Der Pfuhlhof.

Der Name Pfuhlhof kann doch nur davon herstammen, daß die Familie von Pfuhl einmal diesen Hof besessen hat. Nun wissen wir aber über solchen Besitz der Familie in Lichterfelde aus den bisher bekannt gewordenen Urkunden und Akten nichts. Das Jahr 1384 wird uns von Hans von Kannenberg ausdrücklich gesagt, daß er in Lichterfelde wohnte. Von Claus von Kannenberg hören wir im Jahre 1423, daß er dem Markgrafen Friedrich Urfehde schwur, und daß er in Lichterfelde einen Hof mit 3 ¼ Hufe Landes zu rechtem Mannlehn besaß. Ja, aber was haben denn die von Pfuhl mit denen von Kannenberg zu tun? Wie kommt der Hof zu seinem Namen? Ich behaupte, daß beide Familien eine und dieselbe Familie sind und zwar bilden die von Pfuhl den Stammbaum und die von Kannenberg den jüngeren Zweig an diesem Baum. Ist das nicht eine sehr kühne Behauptung? Achten wir einmal auf die Wappen! 1321 war ein Knappe Otto utem Pule in der Vogtei Arneburg angeschlossen; an einer Urkunde desselben Jahres hängt sein Siegel, das als Siegelbild eine „Kanne“ zeigt und die Umschrift trägt: „† Sigillum Ottonis de Pule“; das Wappen derer von Kannenberg hat drei Kannen im Schilde. Wenn man mit Recht in vielen Fällen eine dreifache 2:1 gestellte Figur als das Wappenzeichen der jüngeren Linie oder Linienabzweigung betrachten kann, so ist damit in der Familie des oben angeführten Knappen das Stammgeschlecht derer von Kannenberg ermittelt. Wir können dann folgern, daß die von Pfuhl ihren Lichterfelder Hof ihrer von ihnen abstammenden Familie von Kannenberg überlassen, letztere aber, wohl aus Pietät, dem Hof den alten Namen Pfuhlhof belassen haben. Die utem Pule finden wir ebenfalls zuerst in Busch bei Giesenslage; nach ihnen sind die von Kannenberg lange Zeit in dem Besitze von Busch. Zu unserer Annahme von der nahen Zusammengehörigkeit beider Familien paßt es, daß die von Kannenberg erst verhältnismäßig spät urkundlich auftreten: 1320 treten Elias und Conrad als Zeugen urkundlich auf. Die von Kannenberg scheinen ihren Lichterfelder Besitz nicht lange innegehabt zu haben. Im Jahre 1444 bewohnte der oben genannte Claus v. K. noch den Rittersitz. Zwei Jahre zuvor wurde Adelheid, seine Hausfrau, von dem Kurfürsten mit einem „Leibgedinge“ von 8 Mark jährlicher Renten auf einem vor Dobbrun belegenen Hofe belehnt. 1448 verleiht der Kurfürst Friedrich das Angefälle des Lichterfelder Hofes an seinen Kammermeister Elias von Rintorff. Ob die von Rintorff dieses Lehn angetreten, ist nicht aus den Akten, die uns zur Verfügung stehen, zu ersehen, aber daß er 1541 im Besitz derer von Rohr, das erfahren wir, denn in der oft angeführten Schoßmatrikel heißt es: „Diesen Hof (der mit Nummer 2 bezeichnet ist) hat der von Rohr, Besitzer von Schönberg, eingezogen und dadurch frei gemacht. Hernach ist derselbe mit dem Hof Nr. 9 vertauscht und dieser letzten Hof frei gemacht, jener aber als Achim Lütkes Hof unter die Kontribution zurückgegeben.“ Auch dieser Hof kam zeitweise an die v. Redern. 1571 wird der von Achim Siemendorff bewohnte Hof in dem für Valentin von Redern auf Krumke ausgestellten Lehnbrief mitgenannt und in dem seiner Ehefrau Elisabeth von der Schulenburg 1588 ausgestellten Leibgedingsbrief heißt es u. a.: „Item zu Lichterfelde vom Pfuelhofe, welchen jetzt Hans Jordan bewohnt, soll sie haben den Kornzehnt und 1 Wispel Gerste jährliche Pacht, mit allen Gnaden, Gericht und Gerechtigkeiten, wie er (Valentin von Redern) dasselbe jetzt gebraucht, nebst dem Pflug- und Wagendienste“. Auch in dem 1599 für Daniel v. Redern zu Krumke ausgestellten Lehnbrief erscheint der nun von Asmus Hermens bewohnte Pfuhlhof in Lichterfelde (cf. Stendaler Beiträge, Bd. 18, II, S. 364 ff.). Dr. Georg Schmidt teilt in seinem Werke „Das Geschlecht von Bismarck“, S. 334, mit: „Der Pfuhlhof daselbst gehörte dem Claus von Rohr, der ihn am 6. April 1615 und 7. September 1616 an Henning von der Schulenburg für 4000 Tlr. abtrat; dieser vertauschte ihn am 29. Oktober 1622 gegen einen Hof in Falkenberg.“ Inwiefern diese Angaben zutreffen, vermag ich nicht zu prüfen, in dem Lehnbrief des v. Bülow-Krumke von 1640 heißt es: „Item einen Hof zu Lichterfelde, der Pfuellhof genannt, mit oberstem und niederstem Gericht“. Nur noch einmal, 1668, fand ich den Namen unseres Hofes im Lichterfelder Kirchenbuch; da wird „Michel Rhuen aufm Pohlhof“ als Vater des Daniel R. genannt.