Die Kirche und Pfarre.

Vieles hat der 30 jährige Krieg, wie wir gesehen haben, in Giesenslage zerstört, aber nicht die schöne Dorfkirche; sie ist ein spätromanischer Ziegelbau aus der 1. Hälfte des 13. Jahrhunderts. Der rechteckige Westturm hat ein Tonnengewölbe und Satteldach. Das Schiff hat einen quadratischen Chor und im Osten eine Apsis mit Halbkuppel. Das Aeußere zieren Bogen-, Winkel- und Konsolfriese. Die Türen und Fenster sind noch alt.

Kirchenpatrone waren lange Zeit die von Krusemark; als sie ihren Besitz in Giesenslage an die von Kannenberg abtraten, ging auch das Kirchenpatronat an die Besitzer von Kannenberg über. Bis in die Gegenwart ist das Patronat bei den Besitzern des Rittergutes Kannenberg geblieben.

Giesenslage wurde 1542 von Werben, 1551 von Iden, 1600 von Rohrbeck kirchlich betreut, seit der Zeit Christophs von Kannenberg aber von Berge.

Die Kirche besaß im Jahre 1542 eine silberne Monstranz und einen Kelch, 1600 aber 2 silberne vergoldete Kelche, 2 Patenen, 2 Röhrchen und ein leinenes Meßgewand. Die Abendmahlsgeräte aus Zinn bilden sicherlich einen spärlichen Ersatz für die älteren silbernen vergoldeten Kelche, die wahrscheinlich in dem furchtbaren dreißigjährigen Kriege abhanden gekommen sind; vielleicht sind diese zinnernen Geräte in neuester Zeit durch würdigere ersetzt worden.

Giesenslage hatte in vorreformatorischer Zeit seinen eigenen Pfarrer. Wir erfahren das zunächst aus dem Testament, welches Jakob von Krusemark, Senior des Stendaler Domkapitels, im Jahre 1455 am 2. Januar machte. Nachdem derselbe für die Klöster in Krevese, Neuendorf und Arendsee je 50 rhein. Gulden bestimmt hatte, hinterließ er einen Rechtsbrief des Cyriacus Crusemarke über 1 Mark für 11 Mark dem plebanus (Pfarrer) in »Ghisenslage«, für welche er „Vigilien“ singen und zum Seelenheil des Stifters, seiner Vorfahren, seiner Eltern, seines Bruders und seiner Schwester Messe lesen sollte. Jakob von Krusemark und Cyriacus, wahrscheinlich sein Bruder, werden diese Stiftung aus Dankbarkeit gegen den Pfarrer gemacht haben; sie werden auf dem Hohen Hofe in Giesenslage geboren, in Giesenslage aufgewachsen und zuerst von dem Pfarrer unterrichtet sein. Selbstverständlich ist es, daß sie auch die Förderung ihres eigenen Seelenheils und des der Ihrigen mit der Stiftung bezweckten. Daß Giesenslage damals einen eigenen Pfarrer besaß, ersehen wir auch aus dem Visitationsabschied von 1542, wo es heißt: „Hat ein Pfarrhaus“, 1584 heißt es statt Pfarrhaus „Pfarrstätte“, hat eine Hufe Landes, die ihm 1542 des Jahres 6 Mark 10 Schilling, 1551 aber jährlich 8 Mark einbringt; hat noch ein Viert Land, das ihm jährlich 30 Schilling einträgt, hat 30 Schilling Zins 1542 von Heinrich Camrer, 1581 von Jakob Neiling, hat 10 Schilling jährlich von der Witwe des Christoph von Krusemark.

Nun hatte aber Giesenslage 1542 keinen Pfarrer, die Stelle war vakant, das Pfarrhaus unbewohnt; Stellvertreter war Herr Joachim Funcke aus Werben. Wir kennen den Joachim Funcke schon als den Inhaber der Vikarei (Seelenmeßstiftung) S. Annae in Werben. In dem 28. Jahresbericht des Altmärkischen Geschichtsvereins S. 34 ist der Inhalt des Briefes wiedergegeben, der des „demodegen“ Priesters Joachim Funcke Klage wider den Rat zu Werben enthält. Als die Reformation in Werben eingezogen war, konnte man die der alten Kirche treu gebliebenen Vikare nicht mehr gebrauchen und mußte sie absetzen; zu ihnen gehörte auch Joachim Funcke. Wohl beklagt sich auch letzterer bitter darüber, daß der Rat ihm, obwohl er schon fast 30 Jahre im Besitz der Kommende und im Alter von beinahe 60 Jahren sei, sein Gehalt entzogen habe, so daß er ganz arm geworden sei. Es half ihm nichts: Die Vikarei S. Annae, welche 18 Gulden jährlichen Zins von Busso Schartow zu Giesenslage einbrachte, wurde dem Joachim F. genommen und in den Werbener Gotteskasten geschlagen. Damit mußte er auch, auf seine Giesenslager Vertretung verzichten, die er vielleicht auf Zureden des Schartow übernommen hatte. Giesenslage wurde nun, wie schon bemerkt, 1551 von Iden, 1600 von Rohrbeck und von dem 30jährigen Kriege etwa an von Berge seelsorgerisch betreut.

Gotteshausleute waren im Jahre 1600: Achim Polckow, Balzer Ruwe; der Schulz hieß Damehs, die vier Aeltesten waren: Claus Avemann, Peter Neiling, Matthias Schartow, Claus Meseke.

An Land besaß die Kirche 1542 ein Viert Landes, das vor alters 30 Schill. Pacht gebracht. Nun hat Hans von Krusemark es an sich genommen und gibt dem Gotteshause nichts. Die Visitatoren haben ihn aufgefordert, den Acker wieder zuzustellen oder die Zinsen davon zu geben. Unter den Einnahmen der Kirche wird 1542 auch eine Tonne Bier genannt, die der Krug jährlich zu geben hat; 1600 aber heißt es: „soll hinfüro anstatt des Bieres 2 Gulden geben“. Das Bier wurde jedenfalls bei Abnahme der Kirchenrechnung getrunken. Claus Avemann hatte 3 Pfund Wachs, Moritz Schlief 5 Pfund Wachs jährlich an die Kirche zu geben, Hans Kratz der Aeltere jährlich 1 Mark 10 Schilling. 1581 war Servatius Avemann an des Claus Stelle getreten. 1551 wird gesagt, daß Christoph von Krusemark zu Giesenslage für jenes Viertel Land dem Pfarrer 10 Schill. und der Kirche 1 Pfund Pfennige jährlich gibt. 1581 ist dafür gesetzt: „1 Pfd. Pfennige und macht den Deich“.