Busch

Südlich von Siemenslage an derselben Straße, wie dieses Dorf, liegt Busch, von dem schon bei der Geschichte Kannenbergs öfter die Rede gewesen ist. Nach dem oft angeführten Buche von Dr. Böhme, Die wirtschaftlichen Schicksale der altmärkischen Wische im Laufe der Jahrhunderte, S. 152 ff., besteht dieses kleine Dorf aus dem Rittergut, drei Kossatenhöfen und einer Grundsitzerstelle. Das Rittergut gehörte in alter Zeit nach unserer Ansicht denen von Pfuhl, leider können wir dafür keinen urkundlichen Beweis beibringen; wir verweisen auf das oben bei Kannenberg Ausgeführte. Wir meinen, die von Kannenberg seien eine jüngere Linie derer von Pfuhl, weil sie drei genau so geformte Kannen in ihrem Wappen haben, wie sie die letzteren in der Einzahl im Wappen haben; wir meinen, daß die von Kannenberg wie in Lichterfelde, so auch in Busch die Lehnsnachfolger derer von Pfuhl gewesen sind. Wir haben leider weder in Wohlbrück a. a. O. noch in Riedel einen urkundlichen Hinweis auf Busch aus älterer Zeit gefunden. Zum ersten Male taucht Busch erst 1441 urkundlich klar und sicher aus dem Dunkel der Vergangenheit auf. Damals verpfändete Kurfürst Friedrich II. dort Renten, die an das Schloß Arneburg zu entrichten waren, an die von Blumenthal; 1452 versetzte er dieselben Einnahmen an Arnd von Lüderitz. 1513 treten die von Kannenberg zuerst als Besitzer von Busch auf; damals veräußerten die Brüder Achim, Peter und Friedrich von K. u. a. Getreidehebungen über Kersten Katers Hof zu Busch und über Klaus Maßes Hof zu Busch an den Werbener Bürger Arnt Schulte. Aus dem Lehnbrief derer von Jagow aus dem Jahre 1571 erfahren wir, daß die von J. in Busch über Priepers und Boldes Hof das hohe Gericht und einige Zinshebungen hatten. Auf dem Rittergut ruhten Abgaben an die Geistlichkeit; 1540 gab Peter von Kannenberg jährlich 1 Mark zum Gehalt der Vikare an S. Jacobi zu Stendal; 1600 gab Georg v. K. dieselbe Summe. Die v. K. behielten das Gut bis zu ihrem Aussterben. Danach besaß es der jüngste Sohn der Generalin von Kahlden, Rittmeister Ernst Wilhilm Friedrich von Kahlden: von ihm rühmt Steinhart in seinem Buch „Ueber die Altmark“: „Busch wird von dem jüngsten Sohn der Generalin v. K. sehr musterhaft bewirtschaftet und hat eine ebenso reizende Lage wie Kannenberg“. Dr. Böhme führt dann noch folgende Besitzer von Busch an: Geschwister von Kahlden (1808 bis 1823), Leutnant Johann Elias Ludwig v. K. (1823 bis 1837), verwitwete Frau von Rohr, geb. von Kessel, und Friedrich Karl Ludwig Georg v. Rohr (1837 bis 1862), Friedrich Karl Ludwig Georg von Rohr (1862 bis 1877), Nikolaus von Rohr (1877), Rittergutsbesitzer Karl Gustav Ferdinand Zacher (1877 bis 1885), Gustav Rudolf Griesemann (1885 bis 1896), Georg Maul (1896 bis 1899), Edwin Marschall von Bieberstein u. a. Als letzter wird dort Rittergutsbesitzer Paul Dieckmann genannt. Das Gut war zeitweise verpachtet. Als erwähnenswerte Amtsleute führt Dr. Storbeck in seinem Aufsatz über Busch an Simon v. Knauth, der auch Berge bewirtschaftete, und Johann Georg Köllner, der 1776 starb; sein Grabstein befindet sich in der Turmhalle der Idener Kirche.

Dr. Böhme führt a. a. O. den Schulzenhof als Kossatenhof Nr. 2 an und sagt, er sei entstanden aus Kossatenhof 1 und 2. Nach Dr. Storbeck war dieser Hof bis zum Beginn des 18. Jahrh. im Besitz der Familie Lüchau, dann im Besitz des Heinrich Gotcke, dann in dem seines Sohnes Jacob; dessen Witwe heiratete 1755 den Johann Heinrich Schulze. 1825 bis 1857 hat die Witwe Anna Dorothee Haacker, geb. Schulze, den Hof, 1857 bis 1885 der Kossat Gottfried Haacker, 1885 bis 1914 Joachim Ludwig Haacker und dann Ludwig Haacker.

Es folgt dann bei Dr. Böhme Kossatenhof und Gastwirtschaft Nr. 4; er führt die Besitzer von 1832 bis 1923, von Hans Erdmann Tegge bis zu der verehelichten Gastwirtin Schulz, Anna, geb. Dühmert, an.

In dem folgenden Kossatenhof sind die Höfe 3, 5 und 6 vereinigt. Die Namen der Besitzer von 1807 bis 1923 finden wir wiederum bei Dr. Böhme a. a. O., ebenso wie die Namen der Grundsitzerstelle 7 a, des Restes des Kossatenhofes Nr. 7. Auf dem Gute wurde vor allem Viehzucht betrieben; sogar ein Vieharzt wohnte dort. Gänse- und Bienenzucht spielten in dem wirtschaftlichen Leben eine nicht unbedeutende Rolle. Sogar ein Ziegelmeister war dort tätig. Das letzte Gehöft, die alte Schmiede, stieß schon an die Feldmark von Giesenslage; heute bezeichnet ihr Name „alte Schmiede“ nur eine Feldflur.

Dr. Storbeck nennt uns noch die Namen der aus Busch stammenden Lützower Jäger aus dem Jahre 1814, nämlich Joachim Friedrich Fritze, Hirtensohn, 25 Jahre alt; Johann Gottlieb Schütze, Tagelöhnersohn, 22 Jahre alt; Johann Christian Blume, ebenfalls Tagelöhnersohn, 20 Jahre alt. Die Tatsache, daß aus dem kleinen Dorfe drei Lützower Jäger hervorgegangen, zu deren Ausrüstung doch jedenfalls alle Dorfbewohner beigetragen haben, ist sicher ein schöner Beweis für die sie beseelende Vaterlandsliebe.