2. Geschichte der Höfe in älterer Zeit.
Wohl bringt uns der treffliche Riedel in seinem Codex Diplomaticus Brandenburgensis auch ältere Urkunden über Behrendorfer Höfe, aber wir können mit diesen Urkunden nicht rechtes anfangen, wissen wir doch meistens nicht, welche von den heutigen Höfen gemeint sind. Erst von der Zeit nach dem 30jährigen Kriege an können wir über die Geschichte wenigstens einiger Behrendorfer Höfe Näheres berichten.
Fast alle diese älteren Urkunden reden von frommen kirchlichen Stiftungen, die der Werbener Ordenskirche S. Johannis galten. Die Hinterbliebenen stifteten Messen, um den lieben Verstorbenen die Qualen der ewigen Sündenstrafen zu verkürzen. Ganz besonders gingen solche Stiftungen von Witwen aus, welche dadurch das Seelenheil ihrer verstorbenen Gatten berieten. Zu diesen Witwen gehörte auch die Markgräfin Anna, die 1313 für ihren verstorbenen Gemahl, den Markgrafen Hermann, eine tägliche Messe von den Ordenspriestern in Werben erkaufte, dem Werbener Komtur Gerhard von Wanzleben für eine Schuld von 60 Mark 3 Hufen in Behrendorf verpfändete und der Werbener Komturei am 6. Dezember 1319 einen Hof ebendaselbst überließ. Fast 200 Jahre blieb dieser Hof im Besitz der Komturei. Am 17. Februar 1513 überließ der Herrenmeister Georg von Schlaberndorf den Hof erblich an den dort schon wohnenden Claus Wilde. Wenn in den Kirchenvisitationsabschieden des Jahres 1542 von dem Einkommen des Werbener Küsters die Rede ist und gesagt wird, er habe von jedem Hofe zu Behrendorf ½ Scheffel, sowie 1 Brot und 1 Wurst, so wird unter den abgabepflichtigen Hofbesitzern auch Dietrich Wilde genannt. Ebenso wird er auf einem etwas älteren Zettel in dem Konzept des Abschiedes genannt, wo von dem Einkommen des Gotteshauses gehandelt wird. In dem oben angeführten Verzeichnis der deichpflichtigen Behrendorfer vom Jahre 1571 finden wir seinen Namen nicht mehr.
Die Komturei Werben besaß aber auch einen Meierhof in Behrendorf. Wir erfahren das aus einem Schreiben des Werbener Rates an die Visitatoren ohne Datum und Unterschrift: „Item daß der Komptor dem Schulmeister samt seinem Gesellen zudem die Besoldungen fürsorgen möchte, fleißig zu bitten. Zu solchem Behuf hat der Komptor die nachfolgenden Zinsen und Pächte, als nämlich in Hindenburg 36 Wispel hartes Korn, 36 märkische Schock, zu Behrendorf einen Meierhof.“ Als 1581 Kersten Neiling zu Neukirchen und Heine Bregen zu Behrendorf dem Kirchenkasten zu Werben Pächte und Naturalien schuldig geblieben sind, wird ihnen mit Pfändung bzw. Einziehung des Meierhofes und Ackers gedroht. Danach muß Heine Bregen den Meierhof inne gehabt haben. Er hat noch nach derselben Quelle 5 Mark jährlichen Zins zum Lehn Corporis Christi, 1 Pfund zum Lehn Annae und 3 Mark stend. Währ. zum Lehn S. Antonii in der Werbener Pfarrkirche zu geben.
Aus dem Jahre 1570 haben wir noch einen Lehnbrief, den der Johanniter-Ordensmeister Graf Martin von Honstein unter dem 16. Januar ausgefertigt hat und zwar „für unsern lieben getreuen Joachim Konowen zu Werben, der Aelteste zu dieser Zeit, auf die Zehenden auf 1 Hufe im Gerichte zu Behrendorf gelegen, zu dem Hofe, den Herr Heinrich Kumerer (Kämerer?) bevour und er und seine Vorfahren von unserm Ritterlichen Orden zu Lehn getragen“, „aus sonderlichen Gnaden“ werden auch in dem Lehnbrief Golle Kunow, Joachim Kunow zu Seehausen, Joachim Kunow zu Osterburg und Hans Kunow zu Werben, alle „Gefettern“, erwähnt. Interessant ist dieser Lehnbrief wegen der Aufzählung der Mitglieder der weit verbreiteten hoch angesehenen Familie Konow, die es — auch im Auslande (Norwegen) — zu hohen Würden gebracht hat und noch heute lebt.
Wie unter den Werbener Komturen sich im Anfang des 15. Jahrhunderts Busso von Alvensleben durch Frömmigkeit und Wohltätigkeit auszeichnete, so tat es kurze Zeit nachher unter den Werbener Priestern Dietrich Rotideke. Am 14. September 1443 stiftete er den Altar der heiligen Ottilie. Unter den vom Stifter zu diesem Altar gelegten, 1474 noch vermehrten Einkünften befanden sich auch 4 Mark 13 Schilling 4 Pfg. Rente von Nyenkergkes Hof zu Behrendorf. Der Hof hatte diesen seinen Namen nach dem Domherrn Johann Nienkerken und dessen Bruder Otto, die am 25. Juli 1393 ihren Hof für 1 Mark jährlicher Hebung zu Cord Schoenings Gedächtnisfeier verpfändet. Es handelt sich um den Hof, den nachher Claus Kemerer zu Behrendorf besaß, denn in den Kirchenvisitationsabschieden vom Jahre 1542 heißt es: „Das Lehen Ottiliae in der Pfarre gelegen u. a. 4 Mark 13 Schill. 4 Pfg. in Claus Kamerers Hof zu Behrendorf, auf Walburgis und Martini“.
