1. Früheste geschichtliche Erwähnung.

Daß die Gegend schon in der vorchristlichen Zeit bewohnt gewesen ist, beweisen Urnen, die man auf dem Felde zwischen der Polkritzer Kirche und dem Dorfe gefunden hat; die hier gefundenen Urnen stammen aus der ältesten sogenannten La-Tene-Zeit, für welche die stets gruppenweise vorkommenden, ursprünglich kegelförmigen Hügel charakteristisch sind. Die La-Tene-Zeit bildet nach der Stein- und Bronzezeit die dritte Periode in der vorgeschichtlichen bis zur Einführung des Christentums reichenden Zeit. Doch können wir uns hier nicht weiter auf die Schilderung dieser Periode einlassen, sondern müssen die Vorgeschichtler auf die reichen gründlichen Arbeiten in den „Stendaler Museumsbeiträgen“ verweisen.

Auf ein hohes geschichtliches Alter weist auch der Name unseres Dorfes hin, der 1157 pulcriz, 1188 pulcritz(e) und 1238 polkertz geschrieben wird. Es ist mit dem wendischen Ortsnamen noch nicht ohne weiteres gesagt, daß die Wenden den Ort ursprünglich angelegt, sondern nur, daß Wenden Veranlassung zur Namengebung gehabt haben. Leider bleibt uns der sachkundige Dr. Alexander Brückner in seiner preisgekrönten Schrift „Die Slawischen Ansiedlungen in der Altmark und im Magdeburgischen“ die Erklärung des Namens schuldig. Geschichtlich zum ersten Male wird der Ort genannt 1157 in einer Urkunde, die aus verschiedenen Gründen für uns eine interessante Bedeutung hat. Die Urkunde ist in Werben ausgestellt; so meint denn Arno Jaster, Die Geschichte der askanischen Kolonisation in Brandenburg, Werben sei 1157 zum ersten Male geschichtlich sicher genannt. Das stimmt nicht, denn wir wissen, daß der nachmalige Kaiser Heinrich II. schon 1005 Reichstage wider die Wenden auf der Burg Werben an der Elbe abgehalten hat. Albrecht der Bär stellte die Urkunde in Werben aus; so muß er also selber da gewesen sein; es ist diese Feststellung darum so wichtig, weil wir — es käme höchstens noch eine Urkunde aus Arneburg 1162 in Betracht, — nur diesen einen urkundlich sicheren Beweis dafür haben, daß der Große Askanier sich selber von dem Stande und Fortschritt des durch die Seeländer, Flamen, Rheinländer und Friesen begonnenen kolonisatorischen Kulturwerkes überzeugt hat. Wir haben Grund zu der Annahme, daß er viel öfter dort gewesen ist, aber wir haben keine Beweise dafür. Diese Urkunde vom 3. Oktober 1157 ist nur in einer Abschrift im Ilsenburger Kopialbuch des Fürstl. Archives in Wernigerode überliefert. Die Urkunde vom 12. Juni 1162 befindet sich in der Beverinschen Bibliothek in Hildesheim. Welches ist denn nun aber der Inhalt der Urkunde von 1157? Albrecht der Bär tritt seine Rechte in dem altmärkischen Polkritz an das Harzer Kloster in Ilsenburg ab. Diese Uebereignung wird auch in kirchlicher Beziehung von großer Bedeutung für unser Dorf und seine Umgegend gewesen sein, denn wir dürfen zu Ehren des Ilsenburger Klosters annehmen, daß es nicht nur allerlei irdische Gaben von Polkritz genommen, sondern auch christliche Güter dorthin gegeben hat. Uebrigens erfahren wir aus einer Bestätigungsurkunde des Grafen Albrecht von Arneburg, eines Enkels des Markgrafen Albrecht, daß die Abtei Ilsenburg völliger Unabhängigkeit von markgräflichen Behörden und völliger Freiheit von allgemeinen Landesobliegenheiten versichert wurde. In der Folge gab das Kloster seine Polkritzer Besitzungen adligen Personen zu Lehn.