Pfarrer.

Aus den Visitationsabschieden erfahren wir, daß der Pfarrer einen eigenen Pfarrhof samt einem Garten, ½ Hufe Landes und 1 Worth, ferner noch ein Stück Ackers, das Olimstück genannt, hat. Der Krüger muß von der genannten ½ Hufe 30 Ruten (1581: 27½) Deich bauen, so doch die andern auf einer ganzen Hufe nicht mehr zu bauen haben. Der Satz, nach welchem der Bewohner des Hofes, den damals Matthias Thomas inne hatte, dem Pfarrer von Alters her ein Vieh hat weiden müssen, ist in dem Bericht von 1581 gestrichen. Daß Wendemark schon in alter Zeit ein eigenes Kirchdorf gewesen ist, geht schon daraus hervor, daß in ihr zwei Pfarrer dort genannt werden, und zwar tritt in einer Urkunde vom 15. Juni 1321 der Herr Henricus, plebanus in Wendemarke, als Zeuge mit anderen auf und 1496 wird Johann Moller, plebanus in W., als Mitglied der Werbener Gilde „des heiligen Kreuzes“ bezeichnet. Von den Pfarrern seit der Reformation haben wir die folgenden feststellen können:

1. Jakob Seker, 1542 in den Visitationsabschieden genannt.

2. Gabriel Forten (Pfortner oder Pförtner); er muß ein recht wohlhabender Mann gewesen sein, denn der Werbener Rat hat 1577 100 Gulden und 1580 die gleiche Summe von ihm auf Zins genommen. Seine Witwe wird in den Werbener Ratsrechnungen 1588 erwähnt.3. Gabriel Ruhe; er war zu Wolterslage geboren 1545, war 1600 im Amte 29 Jahre. Er war von denen von Jagow zu Aulosen, als den Kirchenpatronen, am 24. Im 1582 berufen, von D. Sinapio ordiniert und von D. Praetorio zu Seehausen den 6. Juni 1581 bestätigt.

4. Aus der folgenden Zeit kennen wir nur den 1607 genannten Joachim Jordan.

4 b. Wir wissen ja, daß die Kirche von 1635 bis 1661 zerstört war und erst 1661 bis 1663 wieder aufgebaut wurde. Die Namen der dann folgenden Pfarrer entnehmen wir dem Kirchenbuche. Der erste war David Blumenthal aus Salzwedel, berufen 1665, gestorben 1677, begraben unter dem Chor der Kirche.

5. Johann M. Eilers Wansleb. Saro, 1678 berufen, 1682 auf Johannis nach Bömenzien abgezogen.

6. Daniel Matthaei, Brandenb. March., 1682 berufen und am 4. Advent eingeführt, gestorben 1709, 14. März, begraben vor dem Altar. Nähere Nachrichten über die Familie Matthaei sind zu finden im Genealog. Handbuch bürgerlicher Familien, Band 7, S. 347, 443. Der Wendemarker Zweig kommt aber nicht darin vor. Wir führen hier das dort blasonierte Wappen an. Wappen: In Blau auf goldenem Dreiberg ein silberner, goldenbewehrter Kranich mit offenen Flügeln, welcher in der erhobenen Kralle einen weißen Stein (Karfunkel) trägt; auf dem Helm mit blau-silberner Decke ein offener, vorn blauer, hinten silberner Flug. Das Wappen stammt wahrscheinlich aus der Familie Kranenberg und ist vermutlich durch die Heirat des Andreas Tewes Matthäi 1620 mit Gesche Kranenberg, verw. Möller, übernommen worden. Die Grabplatte des zu Kirchwistedt ruhenden J. Ch. Matthäi zeigt das beschriebene Wappen. Die Familie stammt aus Norddeutschland, von wo sie sich in verschiedenen Zweigen ausgebreitet hat. Dem Wendemarker Pfarrer Daniel M. wird 1694 von Thomas von Jagow das Schulzengericht in Nieder=Wendemark übertragen und 1708 wird diese Uebertragung durch Erasmus von Jagow, Königl. Preuß. Landrat und Deichhauptmann der Altmark auf Calberwisch und Scharpenhufe, erneuert. Ueber die Belehnung der Söhne des Daniel Matthäi werden wir bei der Geschichte des Nieder-Wendemarker Schulzenhofes näheres hören. Jedenfalls weisen wir schon hier auf die „Abschriften, Regesten" und Urkunden“ aus dem Archiv des Rittergutes Calberwisch hin, die von mir in dem 35. Jahresbericht des Altmärkischen Geschichtsvereins veröffentlicht sind.