Auch der Rat der Stadt Werben wollte nicht hinter den genannten frommen Stiftern zurückbleiben, darum errichtete und begiftete er am 21. März 1422 in der Pfarrkirche den Altar der „Heiligen Dreifaltigkeit“ und des „Heiligen Leichnams“. Die Stiftung fand die Genehmigung wie des Herrenmeisters Busso von Alvensleben, so des Halberstädter Bischofs Johannes. Um aber den Altar reicher auszustatten, legte der Rat am 18. Oktober 1500 Landes hinzu, welche in Behrendorf neben dem Heiligen-Leichnamshofe lagen und vormals der Hadewigen gehörten.
Am 30. Juli 1470 verkaufen die Erben der verstorbenen Frau des Hunre Bubbart dem Rate und den Kirchenvorstehern zu Werben über dem damals von Henning Rubes bewohnten Hof eine jährliche Rente, deren eine Hälfte zu Lichtmeß, deren andere Hälfte zu Walpurgis fällig war. Die Erben waren der Sohn der Verstorbenen, namens Marcus, ihr Tochtermann Claus van der Gher, ihr Tochtermann Thomas Techow, ihrer Tochter Söhne, Koppe und Hermann Schulte, und Matthias Kratz jun., der ihres Sohnes Eggert Bubbart Tochter hatte. Als Zeugen dieses zum Besten der Werbener Pfarrkirche dienenden Verkaufs lernen wir kennen Peter Smarck, Richter, ferner Matthias Kratz sen., Hans Ghise, Claus Kone, Hans Kannenberg und Heine Plocze, Dingpflichtige. Statt „Plocze“ dürfte wohl Pletze gelesen werden müssen. Hier haben wir das älteste Verzeichnis von Behrendorfer Besitzern. Die älteren Behrendorfer Urkunden berichten noch über mancherlei Geldhebungen aus dem Dorfe; wir wollen sie so kurz wie möglich anführen: Hebungen, die 1452 Markgraf Friedrich an Heise Schwartzkopf verpfändete und 1459 dem Domkapitel in Arneburg beilegt; Hebungen, die Klaus Kratz von Werben und sein Bruder Matthias von Behrendorf 1472 haben über den Behrendorfer Höfen des Klaus Kam (?), des Gerecke Petersmark und des Matthias Grosse; Zehnthebungen über des Komturs Acker und des Klaus Kratz’ Hof in B., die der Kurfürst Johann Cicero 1486 seinem lieben Werbener Wirt Arnt Engel vermacht, später aber den Seehäuser Bürgern Joachim, Martin und Hans Engel verliehen werden, markgräfliche Lehngefälle und Zehnthebungen, die Heinrich Klotz, der Aeltere, von den Johannitern in B. besaß; endlich Lehnsbesitzungen, mit denen 1567 der Kurfürst Joachim die Havelberger Brüder Churdes zu B. beliehen, wie sie ihr Vater Matthias Churdes besessen; sie ruhten auf dem damals von Urban Schulze bewohnten Hof. In diesen Urkunden haben wir die Namen einiger Hofbesitzer in dieser älteren Zeit kennen gelernt.
Ehe wir zur Geschichte der Höfe in der Zeit nach dem 30jährigen Kriege übergehen, möchten wir noch einiges über die Bedeutung der Altarstiftungen hinzufügen:
Die kirchliche Frömmigkeit in dieser mittelalterlichen Zeit war groß; sie bekundete sich in den Stiftungen von Messen und Altären. Auch in der Werbener Gemeinde war es so. Nach Ansicht des Geschichtsschreibers Riedel, dem wir die Kenntnis der hier angeführten Urkunden in der Hauptsache verdanken, sollen in der Werbener Kirche bei dem Beginn der Reformation gegen zwanzig Altäre gestanden haben; eine ganze Zahl derselben ist in der Werbener Chronik festgestellt. In den Städten standen dem Pfarrer Kapläne zur Seite, die höchstwahrscheinlich zur Aufbesserung ihres Einkommens nebenbei Altäre zu bedienen hatten, mit dem Pfarrer die Wohnung teilten und während des Gottesdienstes, soweit sie nicht dabei tätig waren, die Stühle einnahmen, welche zu beiden Seiten des Hochaltars standen. Außer Pfarrern und Kaplänen gab es noch Altaristen; sie wurden bestimmten Altären zugewiesen, aus dessen Einkünften sie ihre Besoldung erhielten. In Werben war der Komtur bis zum Jahre 1542 Patron der Kirche, als solcher hatte er die Kirche mit Predigen, Messehalten und allen Zeremonien zu versorgen und zu versehen. Dazu pflegte er sechs Kreuzherren (Ordenspriester) und zwei Kapläne zu halten. Bei der Einführung der Reformation in der Stadt war zunächst die Komturei unter dem Komtur Thomas Runge noch katholisch; die Aemter in der Kirche bestellten damals Herr Joachim Kraberg, Joachim Mole, Herr Clement Elbenberg, Herr Heinrich Koch und Pasche Ror. Unter den mit „Herr“ bezeichneten Männern werden wir die Kreuzherren, unter den nur namentlich aufgeführten die beiden Kapläne zu verstehen haben. In den Kirchenvisitationsabschieden wurde bestimmt, daß ein Pfarrer und zwei Kapläne in Werben ihres Amtes walten sollten, aber schon 1551 wurde mit Zustimmung des Rates festgesetzt, daß in Zukunft ein Kaplan genüge.