3. Das Rittergut Berge.
Nach dem Rittersitz nannte sich eine Familie „von dem Berge“. Die nähere Bestimmung dieser Familie ist darum schwer, weil ein Wappen oder Siegel dieser Familie noch nicht aufzufinden gewesen ist. In der bekannten Wohlbrückschen Geschichte der Altmark, welche alles bis zum Erlöschen der Ballenstedter in der Altmark begütert gewesenen Familien vom Ritterstande aufgezählt, fehlen die von dem Berge; sie waren also damals noch nicht in der Altmark angesessen. Wohl wird schon 1308 ein Sandauer Bürger Zabellus de Monte (von dem Berge) genannt, indessen wird er kaum dem rittermäßigen Stande zuzuzählen sein. Erst im 15. Jahrhundert tauchen Mitglieder unserer altmärkischen Familie von dem Berge auf. Solche Mitglieder der Familie werden gewesen sein die Brüder Heinrich, Hans und Nickel von dem Berge, an die Markgraf Johann 1427 einen freien Hof mit 9 Hufen in dem Dorfe Schönfeld a. d. Elbe verleiht, ebenso Heinrich und Hans, Gebrüder von dem Berge, an die derselbe Markgraf das durch sie vom Kloster Seehausen gekaufte Dorf Herzfelde verleiht. Auch der als Einweiser 1440 genannte Andreas v. d. B., der in einer krüdenschen Urkunde vorkommt, dürfte der altmärkischen Familie v. d. B. angehören. Von Achim und Kone v. d. B., welche 1478 dem Werbener Pfarrer 1½ Hufen zu Berge verpfändeten, wird es geradezu gesagt, daß sie „to dem berghe" wohnhaftig seien. 1484 wird ein Andreas v. d. B. zweimal genannt, einmal als Zeuge bei dem Verkauf der Mühle zu Beuster, sodann als Vikar in der von dem Stendaler Dekan Heinrich Belitz am Dom errichteten Brüderschaft. 1507 gestatten Joachim und Albrecht, Kurfürst und Markgraf, den Brüdern Georg und Andreas v. d. B., eine Rente wiederkäuflich dem Werbener Stifte zu verkaufen. 1585 hat Hans v. d. B. den Rittersitz zu Berge verkauft. Mit seinen Brüdern Joachim und Kaspar stirbt die männliche Linie der Familie aus.
Das Rittergut Berge lag ursprünglich hinter dem Pfarrgarten an der Stelle des heutigen Rittergutsgartens; noch heute sollen dort Spuren eines ehemaligen Walles und Grabens sichtbar sein. Wenn der Regierungspräsident von Goldbeck- Magdeburg unter dem 21. Nov. 1786 an den damaligen Pfarrer Runde-Berge geschrieben hat, daß das Rittergut in Berge sonst der „Hof der Krusemarcken" geheißen habe, so scheint das auf einem Irrtum zu beruhen; ich wenigstens weiß nichts von einem Besitz derer von Krusemark in Berge. Der Briefschreiber teilt uns mit, daß der Rittersitz im Jahre 1585 von Hans von Berge, teils an die Familie Goldbeck verkauft, teils aber nebst vielen dortigen Hebungen, Zehnten, Untertanen nach Absterben des Joachim und Kaspar, der Brüder des Hans von Berge, ohne männliche Deszendenz an die mitbelehnten Goldbecks gelangt ist. Hierzu hat an Aeckern besonders die Hofhufe hinter dem Dorfe, die vinzausche Hufe, die Zöhlenhufe und ½ Hufe im räbelschen Felde gehört. Diese Aecker nebst 2 Hufen Landes, die zum sogenannten polkauschen oder Eichhof gehören, sind namentlich bei der von den Goldbeck an den General von Kannenberg geschehenen Cession des Reluitionsrechtes aller dieser Güter, für einen bestimmten Preis, spezifiziert worden. Am 31. Mai 1619, so berichten uns die Werbener Akten, erkaufte der Rat von Werben von den goldbeckschen Gläubigern das Gut zu Berge für 5225 Gulden 20 Schilling 6 Pfg. Da aber der neue Besitzer infolge des 30jährigen Krieges in große Schulden geriet, so mußte er das Gut wiederum verkaufen; das geschah im Jahre 1663; für 2000 Gulden verkaufte der Werbener Rath das Gut an den General Christoph von Kannenberg. Noch 1743 war kein Beschluß des Werbener Rates, keine Zustimmung der Behörde, kein ordentlicher Kontrakt über den damaligen Verkauf des Gutes an den General zu finden, so daß es dem Rate fraglich erschien, ob überhaupt ein Groschen von dem Käufer bezahlt war. In den Jahren 1740 und folgenden wurde deshalb vom Rate ein Prozeß angestrengt, aber für die Stadt nicht glücklich durchgeführt; das Gut Berge blieb ihr verloren.
