Die älteste Geschichte des Einhofes.

Der Einhof liegt bekanntlich in dem Vorwerk Wendemark. Dieses Vorwerk ist sehr alt. Nach einer Urkunde vom Jahre 1151 schenkten die Markgrafen Albrecht und Otto dem Bistum Havelberg u. a. auch drei Hufen in dem praedium Alant, d. h. eben in dem Vorwerk Alant; es ist kaum zu bezweifeln, daß dieses Vorwerk unser am Aland gelegenes Vorwerk Wendemark ist. Diese Stiftung bestätigt 1179 Kaiser Friedrich. In einer Tauschurkunde des Bischofs von Havelberg von 1186 wird Aland Dorf genannt. Auch in der Bestätigungsurkunde Markgraf Albrechts II. von 1209 wird dieses Dorf erwähnt. Ebenso ist in der Schenkungsurkunde Markgraf Ludwigs des Römers vom Jahre 1327 unter dem Dorfe supra Aland aller Wahrscheinlichkeit nach unser Dorf gemeint. Noch einmal ist von ihm die Rede 1349 und 1351. In der Folgezeit wird das Dorf nicht mehr erwähnt. Von den Gütern in der Altmark, schreibt der sachkundige Riedel in seinem trefflichen großen Urkundenwerk Codex diplom. Brand. II S. 403 und 431, welche zur ursprünglichen Ausstattung des Bistums Havelberg ausgesetzt waren, behielten die Bischöfe für die Folgezeit nichts bei; sie scheinen dieselben teils für das Domkapitel, teils später für das 1289 gegründete Kloster Heiligengrabe zur Bewidmung angewandt, teils endlich an weltliche Besitzer verliehen zu haben. Zu der Urkunde des Jahres 1337 über den Besitz des Havelberger Bistums nennt Kaiser Ludwig die altmärkischen Güter gar nicht mehr; wir sehen auch darin einen Beweis, daß sie bereits dem genannten Stift gehörten. Damit stimmt überein, was der Pfarrer Steinhardt in seinem 1800 erschienenen Buche „Ueber die Altmark“, Teil II, S. 79, darüber schreibt: „Hier muß man vielleicht die Meierei suchen, die Albrecht der Bär dem Bistum Havelberg schenkte, und die in der Urkunde Alant genannt wird. Die beiden Falcken und der Beckersche Hof stehen noch jetzt unter der Gerichtsbarkeit des Klosters Heiligengrabe in der Prignitz, und daher ist es um so wahrscheinlicher, weil es von einer geistlichen Hand leicht in die andere übergehen konnte, und die Bischöfe von Havelberg, die in Wittstock, eine halbe Meile vom Heiligen Grabe residierten, bei der Stiftung des Klosters sich sehr eifrig bewiesen. Diese Höfe werden auch jetzt noch „Vorwerk Wendemark“ genannt, welches dem alten Namen „Meierei Alant“ am nächsten kommt.“ Was hier von dem Vorwerk Aland und den in der Wische belegenen Besitzungen des Bistums Havelberg gesagt ist, bestätigen auch die ältesten Urkunden über Nienhoue (Einhof). Die von Redichsdorf besaßen schon früh den „Dienst“ von diesem Hofe; sie verkaufen diesen „Dienst“ 1313 an die Besitzer dieses Hofes, den Werbener Bürger Henricus dictus de brizike, an seine Gemahlin und zwei Söhne. Der erstgenannten Familie, die sich nach dem lüneburgischen Dorfe Rehstorf nannte, begegnen wir häufig im Gefolge brandenburgischer Markgrafen, s. z. B. 1227 in Werben, 1233 in Arneburg, 1250 in Sandau, 1268 wiederum in Arneburg; die letztere Familie, die ihren Namen von dem hinter Seehausen gelegenen Dorfe Bretsch ableitet, lernen wir also als die erste Besitzerin des Einhofes kennen. Wir gehen wohl nicht fehl, wenn wir die von der Weide (Werben), die von Redichsdorf, die von Brizike, die von Wendemark als ehemalige Burgmannen der großen und starken Burg Werben ansehen. Als um 1230 diese Burg ihre Bedeutung verlor, erwarben diese Burgmannen Landbesitz in der Nähe bei der Burg. Wenn Hinricus dictus de Brizike 1313 in der Urkunde „Werbener Bürger“ heißt, so läßt diese Bezeichnung darauf schließen, daß er sich zunächst nach Aufhebung der Burg in der kleinen Stadt, die sich an der Burg allmählich bildete, als Bürger niederließ, um dann den Nienhoue zu erwerben. Aehnlich machten es ja auch Burgmannsfamilien in anderen altmärkischen Städten.

Aus der Urkunde von 1313 erfahren wir, daß Heinrich von Brizikes Gemahlin Mechthildis hieß, und daß ihre Söhne Heinrich und Johannes waren. Daß aber das Bistum Havelberg dem Prignitzer Cisterzienser-Nonnenkloster seinen Besitz in der Wische überlassen, und daß dieses ihn an weltliche Besitzer verliehen, aber sich Rechte und Einkünfte vorbehalten hat, das werden wir im Folgenden näher beweisen. Schon der Extract aus dem Landbuche vom Jahre 1427 bringt einen Beweis dafür. Der Extract lautet: „Vorwerk: Das höheste und Sydeste Gerichte geht von dem Kloster zum Heyl. Grabe zu Lehn ... Cöne Ryn 3 Hufen dem Closter zum Heyl. Grabe 12 Mark. Stend. undt den Zehenden von 3 Stücke Landes auf 6 Schfl.“ Aus den folgenden beiden Urkunden von 1436 und 1441 erfahren wir, daß die Schenken von Lützendorf in Klein-Schwechten Lehnsherren vom Einhofe sind; es wird ihnen vom Markgrafen Johann gestattet, auf einen rechten Wiederkauf 10 Mark jährlicher Rente über die „feldischen“ Hufen bei Werben für 150 Mark an den Rat der Stadt Werben zu verkaufen, und im letzten Jahre werden sie mit dem Schenkenamte des markgräflichen Hofes, einem Burglehn zu Arneburg und mit verschiedenen anderen Besitzungen beliehen, darunter auch mit 2 Hufen bei Werben in dem Hofe „to dem velde, was dar lehne an is“. Diese Schenken von Lützendorf waren ein altes bayerisches Adelsgeschlecht, das sich 1357 in der Altmark niederließ; hier erwarben sie das Rittergut und ansehnliche Besitzungen in Klein-Schwechten, die ihnen bis zu ihrem Aussterben im Jahre 1615 verblieben. Wir werden in der Geschichte Goldbecks noch weiteres von ihnen hören.

Etwa auf dem halben Wege von der Parisstraße nach dem Einhofe liegt links ein mit Bäumen und Sträuchern bestandener Hügel, den man noch heute „die Burg“ nennt. Es sollen noch heute Reste von Wällen und Gräben zu sehen sein. Gewiß ist diese „Burg“ ein Ueberbleibsel einer sogenannten Fliehburg, in welche sich in gefährlichen Zeiten die Menschen mit ihrem Vieh flüchteten. Dabei müssen wir bedenken, daß die Gegend in jener fernen Zeit viel waldreicher war als heute, daß diese „Burg“ im Walde von den Feinden schwerer entdeckt werden konnte.