Friedrich Wilhelm Marpurg.
Der im Jahre 1718 auf dem Seehofe geborene Friedrich Wilhelm Marpurg verdient es, daß wir uns hier ein wenig näher mit ihm beschäftigen, hat er doch auf dem Gebiete der Musikwissenschaft eine große Bedeutung erlangt. Es scheint am besten, das zu wiederholen, was der tüchtige Schulrat Schumann in seiner Geschichte des Volksschulwesens über ihn schreibt: „Friedrich Wilhelm Marpurg war geboren zu Wendemark, ein Freund Winckelmanns, mit dem er zusammen in Halle studierte. Er bildete sich dann in Paris zum Musikkenner aus und lebte seit 1747 in Berlin, mit der Ausarbeitung weitläufiger Werke über Geschichte und Lehrsätze alter und neuer Musik beschäftigt. Der König Friedrich II., der Große, machte ihn wider seinen Willen zum Kriegsrath und Direktor der Lotterie.
Er war ein Freund Lessings, Mendelssohns und Nicolais und gehörte durch seine Jugendlaune, mit der er unerschöpflich im Erzählen von Geschichten lebender und verstorbener Künstler war, zu den beliebtesten und bekanntesten Persönlichkeiten der Hauptstadt, in der er 1795 starb. Lessing hat an ihn ein Gedicht gerichtet über die Regeln der Wissenschaften zum Vergnügen, besonders der Poesie und Tonkunst.“ Und noch eine Nachricht über ihn sei mitgeteilt. Auf Seite 161 und 162 des in Stendal bei Franzen-Große 1787 ohne Verfassernamen erschienenen Buches „Büsten berlinischer Gelehrten und Künstler mit Devisen“ heißt es: „Folgende Schriften haben den Kriegsrath und Direktor der Königlichen Lotterie, Herrn Marpurg, der musikalischen Welt als einen der ersten und gründlichsten Theoretiker in dieser Kunst rühmlichst bekannt gemacht und ihn einem Kirnberger, Bach und Lochlein an die Seite gesetzt, so wie er einen Forkel nach allem Urteil unendlich übertrifft. Eine Prüfung über einzelne Theile dieser Wissenschaft anzustellen, erfordert einen ganz Eingeweihten in dieser heiligen Kunst, bereit, Grundsätze durch abstrakte mathematische Berechnungen in Ausübung gebracht und jenes reine Vergnügen zu gewähren, bei dessen Genuß wir eher die Allgewalt eines übernatürlichen Zaubers als mathematische Berechnungen zu finden glauben. Noch bemerken wir, daß Herrn Marpurgs Sohn schon im kindischen Alter mit manchem Virtuosen auf der Violine wetteifern konnte.“ In dem Werke „Deutsche Bücherfunde“ von Kayser-Ebert, Leipzig 1827, sind die Titel der 14 von M. herausgegebenen Werke genau angegeben. Ein Bildnis dieses Mannes findet sich in seiner „Kritischen Einleitung in die Geschichte und Lehrsätze der alten und neuen Musik“, Berlin 1759. Unter den Taufpaten des am 16. März 1768 geborenen Friedrich Wilhelm Dölln befand sich auch der Berliner Kriegsrat und Musikschriftsteller Friedrich Wilhelm Marpurg, von dem der Täufling seine Vornamen erhalten hatte. Zweimal verzichtete unser Marpurg bei dem Uebergang des Seehofes in andern Besitz auf sein Vorkaufsrecht, einmal am 17. Januar 1753 und sodann am 5. September 1776. Auch in dem Besitz des Verfassers dieser Beiträge ist ein Bildnis dieses bedeutenden Mannes. Es ist interessant, daß gerade aus dieser Gegend, deren Bewohner im ganzen im Gegensatz zu den Thüringern als unmusikalisch gelten, solch ein bedeutender Vertreter der Musikwissenschaft hervorgegangen ist. Lange Zeit herrschte über den Geburtsort Marpurgs Unklarheit; man wußte nicht, daß das Gut Neu-Goldbeck früher Seehof geheißen hatte.