6. Die Kirche.

In den folgenden Ausführungen müssen wir uns wieder ganz an unsere oft genannte Quelle, die Schl. Chron., halten, aber wir glauben, durch diese Wiederholung den auswärtigen Neukirchenern, denen die Chronik nicht zur Verfügung steht, einen Dienst zu erweisen. Die Chronik berichtet von einem großen Umbau der Kirche in den Jahren 1720 bis 1740. Die Eingänge an der Nord- und Westseite wurden zugemauert, dafür aber wurde an der Südseite ein neuer Eingang geschaffen. Die Nord- und Südwand des Chorraumes sowie der Triumphbogen zwischen Chor und Schiff wurden niedergelegt, die Schiffsmauern in der Breite des Schiffes bis zur verbreiterten Rückwand des Altarraumes durchgeführt, aber die drei Spitzbogenfenster an der Ostseite samt der gotischen Tür an der Südseite in der ursprünglichen Verfassung gelassen. An der Westseite setzte man den quadratischen Dachreiter aus Fachwerk auf die 60 cm starken Eichensäulen. In dem Gewölbe zwischen dem Altar und dem Patronatsstuhl wurden die Patronatsherren bis zum Jahre 1769 beigesetzt. Wie auch anderswo, so wurden auch hier die Kirchenfenster verändert und erweitert, um mehr Licht für die Gemeinde zu schaffen. Nach dem vollendeten Umbau wurde 1751 der neue Kanzelaltar aufgestellt. Das Patronatspaar Adam Friedrich von Grevenitz und Eleonore Charlotte geb. von Jagow stifteten ihn und setzten über die Kanzel ihre uns bekannten Wappen. Die Engelsköpfe, die Taube mit der Sonne verraten die Barockzeit, in der er entstanden ist. Aus derselben Zeit und von demselben Geschenkgeber stammte auch der größere der beiden Abendmahlskelche und die dazu gehörige Patene. An der Decke schwebt ein sogen. „Taufengel“, der zur Benutzung bei Taufen herabgelassen wird; man sollte diesen Taufengel möglichst bald abschaffen und einen stilvollen Taufstein beschaffen. Interessant war die kleinere, aber ältere Kirchenglocke, die zu Kriegszwecken geopfert werden mußte; sie trug die Umschrift: „Ehefrau Hedwig Sophia von Offen geb. Krachtin. Anno 1688 goß mich Martin Heintze.“ Nach dem Umguß 1880 las man auf dieser Glocke: „Albert Litzmann, Kirchenpatron, Wilhelm Hesselbart, Pastor, Kirchenälteste Friedrich Holländer, Karl Bismark, Friedrich Steddin. Ps. 5 v. 4. Umgegossen von Gebr. Ulrich zu Laucha“. Die größere Glocke trägt die Umschrift: „Christoph Franz von Graevenitz und dessen Ehegenossin Barbara Catharina von Angern. Soli Dev Gloria. Gegossen von Christian See in Berlin 1724“. Die Stifterin der kleineren, die Stifter der größeren Glocke sind uns bekannt; von ihnen war oben die Rede. Aber noch nicht bekannt sind die Glockengießer Martin und Christian Heintze; ich möchte annehmen, daß statt „Christian See“ auf der zweiten Glocke zu lesen sei „Christian Heintze“. Beide, Martin und Christian Heintze, stammten aus einer damals sehr bekannten Glockengießerfamilie. Die Brüder Johann und Martin waren 1673 kurfürstliche Stückgießer. Martin überlebte seinen Bruder bedeutend; als er noch in Perleberg wohnte, goß er die Kirchenglocken zu Lennewitz bei Wilsnack (1665), zu Brunn und Segeletz im Ruppinschen und zu Hülsebeck 1671. Hierauf finden wir ihn zu Spandau und zuletzt in Berlin. Er wurde sogar aufgefordert, den Guß der Statue des Großen Kurfürsten in Berlin zu übernehmen. Um seines hohen Alters wagte er diesen großen ehrenvollen Auftrag nicht mehr auszuführen; er überließ ihn dem Johann Jakobi. In der Zeit von 1720 bis 1745 nennen viele Glocken den jüngeren Christian Heintze in Berlin. Die Orgel, eine Interimsorgel aus der Magdeburger Petrikirche, wurde am 27. September 1863 am Erntedankfest eingeweiht. Die tönenden Prospektpfeifen, die gleichfalls im Kriege geopfert wurden, konnten 1922 neu beschafft werden.

An der Nordseite des Kircheninneren befinden sich Gedenktafeln für die für das Vaterland gefallenen Neukirchener, und zwar für Joachim Spiegel 1815, für Johann Ferdinand Friedrich Bismark 1866 und für die im Weltkriege Gefallenen bzw. Verstorbenen Fritz Moritz, Paul Radlow, Carl Landnäs, Heinrich Genthe, Friedrich Bismark, Friedrich Hain, Friedrich Lutter, Heinrich Schäfer, Friedrich Cuurtz, Willi Moldenhauer, Xaver Klessinger und Hermann Haverland.

In einem Nachweis der Verluste des 3. Magdeburg. Inf.-Regts. Pr. 66 in der Schlacht bei Königgrätz am 3. Juli 1866 finde ich bei der 7. Komp. aufgezeichnet: Musketier Gerke aus Neukirchen leicht verwundet, bei der 9. Komp. Füsilier Gafke aus Neukirchen, vermißt, bei der 11. Komp. Füsilier Engemann aus Neukirchen, leicht.

Auf dem Boden der Kirche befinden sich noch Gedenktafeln für verstorbene Kinder. Die Namen dieser Kinder mit den anderen Angaben auf den Tafeln sind in Schl. Chron. getreu wiedergegeben. Es fragt sich nur, ob es nicht besser wäre, die Tafeln wieder in der Kirche anzubringen. Ein Gleiches möchte ich im Hinblick auf die alten Patronats- und Besitzerstühle und den Tisch auf dem Kirchenboden wünschen; sie würden, stilgemäß erneuert, einen Schmuck für die Sakristei bilden. Schl. Chron. führt nun die genauen Inschriften von Grabsteinplatten an, die einst auf den zugehörigen Gräbern gelegen, nun aber ihre Plätze an den Außen- und Innenseiten der Kirchtüren gefunden haben; er nennt die Grabsteine der Frau Maria Elisabeth Müller, geb. Falcke, des Ackermanns Nicolaus Weyde, des Carl Friedrich Müller, der Frau Dorothea Sophia Müller, verwitweten Weyde. Es würde gewiß richtiger und pietätvoller sein, diese Grabsteine an den Innenwänden der Kirche aufzurichten.