7. Die Feldflur.
Sehr aufschlußreich über die Feldflur ist der „Extract aus denen Altm. Rev.-Protocollis“ vom Jahre 1686, von dem sich eine Abschrift im Idener Pfarrarchiv befindet. Nach dieser Urkunde waren in Rengerslage 10 Ackerleute und 6 Kossaten. Die größten Höfe, die Hans Lüneburg, Bartholomäus Baucke und Daniel Storbeck bewirtschafteten, umfaßten je 2 ¾ Hufen, der Hof des Jakob Feindt umfaßte 2¼ Hufen, die Höfe des Joachim Marquart, Hans Garlipp, Hans Wichmann, Christoph Taubmann und Franz Taubmann je 1¾ und der des David Böse 1½ Hufen. Dieser Hof wurde bald darauf nach dem Tode des Inhabers unter seine Söhne geteilt, so daß 2 Kossatenhöfe daraus entstanden. Zu jedem Hofe gehörte ein Kohlgarten. Von der Rengerslager Feldflur gehörte 1686 noch ¼ Hufe dem Ackermann Becker zu Wendemark; sie lag im sogenannten Hufschlag. Von Hans Storbeck war schon oben die Rede; er war ein Vorfahre des Dr. Storbeck, dem wir die Geschichte Rengerslages in den Stendaler „Beiträgen" verdanken. Unter dem 7. Mai 1920 schreibt Dr. St.: „Wir Storbecks hatten um 1800 drei Vollhöfe und die Mühle in R. in Besitz. Der letzte Rengerslager Storbeck, Helmut, verlor die letzten beiden Höfe um 1900; seitdem gehört nichts mehr in R. unserer Familie, die seit 1540 dort nachweisbar ist. Seit etwa 1600 ist der Stammbaum lückenlos."
„Von den 6 Kossatenhöfen war 1686 der größte der des Peter Nobbe, der ¾ Hufe umfaßte, wozu noch Land zu 8 Scheffel Aussaat kam, das ihm von dem damals verstorbenen Hans Erdmann von Rengerslage zugewiesen, damit er der Kirche zu R. davon eine jährliche Abgabe entrichte. Der Acker gehörte einem Küster zu Havelberg. Ein anderer Kossatenhof war mit der Mühle verbunden; dazu gehörten aber nur zwei Stück Landes zu 1½ Schfl. Aussaat und zwei Kohlgärten. Von den übrigen vier Kossaten waren zwei die Schulzen und zwei hatten nur ganz wenig Land, so daß sie sich vom Tagelohn nähren mußten.“
In den „Bildern aus der Altmark" von Herm. Dietrichs und Rudolf Parisius, Band II, Seite 255, wird das Verzeichnis der Boddingspflichtigen aus dem Distrikt Werben mitgeteilt: in demselben ist von Ober- und Nieder-Rengerslage die Rede; wir kennen schon Ober- und Nieder-Wendemark und werden noch von Ober- und Nieder-Giesensschlage hören. Es ist kaum anzunehmen, daß diese Bezeichnungen von einer höheren Lage des einen Teils und einer niedrigeren Lage des anderen Teils herkommen, und daß man deshalb von einer kleinen wendischen Siedlung auf dem höher gelegenen Teile und einer größeren deutschen Siedlung auf der tiefer gelegenen Seite reden kann, denn die Wische hatte wohl nirgends so leichten Ackerboden, daß die Wenden ihn mit ihren unvollkommenen hölzernen Haken hätten pflügen können, sondern diese Bezeichnungen werden von dem Lauf der Elbe hergenommen sein. Allerdings bildeten diese beiden Seiten zwei Dörfer gleichen Namens, von denen jeder seinen besonderen Schulzen hatte. Dr. Storbeck schreibt darüber a. a. D.: „Es ist schon darauf hingewiesen, daß es in R. zwei Schulzen gab, die beide Kossaten waren. Der eine Hof besaß die Kruggerechtigkeit und lag unweit des Rittergutes. ... Dieser Hof, vor dem 30jährigen Kriege im Besitze der Familie Heiligenfeld, wurde nach dem Kriege bewirtschaftet von der Familie Süß, von der er durch Einheirat an die Familie Garlipp kam ... In der Franzosenzeit saß darauf ein Wichmann, der damals der alleinige Schulze war.“ Auf dem anderen Schulzenhof saß vor dem 30jährigen Kriege die Familie Schümaker. Nachdem er nachher häufig den Besitzer gewechselt hatte, wurde er von der Familie Maß übernommen, nach deren Aussterben er wahrscheinlich einging. 1686 hatte ihn sein bisheriger Besitzer Joachim Taubmann verkauft und war nach Falkenberg gezogen. Den Hof hatte der Ackermann Joachim Markwart in Pacht genommen.
Der märkische Historienschreiber Bekmann berichtet in seiner Märkischen Historie, Teil 1, Seite 266, über den Rengerslager Kossaten Hans Dierks, er sei 1739 gestorben, alt 100 und etliche Jahr. Er habe den Gebrauch seines Verstandes, seiner Sinne und Gliedmaßen bis an sein Ende gehabt und sei noch acht Tage vor seinem Ende in der Kirche gewesen. Alles, was in seiner Jugend vorgegangen, habe er sich erinnert, auch die vornehmsten Stücke bei Predigten behalten und bis an sein Ende die kleinste Schrift ohne Brille lesen können.
Wie hat sich doch auch hier in R. alles geändert! Es wurde schon oben bemerkt, daß das Rittergut in dem Besitze einer Genossenschaft mit beschränkter Haftung ist, aber nicht nur das ehemalige Rittergut, sondern auch die Ackerhöfe Nr. 1, 2, 3, 15, 16, 18, 20. Im Privatbesitz befinden sich nach Dr. Böhme a. a. D. nur noch Krug und Kossatenhof Nr. 14, die Kossatenstelle Nr. 15b, die Krugstelle, der Kossatenhof Nr. 17, der Ackerhof Nr. 19, der Kossatenhof Nr. 21, 22, die Ackerhöfe Nr. 24 und 25, also nur noch drei Ackerhöfe. Diese dem Dr. Böhmeschen Buche entnommenen Angaben stammen aber auch nicht aus der neuesten Zeit, sondern aus der Zeit vor 13 Jahren. Irren wir nicht, so hat auch in R. eine bedeutende Siedlungstätigkeit eingesetzt.