Die Pfarrer zu Serge.

Bisher wurde der 1258 bis 1263 nachweisbare Magister Heinrich von Ostheeren, der in dem letztgenannten Jahre Bischof von Brandenburg wurde, als der erste bekannte Pfarrer von unserem altmärkischen Dorfe Berge angesehen; es ist aber von dem damaligen Magdeburger Archivrat und jetzigen Staatsarchivdirektor Dr. Diestelkamp in Stettin mit Recht behauptet worden, daß dieser Heinrich von Ostheeren zweifelsohne Pfarrer in dem unter dem Patronat des brandenburgischen Domkapitels stehenden gleichnamigen Orte Berge bei Nauen war.

Der erste evangelische Pfarrer wird 1551 genannt; er hieß Joachim Moller; er hatte die schwere Verpflichtung, Deiche an der Elbe zu bauen; die Länge dieser Deiche wurde im Jahre 1600 bei 16 Ruten angegeben.

1581 nennen die Visitationsabschiede den Pfarrer Antonius Schwarz, der auch noch 1600 im Amte war, seines Alters damals 59 Jahr. Gebürtig zu Murer bei Eisleben, wurde er 1560 vom Havelberger Domkapitel berufen, vom altmärkischen Generalsuperintendent D. Simon Sinapius ordiniert, von D. Andreas Praetorius zu Werben am 27. Mai 1581 konfirmiert, wobei er die Konkordienformel unterschrieb. Vom Jahre 1581 wurde Räbel von Berge aus geistlich versorgt. Die folgenden Pfarrer haben teils in Räbel, teils in Berge gewohnt: Andreas Krüger bis 1611, Christoph Regius bis 1626, Georg Michael Dahle aus Havelberg bis 1650, endlich Johann Jungius aus Cölln a. d. Spree. Als im Jahre 1661 das Pfarrhaus mit allen dazu gehörigen Wirtschaftsgebäuden in Berge total niederbrannte, siedelte der Pfarrer wieder nach Räbel über, wo er blieb, bis 1693 in Berge ein neues Pfarrhaus gebaut war. In diesem Hause wohnte Bernhard Melchior Hagemann, vorher Feldprediger bei dem Donaschen Regiment, bis 1715, Johann Georg Grötsche bis 1722, Johann Dietrich Schöne aus Havelberg, dessen lebensgroßes Bild noch in der Sakristei steht, bis 1740, Joh. Joachim Weddermeyer aus Gardelegen bis 1743, Joh. Gabriel Michaelis aus Braunschweig bis 1757, Johann Heinrich Hoppe bis 1760, sein Schwiegersohn Christian Heinrich Runde aus Wernigerode, vorher Rektor in Seehausen bis 1798, Joh. Friedrich Kegel aus Havelberg bis 1803. In dem in diesem Jahre neu erbauten Pfarrhause wohnte Kegel bis 1824, dann Johann Andreas Prietze aus Halberstadt bis 1845, Johann Joachim Bunk aus Bertkow, vorher Pfarrer in Krusemark, bis 1879. Am 12. Januar 1880 wurde Friedrich Wilhelm Erich Hübener von dem Superintendenten Dittmar-Iden in das Pfarramt zu Berge feierlich eingeführt; er blieb während seiner ganzen Amtszeit bis zu seiner Emeritierung seinen Gemeinden Berge, Räbel und Giesenslage treu und fand dann auch nebst seiner Gattin seine letzte Ruhestätte auf dem Friedhofe in Berge.

Von diesen Pfarrern haben sich Runde, Kegel und Prietze dadurch ein bleibendes Verdienst um Berge erworben, daß sie die wichtigsten Ereignisse ihrer Amtszeit in die Kirchenbücher eingetragen und mit treffenden, oft sarkastischen Bemerkungen begleitet haben. Pfarrer Hübener aber hat die sämtlichen vorgefundenen Aufzeichnungen im Jahre 1881 zu einer Pfarrchronik sorgfältig zusammengetragen, hie und da ergänzt und für diese „Beiträge“ auf das liebenswürdigste und uneigennützigste zur Verfügung gestellt.

Der bedeutendste der genannten Pfarrer war wohl Christian Heinrich Runde. In der Beilage zum hallischen „Genealogischen Abend“, Dezember 1933, befindet sich eine Nachfahrentafel des 1598 in Wernigerode verstorbenen Andreas Runde, entnommen aus Rundes Chronik der Stadt Halle, bearbeitet von Dr. Bernhard Weißenborn. Daraus entnehmen wir das Folgende: Christian Heinrich Runde, geboren 8. Oktober 1730, verheiratete sich 1760 mit Dorothea Hoppe, der Tochter seines Vorgängers im Amte; er war der Sohn des Joh. Martin R., Stadtsyndikus in Wernigerode, und dessen 2. Ehefrau Sophie Margarethe Germar. Er hatte drei Brüder und vier Schwestern und starb 1798.

Schumann, Geschichte des Volksschulwesens in der Altmark, S. 349, bringt uns willkommene biographische Notizen über Christian Heinrich Runde; da heißt es:Er hatte zu Wernigerode unter dem tüchtigen Rektor H. K. Schütze das Lyzeum besucht. In Seehausen nahm er sich der heruntergekommenen Schule mit Eifer an, suchte die Schulgesetze hervor, machte sie bekannt und hielt auf ihre Beobachtung, ließ Klassenzimmer und Geräte wiederherstellen, machte wieder zwei Klassen, schaffte verschiedene Ferien ab und suchte namentlich dem Unterricht wieder aufzuhelfen. Allein er fand den heftigsten Widerspruch und verließ schon nach eineinhalb Jahren die Stelle, weil, wie er klagte, „seines Bleibens nicht gewesen wäre und sich zu große Hindernisse gefunden hätten, gute Absichten ins Werk zu setzen, und daß ihm, dem Fremdling, Unrecht angethan sei.“ Er wurde 1761 Pfarrer zu Berge, Räbel und Giesenslage, wo er auch noch schriftstellerisch tätig war, indem er 1780 „die vornehmsten Wahrheiten des Evangelii Jesu Christi, zum Gebrauch seiner Pfarrgemeinden“ in Lemgo erscheinen ließ und 1783 eine Abhandlung schrieb: „Die gottesdienstliche Feier des Sonntags nach ihren Gründen und zur Beförderung einer zweckmäßigen Anwendung dieses uralten Feiertages der Christen“, welche in Stendal gedruckt wurde (vgl. Keßlin, Nachrichten von Schriftstellern und Künstlern der Grafschaft Wernigerode).