2. Ackerhof Nr. 5

Dieser Hof, der Wöllmersche Hof genannt, gehörte jahrhundertelang der Familie Belitz. Im Jahre 1515 wurden die von Osterholz über 8 Hufen mit höchstem und niederstem Gericht und Dienst belehnt, ferner mit Getreide- und Geldhebungen über die einzelnen Höfe in Schwarzholz. Da heißt es u. a. über Arnt Belitz’ Hof mit 30 Scheffel Hafer und 15 Schilling; ferner hat derselbe 3 Stücke zu Lehn und gibt als Lehnware 3 Pfund. Bei einer Wiederholung der Belehnung im Jahre 1562 heißt es statt Arnt Belitz Georg Belitz. 1572 heißt der Besitzer Hans Belitz. Als letzter Inhaber des Hofes aus dieser Familie wird 1690 Jürgen Belitz genannt, dagegen heißt es 1715 „Henning Wölmer“. Ueber den nunmehr Wöllmerschen Hof gibt uns ein Aufsatz willkommene Kunde, den Pfarrer Paul Koch-Krusemark unter dem Titel „Es war einmal“ in dem Altmärkischen Hausfreund 1920, S. 34 ff., veröffentlicht hat. Wir dürfen aus diesem Aufsatz wohl einige Abschnitte wörtlich wiedergeben: „Diesen damals Belitzschen Ackerhof kaufte 1688 ein aus dem „alten Lande“ bei Hamburg stammender Henning Wöllmer für ganze 150 Taler; der Hof war 2¾ Hufen, also ganz rund gerechnet, ungefähr 100 Morgen groß. Von dem Kaufpreis wurden 50 Taler angezahlt; der Rest, zu 5 % verzinst, sollte in 5 Jahren gezahlt werden und wurde allmählich in 10 Jahren abgezahlt, denn der Besitzer mußte noch das Wohnhaus und vieles neu bauen, der verwilderte Acker brachte die ersten Jahre wenig ein. Manche Anschaffungen waren nötig, mit dem Vieh gab es manchen Unglücksfall, wie 1698 geklagt wurde.“ Nach diesem Aufsatz kaufte Henning Wöllmer den Hof im Jahre 1688, nach den Osterholzer Akten, wie sie in dem 2. Bande der Stendaler „Beiträge“, S. 356 ff., veröffentlicht sind, war noch 1690 Jürgen Belitz Besitzer des Hofes; diese Abweichung in der Angabe über das Jahr des Wöllmerschen Besitzanfanges mag damit zu erklären sein, daß sich die Verkaufsverhandlungen nach damaligem Brauche lange hingezogen haben. Jedenfalls ist auch dieser Kauf ein Beispiel, wie billig man damals einen ganzen Ackerhof kaufen konnte. Jürgen Wöllmer wird 1715 als Besitzer genannt; seine Frau hieß Anna geb. Schwarzenhans. Bei der Verschreibung des Hofes im vorhergehenden Jahr war festgesetzt worden, daß der Hoferbe seinen 5 Geschwistern auszuzahlen hatte 200 Thaler an Geld, 2 Pferde, 2 Kühe, ein Ehrenkleid, womit jedes Kind bestehen kann, die halbe Hochzeit bei etwaiger Verheiratung, und bei unverheirateten Schwester ein aufgemachtes Bett mit zugehörigen Laken und Tüchern wie auch anderes Leinenzeug. Näheres über das Altenteil, über die Mitgift der jungen Frau Anna geb. Schwarzenhans sowie über den hohen Wert des damaligen Geldes ist in dem sehr interessanten Aufsatz „Es war einmal“ nachzulesen. Am 17. Oktober 1725 verheiratete sich Heinrich Wöllmer nach dem nahen Polkritz, wo er bald Schulze wurde. Sein älterer Bruder Johann Henning Wöllmer, Schulze in Schwarzholz, hatte ihm nach der Hofverschreibung von 1714, wie erwähnt, die halbe Hochzeit auszurichten, rechnete ihm aber nicht einmal alles an. In dem Aufsatz a. a. O. wird noch von dem traurigen Ausgang dieser so fröhlich begonnenen Ehe berichtet: „1740 starb das jüngste, nicht ganz zweijährige Söhnchen, 1741 in den Monaten August, September, Oktober die übrigen 5 Kinder, und 1742 im Februar der Vater. In eineinhalb Jahren verlor die Frau alle 6 Kinder und den Mann. Welch‘ eine Summe von Leid für ein Mutter- und Frauenherz!“

Wie die Wirtschaft von 1690 bis 1740 durch treuen Fleiß und den Segen von oben auf dem Wöllmerschen, früher Belitzschen Hofe vorwärtsgekommen war, das beweist die Verschreibung des Hofes vom Jahre 1740, bei der es heißt am Schluß: „Ertrag des Hofes 5468 Taler, Lasten und Abgaben 4268 Taler, bleibt zu verteilen 1200 Taler, also für jedes Kind 300 Taler."

Von den folgenden Besitzern seien noch genannt Johann Friedrich Wöllmer sen. und jun. (1785 bis 1838), Katharine Christine Elisabeth, verw. Wöllmer, geb. Achilles, Friedrich Bernhard Albert Wöllmer (1848 bis 1855). Seit dieser Zeit ist der Hof mit dem benachbarten Rittergut I vereinigt; nur der Brunnen erinnert noch an die alte Hofstätte. Zu vergleichen ist das von Erich Wöllmer-Charlottenburg verfaßte und 1918 herausgegebene Büchlein „Der Wöllmersche Ackerhof in Schwarzholz in der Altmark 1688 bis Mitte 1800".