Das Gut Berge blieb im Besitz der Familie von Kannenberg bis zum Tode des Friedrich Wilhelm von K. im Jahre 1762. Nach seinem Tode gingen die reichen Güter der Familie auf seine einzige Tochter über, welche sich mit dem Generalmajor Henning Alexander von Kahlden vermählte und ihm die reichen Güter in die Ehe brachte; aber er starb schon am 22. Oktober 1758, erst 45 Jahre alt, an den schweren, in der Schlacht bei Zorndorf erhaltenen Wunden nach Amputation seines zerschmetterten Fußes; seine Gattin starb am 19. März 1806 als Letzte ihres Stammes.
Schon vor ihrem Tode, mit dem 10. und 11. August 1801, war das Rittergut zu Berge samt dem Besitz in Räbel und dem Patronatsrecht über beide Pfarren für 126 500 Tlr. an den Herrn von Scheither, gewesenen Rittmeister in hannöverschen Diensten, Erbherrn auf Treckel usw., übergegangen. Diese Familie von Sch. war am Ende des 18. Jahrh. in Deetz, Vinzelberg und Käthen vorübergehend ansässig. Sie führt im Schilde oben zwei naturfarbene Schwerter, in der Mitte drei goldene Scheite (Holz) in blau, unten einen schwimmenden weißen Schwan im roten Felde. Der Helm trägt den Schwan mit ausgebreiteten Flügeln. Die Decken sind rotsilbern und blausilbern. Schon 1802 verkaufte der Rittmeister von Scheither wieder fast alle seine hiesigen Besitzungen, nämlich den eigentlichen Rittersitz nebst Patronat und Jurisdiktion über Berge und Räbel an den Kammerdirektor von Gayl zu Schwarzholz, den ehemaligen Hoffmannschen Hof an den Ackermann Schröder zu Ferchlipp, den wüsten Falkschen Hof an den Ackermann Lühs ebendorther, den Arensberg und das Stöckerland an sämtliche Kossaten zu Räbel, das Krugland und die vinzausche Hufe an sämtliche Kossaten zu Berge, ½ Hufe an den Ackermann Gybeck in Räbel, 1¼ Hufe an den Ackermann Köhn in Behrendorf und die Zöhlenstelle an den Ackermann Kahlbau in Berge; der Rittmeister behielt also nur den Gänsebrink und Barfels’ Hof in Räbel.
Die Nachfolger im Besitz des Rittergutes Berge waren nach Dr. Böhme a. a. O.: Domherr Lewetzow 1818, Major von Melzing 1818—21, die Witwe von Melzing 1821—23, August von Meyern 1823—28, u. a. In einem Verzeichnis der Rittergüter des Kreises Osterburg aus dem Jahre 1845 ist Berge nicht mehr genannt, war das Gut doch schon 1822 dismembriert. Als Besitzerinnen der Rittergüter Hohenberg und Krusemark werden in jenem Verzeichnis die verwitwete Generalin von Meyern geb. von Görtz-Wrisberg und die verheiratete Gräfin von der Schulenburg geb. von Meyern aufgeführt.