7. Thomas Christoph Matthaei, des Verstorbenen ältester Sohn, berufen 1709 und am 4. Advent von David Solbrig, dem Geistlichen Inspektor zu Seehausen, eingeführt, gestorben 1728 Michaelis, 45 Jahre alt, vor dem Altar begraben. Die Pfarrstelle blieb bis März 1731 vakant. Der neue Pfarrer würde nach gehaltener Probepredigt Judica beauftragt, sogleich zu bleiben und sich der Gemeinde anzunehmen. Dieser neue Pfarrer war

8. Johann Dietrich Löwe aus Crevese, des verstorbenen Landeinnehmers Curt Löwe jüngster Sohn, berufen am 21. Juli 1729 für Lichterfelde, am 19. April 1730 von dem Patron für Wendemark, am 6. August 1729 zu Stendal ordiniert, am 1. Trinitatissonntag 1730 von Generalsup. Meurer eingeführt, hat er 21 Jahre amtiert, ohne ein einziges Mal haben lesen zu lassen; gestorben ist er am 18. August 1750 und am 20. desselben Monats in der Kirche neben dem Altar, wo ehemals die Kanzel gestanden, begraben; er war 44 Jahre, 2 Monate weniger 2 Tage alt und hinterließ 7 Waisen. Er muß längere Zeit krank gewesen sein, denn schon am 11. Mai 1750 hatte er den Kandidaten Hübner zu seiner Hülfe. In den Briefen des Werbener Diakonus Ragge wird unter dem 29. Oktober 1750 erzählt: „Des sel. Pastor Löwen älteste Tochter, ein Kind von 15 Jahren, ist schon vor 2 Jahren an einen Freisassen und Ackersmann in Wendemark ehelich versprochen, denn, da dieser Mann vorgedachten H. Pastori Löwen zu Wendemark seinen Hof für 10 000 Tlr. abkaufte, so geschah dieses mit der Bedingung, daß er gedachte Tochter ehelichen sollte.“

Der Kandidat Hübner möchte die Wendemarker Pfarre haben, aber der Generalsuperintendent Nolte macht Schwierigkeiten, weil er nicht zwei Jahre völlig in Halle gewesen ist. Er müßte dann Königliche Dispensation haben. Schließlich wählt Frau von Jagow-Calberwisch nicht Hübner zum Pfarrer in Wendemark und Lichterfelde, sondern Römer aus Salzwedel, dessen Frau ehedem als Haushälterin in Calberwisch gewesen ist.

9. Christian Römer, Berolinensis, vorher Pastor auf dem Amt zu Salzwedel, kommt im September 1751 nach W., vom Geistl. Inspektor Schnackenburg eingeführt, hält seine Antrittspredigt am 1. Oktober. Ragge schreibt: „Die Gemeinde ist schwierig, weil die Viehseuche auch dort ist. Der Anfang wird schwer sein, weil er keine Kühe behalten hat und nur wenige Gönner vorerst finden wird. Er bleibt bis 28. Mai 1758. Als er seinen Schwager in Grieben besucht, stirbt er an hitziger Krankheit. In der Kirche zu Grieben wird er beigesetzt. In Wendemark wird eine Gedächtnispredigt von Pastor Schultze-Neukirchen und eine Parentation von cand. C. F. Seidel gehalten.

10. Christoph Franz Seidel, Sohn des früheren Pfarrers in Neukirchen, Nikolaus S. Er stand vier Jahre auf dem Parishof in Condition. 1759 zum Pfarramt berufen, wird er im 19. Jahre seines Amtes von denen von Wedel nach Repplin, Cremtzkow und Blomberg bei Stargard in Pommern versetzt. Unter ihm wurde 1766 die neue Scheune erbaut, das Haus verschwellt, ein neuer Garten am Torweg angelegt und die Kirchenschuld (750 Thlr.) abgetragen.

11. Christoph Ludwig Kannegießer aus Züllichau, eines dortigen Kantors Sohn, Rektor in Seehausen, Pastor in Wendemark bis 1800, dann Superintendent in Werben.

12.Johann Samuel Block, gestorben am 31. August 1817.

