1. Der Dorfname.

Das Dorf gehört wie das benachbarte Räbel zu den Randdörfern der Wische, die zu einem verhältnismäßig großen Prozentsatz leichteren Boden haben und darum zu den geschlossenen Wischedörfern gehören; ich vermute, daß es zu den Dörfern in der Wische gehört, die schon 946 das neugegründete Bistum Havelberg erhielt. Gewiß ist unter den in jener Gründungs- und Schenkungsurkunde aufgezählten Dorfnamen auch der einst wendische Name unseres Dorfes zu suchen. Ich stütze diese etwas kühne Behauptung darauf, daß unser Dorf samt der Kirche nachher, 1151 und 1188, tatsächlich in geistlichen Besitz, nämlich in den der Havelberger und Stendaler Domkirchen, überging. Der heutige Name „Berge“ mag eine deutsche Uebersetzung des ursprünglich wendischen Namens sein, die von den kolonisierenden Holländern Albrechts des Bären ausgegangen ist. Den wendischen Ursprung möchte ich nicht, wie es heute immer wieder geschieht, von der Hufeisenform der ältesten Dorfanlage, die heute noch erkennbar ist, ableiten, denn diese Hufeisenform der Anlage findet sich auch in Gegenden, in denen nie Wenden gewohnt haben, wie z. B. auf Seeland: die Hufeisenform eines Dorfes ist also kein Beweis für echten wendischen Ursprung.

Die Urkunde vom Jahre 1151, in der Albrecht der Bär und sein Sohn Otto die Güter in der Wische der Havelberger Kirche schenken, ist so wichtig und interessant, daß wir sie wenigstens zu einem Teil wörtlich in der deutschen Uebersetzung mitteilen müssen: „Damit die Domherren, die kürzlich vom Bischof in derselben Kirche (in dem Dom zu Havelberg) eingesetzt sind, und die Gott im Verein dienen, immer in ihren Gebeten unser gedenken, schenken wir zu ihrem Unterhalt und zur Vermehrung ihrer Einnahmen der Kirche vier Hufen in der Wiese, die im Volke „Wische“ heißt, längs des Elbufers, daß sie sie mit aller Freiheit besitzen und zum Nutzen der Brüder (d. h. der Domherren) benutzen und keinem davon etwas veräußern sollen. Wir schenken außerdem zum Gebrauch des Bischofs drei Hufen in dem Gute, das „Aland“ heißt. Ferner schenken wir derselben Kirche in der eben erwähnten Wische die Kirche auf dem Berge des heiligen Nicolaus mit allem, was dazu gehört, mit dem Zehnten zugleich über die erwähnten Hufen, die sie jetzt haben, wie über die, die sie in Zukunft besitzen können, und das tun wir in Uebereinstimmung mit den verehrungswürdigen Bischöfen der Halberstädter Kirche." Ich sagte, die Urkunde sei wichtig und interessant, und sie ist es in der Tat! Zum ersten Male weist sie mit dem Namen „Wische“ für „Wiese“ auf die holländischen Kolonisatoren hin; sodann begründet sie Rechts- und Besitzverhältnisse, die mit den Wischer Rechten und Einkünften des Klosters Heiligengrabe noch bis in das 19. Jahrhundert bestanden haben; endlich nennt sie uns den Namen der Kirche unseres Dorfes, nämlich Kirche des Heiligen Nicolaus auf dem Berge. Ist es schon wichtig, zu erfahren, daß schon in so früher Zeit hier eine Kirche gestanden, so ist es noch wichtiger, den Namen des Heiligen und den des Dorfes zu hören. Die Wahl dieses Heiligen, des Schutzpatrons der Schiffer und der Fischer, lag, wie bei Räbel, so auch hier in der wasser- und darum fischreichen Gegend nahe. Aber ist es nicht verwunderlich, in dieser Gegend den Ort „Berge“ zu nennen? Wir sehen ja nichts von einem Hügel, geschweige von einem Berge. „Man muß sich“, sagt Dr. Böhme a. a. O. S. 71, „allerdings etliche Jahrhunderte, vielleicht Jahrtausende zurückversetzen, wo Berge noch auf dem jenseitigen Ufer der Elbe lag. Damals haben sich die kleinen Landrücken, die im Laufe der Zeit angeschwemmt worden waren, noch deutlicher hervorgehoben. Die „Täler“ zwischen den Landrücken waren noch nicht so vollkommen mit Schlick ausgefüllt wie heute, und so konnte man wohl ganz gut von einem kleinen Berge reden.“ Ich kann dem nur zustimmen bis auf die Meinung, Räbel und Berge hätten in früher Zeit auf dem anderen Ufer der Elbe gelegen. Von dem ehemaligen Lauf der Elbe zeugt heute die „alte Elbe“ bei Kannenberg; sie beweist, daß das heute noch „Sandauer Holz“ genannte große Gebiet einst auf dem rechten Elbufer gelegen hat, aber nicht, daß das auch mit den beiden Dörfern Räbel und Berge der Fall gewesen sei. — Der heilige Nicolaus wird in der Regel dargestellt, wie er den Bischofsstab in der Linken, das Buch mit darauf gelegten Früchten trägt, auf dem Haupte die Mitra.