1. Allgemeines.

Wie Neukirchen, so weist auch Lichterfelde mit seinem Namen und mit seiner Anlage auf die von Albrecht dem Bär begonnene Kolonisation hin. Wie es schwierig war, eine Geschichte der Dörfer Wendemark und Neukirchen zu schreiben, so ist diese Aufgabe nicht minder schwierig bei dem großen, weit gedehnten, aus vielen einzelnen Höfen bestehenden Lichterfelde. Es kann auch im besten Falle nur bei „Beiträgen“ bleiben, die dann einmal von ortsangesessenen Geschichtsfreunden ergänzt werden müssen. Zunächst bringen wir einige Bemerkungen allgemeiner Art.

Die Schoßmatrikel vom Jahre 1541 nennt 14 Gutsbesitzer und 6 Kossaten, nämlich Achim Kater, Heinrichs von Redern Meier, Achim Meseke, Behrendt, Schmersau, Achim Albrecht, Lentze Berkhorst, Achim Witte, Bartholomäus Albrecht, Michel Raue, Kersten Raue, Merten Köppe (der von Rethfelden Meier), Hermann Steger, Hans Raue und Claus Raue; ferner die Kossaten: Arendt Holländer, Matthias Hasenbalg, ein Einwohner, Claus Berg, ein Einwohner, Lentze Wegener, Achim Jakobs, ein Einwohner, und Görgen Rohr.

Die Feldflur umfaßte nach alter Berechnung 7¼ Ritterhufe, ½ Hufe Pfarrland und 27 „schoßbare“ Hufen. ,Der Preis einer Hufe betrug im Jahre 1680 nach einer Taxe Johann Scholviens etwa 600 Reichstaler, der Preis eines Wispels Haferpacht 100 und der eines Zehnten über eine Hufe 80 bis 100 Reichstaler.In dem Verzeichnis der zum Werbener Bot- und Loddinggericht gehörigen Güter und Dörfer werden uns in Lichterfelde die folgenden Höfe genannt: Muntenack, Pfuhlhof, Redernhof, Hans-Albrechtshof, der Königsmarkenhof, Andreas-Goldbeckhof, der Schulenburgenhof, der Rethfeldenhof, der Plätzenhof, der Speckthof und Amelungshof. Man verlegt den Ursprung dieses Verzeichnisses in die 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts, als noch Wohlstand in der altmärkischen Elbwische herrschte, ein Wohlstand, der dann durch den furchtbaren 30jährigen Krieg vernichtet wurde. An die 2. Hälfte des 16. Jahrh. als Ursprungszeit jenes Verzeichnisses erinnern uns auch die beiden Namen Plätzenhof und Andreas-Goldbeckhof, welche damals in der glücklichen Lage noch waren, sich Güter in den benachbarten Dörfern zu erwerben. Bemerkenswert an diesem Verzeichnis ist auch, daß es eine große Menge von ritterlichen Geschlechtern aufzählt, die in Lichterfelde Besitz und Rechte hatten. Wenn sie nicht selber dort wohnten, so ließen sie ihre Höfe durch Meier verwalten, wie es nach der obigen Schoßmatrikel Heinrich von Redern und die von Rethfelden taten, oder sie verpachteten ihre Güter.Die Lage der Ländereien wird uns auf einem Blatte aus der Zeit um 1700 folgendermaßen beschrieben: „Zwischen dem Aland und der Straße sind 16 Enden zu 7 Scheffeln, noch 31 Stück von der Straße bis an die Wässerung, jedes zu 2 Scheffel Aussaat; noch 14 Stück über der kleinen Wässerung, so nach Neukirchen schießen, das Ende zu ½ Scheffel; noch 8 Stück zu 2 Scheffel, welche sich verschießen; noch 13 Stück von der kleinen Wässerung zu 3 Scheffel Aussaat ein jedes; noch 16 Stück, so sich verschießen, das Stück zu 2 Scheffel. Die Feldflur des einzelnen Hofes umfaßt 1½ bis 3 Hufen.“In dem oft angeführten Buche von Dr. H. Böhme „Die wirtschaftlichen Schicksale der altmärkischen Wische im Laufe der Jahrhunderte“ werden in Lichterfelde außer den beiden Rittergütern und zwei Kätnerstellen 13 Ackerhöfe angeführt, darunter zwei schriftsässige (Feil und Müller). Von dem Ackerhof Nr. 1 hören wir, daß er 1856 zum Rittergut Falkenberg hinzugekauft, von dem Ackerhof Nr. 4, daß er dismembriert und mit dem Hof Nr. 2 vereinig, von dem Hof Nr. 19, daß er gleichfalls dismembriert und zum Teil mit dem Rittergut II vereinigt, von dem Hof Nr. 17, daß er mit dem Rittergut I zusammengelegt sei. Welch‘ ein Unterschied zwischen der Zeit am Ende des 16. Jahrhunderts und der Gegenwart! Heute Höfe, die dismembriert, teils ganz, teils teilweise zu anderen Höfen gelegt sind! Damals ritterliche Familien, die ihren Höfen die Namen gaben, heute keine ritterliche Familie dort, die Höfe mit Nummern belegt! Damals Höfe, die lange Zeit im Besitze derselben Familie gewesen, heute viel Wechsel der Besitzer!