13. Friedrich Wilhelm Ludwig Kläden, Sohn eines Predigers in Seehausen; er übernimmt die Pfarre 26 Jahre alt, nachdem er den Feldzug 1813–15 mitgemacht hat. Im Frühjahr 1831 zieht er nach Crüden.

14.Franz Ludwig Schulze, eines Predigers Sohn aus Bömenzien; er ist in W. vom Frühjahr 1831 bis Martini 1836 und wird dann Superintendent in Werben.

15. Johann Christian Ludwig Lehnerdt, eines Fleischermeisters Sohn aus Wilsnack; hat das Pfarramt in W. verwaltet bis zum Monat August 1841. Dann zog er nach Lenzen und von dort nach Linum, wo er als Superintendent a. D. am 30. 1. 1881 starb. Sein Bruder war Generalsuperintendent in Magdeburg.

16. August Paproth aus Welle bei Stendal. Er wurde von dem dortigen Gutsadministrator Hermes an Kindesstatt angenommen, von demselben zunächst in die Schule zu Ostheeren geschickt und nach der Einsegnung Ostern 1822 auf das Stendaler Gymnasium gebracht, welches er Michaelis 1830 verließ, und dann studierte er in Halle bis 1833. Johannis 1836 erhielt er die Pfarrstelle zu Falkenberg, nachdem er sich mit Caroline Wichert, einer Tuchmachertochter aus Stendal, verheiratet hatte. Von dort bezog er Michaelis 1841 die Wendemarker Pfarre. Er starb am 30. Oktober 1870 und fand seine letzte Ruhestätte auf dem dortigen Friedhof nahe dem Eingang nach dem Pfarrhof, in der Nähe des Turmes der Kirche.

17. Nach Ablauf des Gnadenjahres, in dem der Neukirchener Pfarrer Storch die Pfarrverwaltung hatte, wurde am 29. Oktober 1871, am 21. p. Trin., von dem Werbener Superintendent Schneider eingeführt Hermann Rudolf Zimmermann, geboren im Februar 1839, ordiniert am 23. 3. 1871, war er in Wendemark Pfarrer von 1871 bis 1878. Dann übernahm er das Pfarramt in Kotzden bei Rathenow.

18. Theodor Hermann Paproth, ein Sohn des Vorgängers, geboren in Wendemark am 30. März 1849. Er wurde nach beendigtem Studium 1875 Rektoratsverweser, am 18. Dezember 1876 Rektor in Werben/Elbe, dann 1878 Pfarrer in seinem Heimatorte, 1889 Pfarrer in Wollin, 1904 in Bornstedt bei Dreileben. Er besaß die Kriegsdenkmünze 1870/71 für Kombattanten, die Landwehr-Dienst-Auszeichnung 2. Klasse und die Zentenar-Medaille. Im Jahre 1911 starb er in Bornstedt.

19. Wilhelm Schulz, geboren in Frehnee bei Meyenburg in der Ostprignitz, 1889 Pfarrer in W., von wo er nach Falkenhagen bei Pritzwalk übersiedelte. Dort starb er.

20. Johannes Keßler, geb. in Torgau 16. 5. 1871, ordiniert am 14. 2. 1900, Pfarrer zu W., 1904 Pfarrer in Kläden, 1906 Pfarrer in Prödel, 1913 Pfarrer in Prödel mit Kl.-Lübs, 1917/18 Feldgeistlicher.

21. Johannes Gustav Theodor Gericke, geboren in Ortrand 27. 12. 1872, def. angestellt 9. 3. 1900 Rektor in Werben a. E., 1902 Rektor und Hilfsprediger in Seehausen, Kreis Wanzleben, 1904 Pfarrer in Wendemark. Nach abgelegter Prüfung wurde er Studienrat in Oldenburg.

22. Johannes Plath, geb. in Pförten (N.-L.) am 28. 4. 1877, ordiniert 23. 10. 1905, 1904—05 Mitglied des Domkandidatenstifts in Berlin, 1905 Hilfsprediger in Sinzlow in Pommern, 1906 Hilfsprediger in Stettin (Schloßkirche, Diakonissenhaus, Bethanien) und in Briezig (Pomm.), 1906 Vikar der ev. Gem. Augsburg. Bekenntnisses zu Olmütz (Mähren), 1910 Pfarrer in Wendemark, wo er noch gegenwärtig seines Amtes waltet.