2. Der hohe Hof.
Dieser oben erwähnte Hof gehörte der berühmten altmärkischen, in Giesenslage auch sonst noch begüterten Familie von Krusemark, die im Jahre 1300 mit Johann von Kr. zuerst urkundlich auftrat, ihren Namen von dem nahe Arneburg zu belegenen Dorfe Krusemark entlehnte, viele bedeutende Männer dem Staate gab und erst im 19. Jahrhundert erlosch. Diese Familie führte im Schilde einen gelben dreiarmigen Leuchter und als Helmzier einen weißen Schwan mit goldenem Ring im Schnabel, zuweilen vor einer roten mit Pfauenfedern besteckten Säule. Aus dem Jahre 1611 ist ein Lehnbrief des brandenburgischen Kurfürsten Johann Sigismund für die von Krusemark vorhanden, der auch in dem 23. Jahresbericht des Altmärk. Geschichtsvereins im 2. Heft auf S. 80 ff. zum Abdruck gekommen ist. Die Familie wurde mit ihrem reichen Besitz an Höfen und Hufen, an Zinsen und Diensten, an Renten und Hebungen in Krusemark, Hohenberg, in Lindenberg, in Baben, in Iden, in Giesenslage, in Groß- und Klein-Ellingen belehnt; als ihr Besitz in Giesenslage wird in dem Lehnbrief genannt: Hans Krusemarks Hof zum Rittersitz mit Hufen, Wiesen, Holzungen, Gericht und Pfarrlehn daselbst mit aller Gerechtigkeit, des Kruges Gerechtigkeit an Diensten, Gerichten und Zubehör, ferner über Karl Schartows Hof und Hufen Geldpacht, Gericht, Dienst und alle Gerechtigkeit, ebenso über Thiele Pletzen Hof den Zehnt über eine Hufe, endlich Hebungen von dem Hof des Gervaz Avemann und über eine Worth, die der Krüger in Pacht hat.
In den Jahren 1615 und 1617 ging der Hohe Hof in den Besitz des altmärkischen Generalsuperintendenten Heinrich Schardius in Stendal über; dieser lebte von 1559 bis 1621. Das Wappen auf seinem Grabstein im Stendaler Dom zeigt im Schilde drei 2:1 gestellte Rosen, als Helmzier eine Rose. Sein Sohn und Nachfolger im Besitz des Hohen Hofes, Georg Wilh. Schardius, Geh. und Quartalgerichtsrat auf Ost- und Westinsel, war mit Anna Elisabeth Striepe vermählt. Näheres darüber finden wir im 21. Jahresbericht des Altmärk. Geschichtsvereins, 1886, 1. Heft S. 33 ff. Schon 1650 verkaufte Georg Wilhelm Schardius den Hohen Hof zu Giesenslage für 1387 Taler an Christoph v. Kannenberg, der damals noch schwedischer Obrist war. Im Jahre darauf gab der Verkäufer dem Obristen die Quittung über den Kaufpreis und wies die Leute an den neuen Besitzer. Letzterer war bemüht, den Hof von allen Abgaben frei zu machen. So erwarb er nach der Urkunde im kannenbergischen Archiv vom Jahre 1657 für 20 Mark einen Zins von jährlich 1 Mark, den Bürgermeister und Rat von Osterburg für die dortige Nikolaikirche zu fordern hatten. So zahlte er 1659 ein Kapital von 200 Gulden gleich 150 Taler an die Kirche von Käcklitz zurück, welche einst Hans der Aeltere von Pieverling auf Rosenhof dem Busso von Krusemark geliehen und später seiner Patronatskirche zu Käcklitz überwiesen hatte. So erwarb er käuflich die Abgaben, die dem Landreiter Lukas Hennigs zu Arneburg wegen seiner Dienste zum Hohen Hofe zustanden. Und endlich löste er 1664 auch das auf dem Hohen Hofe haftende Kapital von 18 Mark ab, das einst, 1518, Johann und Ebel von Krusemark, wohnhaft in Krusemark, von dem „ehrsamen“ Osterburger Bürger Joachim Krusemark, von dessen Hausfrau und Erben gegen eine jährliche Rente von 1 Mark empfangen hatten. Wir wissen, daß Claus Fattmann zu Stendal dieses Kapital danach besaß und es 1595 an den Stendaler Bürgermeister Bartholomäus Schönbeck verkaufte. Von diesem erbte es der Kurfürstliche Rat und Archivar Christoph Schönbeck in Stendal, der es der Schönbeckschen Stiftung, einem von dem oben genannten Bartholomäus gestifteten Legat, überwies. So erreichte Christoph von Kannenberg sein Ziel, den Hohen Hof schuldenfrei zu machen. Von denen von Kannenberg ging der Hohe Hof in den Besitz ihrer Erben, derer von Kahlden, über. Bis in die Neuzeit hinein gehörte er zum Rittergut Kannenberg.