Schnellenberg
Die Lage dieses ehemaligen Hofes wird als „bei Werben gelegen“ bezeichnet. Er hat vor dem Seehäuser Tor gelegen, dort, wo heute die Gebrüder Reppenhagen wohnen. Man kann noch heute die niederländische Bauart daran erkennen, daß auf der einen Seite der Straße die Wohn- und Wirtschaftsgebäude, auf der anderen Seite die niedrigeren Häuser der Landarbeiter standen, eine Bauart, die man auch sonst in Werben, namentlich in der Langen Straße beobachten kann. Es waren ja Niederländer hauptsächlich und im Bunde mit ihnen Bewohner vom Niederrhein und aus Westfalen, die unsere Gegend an der Elbe kolonisierten. Wie die Anlage des Schnellenberges, so weist auch der Name auf jene Kolonisten hin. Schlanke zylindrische, sich oben ein wenig verjüngende Henkelkrüge nennt man am Niederrhein Schnellen. Zuerst sind sie wahrscheinlich in der niederrheinischen Stadt Siegburg geformt worden. Dort entstanden die schönsten, formvollendetsten, am besten verzierten Gefäße. Die großen Lager vorzüglichen Tons, welche sie in der nächsten Nähe von Siegburg befanden, hatten schon früh „Kannenbäcker“ zur Niederlassung veranlaßt. Alte Siegburger Ware ist noch heute erkennbar an dem feinkörnigen, fast weiß brennenden Ton und an der schwachen, farblosen Salzglasur, frei von Verunreinigungen, was der Schönheit und Schärfe der auf den Gefäßen befindlichen Wappen und Bilder sehr zugute kam. Wenn aber Leute vom Niederrhein und aus der Gegend von Siegburg unter den Kolonisten waren, so lag es nahe, daß sie dem vor Werben gegründeten Hof nach dem wichtigsten Industriezweig ihrer Heimat den Namen gaben, ebenso wie sie dem bei dem Dorfe Berge belegenen Gute den Namen „Kannenberg“ beilegten. Wir dürfen bei dieser Gelegenheit auf viele Ortsnamen hinweisen, die die Kolonisten aus der Heimat mitbrachten und den in unserer Gegend gegründeten Höfen und Gütern beilegten; es sei hier erinnert an Kamerik (Wendemark), Theenhof, Oevelgünne, Lüdekummer Brackmühle, Böwerlak (Berge) u. a. Jedenfalls wäre es erfreulich, wenn diesem Teil der Stadt Werben wieder der alte geschichtliche Name „Schnellenberg“ beigelegt würde.
In den Urkunden aus den Jahren 1309, 1324, 1339, 1457 und 1571 wird der Schnellenberg erwähnt. Die ersten Besitzer des Hofes sind die von Königsmark. Aber schon 1309 überlassen sie diesen ihren Hof bei Werben mit allen Rechten dem Marien-Nonnenkloster zu Arendsee, eine Ueberlassung, die 1324 von der Herzogin Anna bestätigt wird. In der dritten Urkunde von 1339 verschreibt das Kloster Arendsee dem Priester Johann von Ammensleben zwei Talente aus seinem Hof Schnellenberg. Nach seinem Tode soll seine Schwester Adelheid das eine Talent für ihre Lebenszeit behalten, das andere sollen die Nonnen zum Seelenheil des genannten Johannes und seiner Vorfahren verwenden. Nach 1457 gehört der vor Werben gelegene Hof Schnellenberg mit Hufen, Wiesen und allem Zubehör zum Kloster in Arendsee. Aus dem ungedruckten Lehnbrief derer von Jagow aus dem Jahre 1571 erfahren wir, daß Koppe von dem Specke den Hof hat, und daß beiden von Jagow das Gericht über denselben zusteht.