5. Die Neukirchener Pfarrer.

Die Zahl der in Schl. Chron. angeführten evangelischen Pfarrer aus der Zeit der Reformation bis zum dreißigjährigen Kriege konnten wir um zwei ergänzen, so daß nun die Reihenfolge diese ist: 1541 Johann Albrecht, um 1584 Heinrich Witte, der in dem genannten Jahr und in den folgenden Jahren 6 Gulden Zins nach dem Tode des Wendemarker Pfarrers Gabriel Pforten von Werben bezog, um 1600 Casparus Meyerus, von dem wir einige persönliche Nachrichten in dem Visitationsabschiede von 1600 erhalten, um 1619 Johann Miriccius, dem die Pfarrergehaltsaufbesserung des Joachim Steinbrecher zuerst zugute kam. Wie lange dieser Pfarrer in Neukirchen sein Pfarramt hat versehen können, wissen wir nicht. In dem ältesten Kirchenbuch von Lichterfelde, das 1666 beginnt, steht die Nachricht in lateinischer Sprache, daß von 1646 bis zum Jahre 1665 der Ehrwürdige Herr Johannes Rhau das Pfarramt verwaltete, und zwar bis zur Wiederherstellung der 1635 zerstörten Wendemarker Kirche; von ihm wird ausdrücklich gesagt, daß er die Berufung für Wendemark und Lichterfelde gehabt hat. Trat für Wendemark und Lichterfelde erst mit dem Jahre 1665 durch die Berufung des Pfarrers David Blumenthal eine regelmäßige Besetzung des Pfarramtes ein, so für Neukirchen schon mit dem Jahre 1654. Gewiß hat bis zu diesem Jahre der wackere Wendemarker Pfarrer Johannes Rhau auch in Neukirchen, wenn es gewünscht wurde, ausgeholfen. In den Schrecken des furchtbaren dreißigjährigen Krieges, die sich gerade über diesen Teil der Altmark besonders breiteten, war ja an eine regelmäßige Besetzung der Pfarrstellen in dieser Gegend gar nicht zu denken. Die Pfarrer mußten, um wenigstens ihr Leben zu retten, in die benachbarten Städte flüchten. Die notwendigsten Amtshandlungen wurden in den Städten vorgenommen, wie die Wendemarker sich in dieser Hinsicht nach Werben wandten. In Seehausen suchten die Pfarrer der Umgegend besonders oft Schutz, den sie in Werben wegen des schwedischen Lagers und dann wegen der Schanze an der Havelmündung nicht finden konnten. Anders, besser wurde es erst nach dem Friedensschluß von Osnabrück. Aber sechs Jahre sollte es dauern, bis auch nach Neukirchen wieder ein Pfarrer berufen werden konnte: Am 9. Juli 1654 wurde der Werbener Rektor Johannes Schulze in das Neukirchener Pfarramt berufen. Wie schwer muß es ihm geworden sein, das zerstörte kirchliche Gemeindeleben wiederherzustellen, die kirchliche Zucht und Ordnung wieder aufzurichten, neues geistliches Leben aus dem Tode zu erwecken! 27 Jahre hielt er auf dem schwierigen Posten aus, dann kehrte er in seine Vaterstadt Werben zurück, wo er am Sonntag Cantate 1681 in das Diakonat eingeführt wurde. Hier wirkte er noch bis zu seinem am 26. März 1699 erfolgenden Tode. Noch heute

Neuer Deutscher Bauernhof in Lichterfelde, der 1934 anstelle des alten sog. „Raueschen Hofes“, Ackerhof Nr. 1, entstanden ist.(Vergl. S. 116) (Aufn. A. Reseberg)

schmückt sein Bild schmückt die Sakristei der Werbener Kirche. Auf die drei nächsten Neukirchener Pfarrer Joachim Schmidt (1681 bis 1726), Nikolaus Seidel (1720 bis 1750) und Johann Christian Schulze (1751 bis 1765) folgte Ludwig Friedrich Birkholz (1766 bis 1773); er wurde auch nach Werben berufen, wo er das nicht schwere Diakonatamt wegen großer Kränklichkeit mit Mühe verwaltete und am 14. Mai 1802 in einem Alter von 62 Jahren an der Brustwassersucht starb. In Neukirchen folgte ihm Ernst Friedrich Krüger (1773 bis 1781) und Johann Friedrich Bohm aus Rathenow, der im Jahre 1800 siebzehn Jahr im Amt war, und am 26. November 1826 im Alter von 74 Jahren starb. Von den folgenden Pfarrern kann ich nichts anderes angeben, als was Schl. Chron. enthält; ich möchte darum auf diese Stelle verweisen und nur zwei Pfarrer hervorheben: Fink (1839 bis 1850) und Friedrich Julius Warneyer (1851 bis 1861). Nach jener Aufzeichnung stammte Fink aus Kempen in Polen. Er war früh verwaist und wurde im Waisenhause zu Halle erzogen. Durch Kanzler Niemeyer war er zum protestantischen Bekenntnis bekehrt worden. Er erhielt 1850 die Pfarrstelle Schönberg-Herzfelde und verließ Neukirchen mit Frau und vier Kindern. Von dem Einzug des Pfarrers Warneyer in das Neukirchener Pfarrhaus heißt es a. a. O.: „Bei seinem Einzug war das Haus geschmückt, aber innen leer. Er fand nur einen leeren Milcheimer mit zwei verhungerten Mäusen.“ 1861 kam er nach Staats.