Die Letzten aus dem Geschlecht von Kannenberg.

Christoph von Kannenberg hinterließ zwei Söhne, Christoph Günzel und Friedrich Wilhelm, sowie drei Töchter, Maria Elisabeth, Agnes Sophia und Dorothea. Maria Elisabeth war jung verstorben. Anna Sophia vermählte sich mit dem Freiherrn von Adelsheim, Hauptmann über eine Kompagnie zu Fuß, der in Werben am 29. März 1721 starb und in der dortigen Kirche seine letzte Ruhestätte fand. Die unvermählt gebliebene Dorothea mußte bis an ihr Lebensende die Stelle einer Ausgeberin in Crevese versehen und starb dort am 22. Juli 1701. Den älteren Sohn, Christoph Günzel, hatte der Vater zweifellos der Sitte gemäß nach dem väterlichen und mütterlichen Großvater, den jüngeren, Friedrich Wilhelm, dagegen nach seinem ihm so gnädig gestimmten Landesherrn benannt. Christoph Günzel wurde später Domherr von Magdeburg, Friedrich Wilhelm aber Königlich Preußischer Kammerherr. Die Wahl des Christoph Günzel zum Magdeburger Domherrn war insofern bemerkenswert, als er der erste Domherr war, der durch die Fürsorge des brandenburgischen Kurfürsten als „obersten Bischofs“ die erledigte Präbende des Georg Philipp von Veltheim am 20. Oktober 1683 erhielt. Das Domkapitel versuchte zwar, Einspruch dagegen zu erheben, aber infolge eines scharfen Personalmandates fand Kannenbergs Einführung „wider alle Statuten und Observanzen“, wie vermerkt ist, am 6. Februar 1684 statt. Schon am 18. Juli 1685 starb Christoph Günzel von K.. Der jüngere Sohn, Friedrich Wilhelm, verheiratete sich mit Barbara Helene, geborene Freiin von Bibra und Modlau; sie brachte ihrem Gatten das freie Königliche Burglehen Romenau im Breslauischen zu. Friedrich Wilhelm starb 1729. Der Witwensitz seiner hinterbliebenen Gattin war das Haus Himmelreich bei Minden. Friedrich Wilhelm hinterließ einen gleichnamigen Sohn als letzten seines Geschlechts.

Dieser letzte seines Stammes, Friedrich Wilhelm von Kannenberg, brachte es zu hohen Ehren und Würden und zu sehr reichem Besitz. 1717 nahm er bei dem Kürassierregiment Nr. 4 Dienste und, nachdem er unter dem 9. März 1720 zum Rittmeister ernannt worden war, wurde er zum Dragonerregiment Nr. 1, v. Platen, versetzt, avancierte 1725 zum Oberstleutnant und 1736 zum Oberst. Bei der Errichtung der Garde du corps erhielt er bei dieser so bevorzugten Leibwache des Großen Königs eine Anstellung als Oberst; doch schon im Jahre 1742 wurde er Inhaber des Dragonerregiments Nr. 4. Bei Molwitz wurde er schwer verwundet. Seiner empfangenen Wunden wegen gewährte der König 1742 sein Abschiedsgesuch ab und genehmigte 1753 seine Bestallung als Oberhofmeister bei der Königin Elisabeth Christine. Er war Ritter des Schwarzen Adler-, Johanniter- und Schwedischen Seraphinen-Ordens, Domherr zu Halberstadt, Propst zu Walbeck, Erbmarschall des Fürstentums Minden und Erbherr auf Kannenberg, Busch, Iden, Krumke usw., und hatte Besitze, Hebungen, Zinsen in Losse, Natterheide, Hohenhof (Giesenslage), Schalluhn, Räbel, Berge, Böwerlack; außerdem besaß er das Haus und Gut Himmelreich im Mindeschen und das Unteramt Eisleben u. a. Friedrich Wilhelm v. K. war mit Charlotte Albertine Gräfin Finck von Finckenstein vermählt. Aus dieser Ehe stammte nur eine Tochter, welche sich mit dem Generalmajor Henning Alexander von Kahlden vermählte und ihm die reichen Güter ihres Hauses zubrachte. Friedrich Wilhelm von Kannenberg starb am 22. Mai 1762 im 69. Lebensjahr, seine Gattin am 8. März 1795, seine Tochter, die Generalin von Kahlden, die letzte v. Kannenberg, am 19. März 1806.

