Die Lichterfelder Kirche.

In dem wichtigen Handbuche der Baudenkmäler von Dehio wird die Lichterfelder folgendermaßen beschrieben: „Frühgotischer Ziegelbau um 1300, Chor zweijochig, dreiseitig geschlossen mit Kreuzgewölben, Schiff mit Holzdecke. Die Durchbildung im einzelnen vortrefflich, wie selten anzutreffen; bemerkenswertes Südportal. Der rechteckige Westturm in der Breite des Schiffes ursprünglich vorgesehen, aber erst im 15. Jahrhundert ausgeführt, die Giebel des Satteldaches mit flachbogigen Blenden.“ Nach diesem fachmännischen Zeugnis können die Lichterfelder mit Recht stolz auf ihre Kirche sein. Aber auch im Innern birgt die Kirche viel Interessantes. In der Sakristei ist eine Jahreszahl, von der nur 146, aber nicht der Einer zu lesen war, eine Jahreszahl, die jedenfalls die Zeit der Erbauung der Sakristei angibt. Bei einer Erneuerung des Kircheninneren im Jahre 1905/06 entdeckte man Malereien an den Kirchenwänden. Vermutlich stellen sie Szenen aus dem Leben des Kirchenheiligen dar. Sie wurden glücklicherweise nicht übertüncht, sondern durch Leinwandrahmen verdeckt. Hoffentlich gelingt die Deutung derselben noch einmal.

In alten Akten fand ich die folgende Inschrift an dem Taufstein: „Anno Domini MCCCCCXXXIII (1533) angehoben de dope tho Lichterfelde dorch de norstende hans Albrecht, bernd Siuvert“; ich erinnere mich nicht daran, daß dieser Taufstein noch vorhanden ist. An der Brüstung der Westempore sind die Apostel abgebildet. An den sie tragenden Säulen stehen die Worte: Achim Koppen, Nikolaus Ruve, v. d. m. i. aet., anno 1609 den 7. Nov. Trachtet am ersten nach dem ...“ Unter den Apostelbildern steht an der eigentlichen Brüstung: „Peter Ruwe, Werner Bruen. Anno 1652“. Wir entnehmen daraus, daß die Empore 1609 eingebaut und 1652 mit den Bildern geschmückt worden ist. Daß man diesen Schmuck, wie bescheiden auch immer, so bald nach dem Schluß des furchtbaren 30jährigen Krieges anbrachte, ist ein schönes Zeichen für den kirchlichen Sinn der Gemeinde. Die eine Kirchenglocke, die Medaillonbilder auf ihrem Mantel trägt, ist sicherlich sehr alt. Die andere Glocke trug die Inschrift: „Martin Heintze von Perleberg me fecit anno 1666“, d. h. „M. H. von Perleberg goß mich im Jahre 1666“. Sie muß um 1840 zersprungen und dann 1841 wiederhergestellt sein, denn nun trägt sie die Bemerkung: „1841 denuo restituta liberalitate regis. Engelke, Halberstadt“, d. h. „wiederhergestellt durch königliche Güte von dem Halberstädter Glockengießer Engelke im Jahre 1841“. Die Buchstaben, die an den Säulen der Westempore stehen, „v. d. m. i. aet.“ heißen „verbum domini manet in aeternum“ (das Wort Gottes bleibet in Ewigkeit). Wie das Geläut und die Empore, so wurde auch das über dem Altar angeordnete Kanzelwerk als zum evangelischen Gottesdienst dringend notwendig gar bild nach jenem Kriege wiederhergestellt bzw. neu errichtet. An demselben sehen wir ein Schildchen mit blauem Szepter und rotem, goldgerändertem Schrägbalken, das auf das kurfürstlich-brandenburgische Patronat hinweisen soll: die Darstellung des Schildchens ist freilich nicht richtig, denn die brandenburgischen Adler wurden als kurfürstliche stets mit einem blauen Brustschilde dargestellt, in welchem ein aufrechtstehendes, goldenes Szepter (das Zeichen der Kurwürde und des Erbkämmerer-Amtes) erscheint. Die Form des Schildchens am Lichterfelder Kanzelwerk (blaues Szepter und roter, goldgeränderter Schrägbalken) ist wohl nur durch Unkenntnis des Malers entstanden.

Und noch etwas außerordentlich Wichtiges, das zwar nicht mit dem Kirchengebäude zusammenhängt, aber desto inniger mit der Kirchengemeinde, stammt aus der gleichen Zeit: das älteste Kirchenbuch, das mit dem 12. Juni 1666 beginnt. Wir haben es, wie auch wohl das andere aus dieser Zeit stammende kirchliche Inventar, dem neuen Pfarrer, David Blumenthal aus Salzwedel, zu verdanken, der gerade damals sein Wendemark-Lichterfelder Amt antrat. Wir werden weiter unten noch mehr von diesem Kirchenbuch hören.