vom 11. März, als der Wasserstand wieder etwas günstiger geworden war, wurden anstelle der Schleppbarkasse die 4 kleineren, am 22. März auch die 3 großen Eisbrechdampfer wieder in Dienst gestellt, um das Abschwimmen der gesprengten Eismassen zu fördern.
Durch das Zusammenarbeiten der Pioniere und Eisbrecher wurde dann so gute Wirkung erzielt, daß am 28. März die Barre vollständig beseitigt war. Die Pioniere hatten am 21. März ihre Tätigkeit vollendet.