Im „Deutschen Herold“ 1899, Nr. 11, S. 170 heißt es: „Die uradlige Familie der Altmark von Kannenberg soll nach verschiedenen Angaben mit Friederike Wilhelmine von Kannenberg, Gemahlin des Generalmajors Henning Alexander von Kahlden, am 19. März 1806 erloschen sein. Dagegen lebte Ende vorigen Jahrh. der Königl. Preuß. Kommissar Friedrich von Kannenberg in Pilica; ihm wurde 1797 dort ein Sohn, Karl von Kannenberg, geboren, dessen Nachkommen in Oesterreich leben. Wie ist diese Linie von K. mit der altmärkischen verwandt?“ Um diese Frage beantworten zu können, müßte man vor allem das Wappen der österreichischen Linie kennen. — Mir wurde von einem Freunde in Berlin, der sich gern und viel mit dem Studium der brandenburgisch-preußischen Geschichte beschäftigt, die nachfolgende Abschrift zugesandt, die, weil sie von dem letzten von Kannenberg handelt, nach ihrem wesentlichen Inhalt mitgeteilt werden soll, wenn sie auch Schatten auf das Bild dieses letzten von K. wirft. Die Abschrift stammt aus: „Dreißig Jahre am Hofe Friedrichs des Großen. Aus den Tagebüchern des Reichsgrafen Ernst Ahasverus Heinrich Lehndorf (Steinert), Kammerherrn der Königin Elisabeth Christine von Preußen.“ Mitteilungen von Karl Schmidt-Lötzen, Nachträge Band 1, Gotha 1910, S. 344. 30. Januar 1762: „Wir erhielten die Nachricht von dem Ableben des Oberhofmeisters der Königin, des Herrn von Kannenberg. Dieser war einer der Matadore der Staaten des Königs. Er besaß umfangreiche Güter in der Altmark und viele Benefizien, so daß sein Einkommen sich auf gegen 35 000 Thlr. belief; in seiner Jugend war er ein schöner Mann gewesen, hatte aber ein sehr ausschweifendes Leben geführt ... Obwohl er eine der schönsten Damen des Preußischen Hofes, eine Gräfin von Finckenstein, eine Tochter des Feldmarschalls, heiratete, setzte er doch seine Lebensweise weiter fort. ... Er war bis zum Oberst avanciert, und indem er General werden wollte, geriet er mit dem König in ein Zerwürfnis und nahm seinen Abschied. Seit jener Zeit lebte er sparsam und brachte es zu den glänzenden Verhältnissen, wie sie sich bei seinem Tode vorfanden. Da er sehr eitel war und seine Frau am Hofe sehr gut stand, so tat man alles, um ihn nach dem Tode des Oberhofmeisters Grafen Dohna zu dessen Nachfolger zu machen ... Gegen das Ende seines Lebens war er ein Filz und in Gesellschaft ein unausstehlicher Mensch, dem man stets ehrerbietig zuhören sollte, obwohl er den ganzen Tag nur albernes Zeug schwatzte ... Er hat nur eine Tochter hinterlassen, die jetzige Witwe des Generals Kahlden. Es wäre Heuchelei von ihr, wenn sie allzu sehr um ihn trauern wollte. Er hat sie als Vater immer sehr hart behandelt. Sie war neun Jahre verlobt, bevor die Eltern ihre Einwilligung zu dieser Heirat gaben, und nachher gab er ihr bis zu seinem Tode bloß 1000 Thlr. im Jahre, so daß sie Mangel litt, während er im Ueberfluß schwelgte.“ Wie weit diese Schilderung der Wahrheit entspricht, entzieht sich meiner Kenntnis, aber dieser Schilderung von dem Charakter des letzten Kannenberg entspricht das, was wir bei der Geschichte Idens über sein Verhältnis zu den Ebener Bauern hören werden.