Rittergut I

Zunächst seien kurz die Lichterfelder Ritterhufen genannt und zwar aus der Zeit um 1700: 2 Hufen der Generalmajor Freiherr von Offen, 3 Hufen Erdmann Lorenz Scholvien, 1½ Hufen Fabian Rauhe, hat von Curt Gottfried von Uechtritz, Kurf. Brandenb. Hof- und Landrichter der Altmark dieses Land zu Lehn bekommen; es besteht aus 24 Stücken, jedes Stück zu sechs Scheffeln.

¾ Hufe hat Claus Rauhe von dem Freiherrn von Putlitz zu Wolfshagen zu Lehn. Das sind in Summa 7¼ Hufe.

Das Dorf Lichterfelde hat an schoßbaren Hufen 27; jedes Stück hat 2 oder 3 Scheffel Aussaat, jedes Ende ½ Scheffel.

Die Kirche hat zwei Stück, das Stück zu 6 Scheffel Metzgen = 13 Scheffel.

½ Hufe Landes gehört dem Pfarrer; sie besteht in 7 Stücken, jedes zu 6 Scheffel, ist noch Aussaat angeschlagen.

Nach der Schoßmatrikel vom Jahre 1541 sind in dem Dorfe Lichterfelde 14 Höfe gewesen, welche damals Schoß entrichtet haben. Diese 14 Höfe einschließlich der zwei freien oder Ritterhöfe waren auch noch 1752 vorhanden. In der Matrikel von 1541 kommen zuerst die beiden Höfe von Joachim Kehrer und Achim Mesecke; von diesem letzteren Hof heißt es, daß der von Rohr, Besitzer von Schönberg, ihn eingezogen und dadurch frei gemacht hat, daß derselbe aber hernach mit dem Gute Nr. 9 (Kersten Rauhe) vertauscht und dieser letzte Hof frei gemacht, jener aber als Joachim Lüdeckes Hof unter die Kontribution zurückgegeben sei. Von dem Rethfeldenhof heißt es ausdrücklich: Dieser Hof ist schon 1541 schoßfrei und von jeher auch ein unmittelbares Lehn gewesen und hat denen von Rethfeld gehört.

In der Schoßmatrikel vom Jahre 1584 findet sich bei dem 2. Hof notiert, daß Jakob Rohr solchen bewohnte, also von denen von Rohr damals schon eingezogen gewesen. Als Besitznachfolger ist wohl Joachim Steinbrecher anzusehen, der um 1600 herum das Rittergut Neukirchen erstand, der aber später ausdrücklich als auf Neukirchen und Lichterfelde erbsessen genannt wird. Von nun an ist die Geschichte der beiden benachbarten Rittergüter Neukirchen und Lichterfelde I im großen und ganzen die gleiche. Der 30 jährige Krieg verwüstete auch sie. Der Besitzer konnte sie nicht halten. Als Retter erscheint wie in Neukirchen so in Lichterfelde der Raban von Kanstein. In dem Buche von Steinhardt „Ueber die Altmark“, Teil 1, S. 31, heißt es: „A. 1573 haben die von Rohr zu Schönberg und Lichterfelde von 2 Pferden Roßdienstgeld gegeben und A. 1672 und 1679 die von Kanstein auch noch von 2 Pferden“; daraus wird uns der Besitz derer von Rohr und von Kanstein von neuem bezeugt. Letztere konnten ihr Gut Lichterfelde bei reichem anderweitigem Besitze und arbeitsreichem Amt nicht selbst bewirtschaften; sie verpachteten es und zwar 1674 an Lorenz Ernst und 1677 an Johann Rolff. Als Raban von Kanstein 1680 starb, führte seine Witwe die Bewirtschaftung der Güter zugunsten ihrer beiden unmündigen Söhne weiter, verheiratete sie 1694 zum dritten Male und zwar dieses Mal mit dem Oberstleutnant Moritz von Offen. Auch als die beiden Söhne mündig geworden waren, konnten die Güter, wie wir bei Neukirchen gesehen haben, nicht mehr lange in dem Besitze derer von Kanstein bleiben, war doch der Haupterbe, der am 2. April 1669 geborene Philipp Ludwig als Obrist der Gens d’armes am 11. Juli 1708 bei Oudenarde gefallen, der andere Sohn aber ganz mit Werken christlicher gläubiger Liebe beschäftigt, besonders mit der Leitung der von ihm gegründeten Bibelanstalt des hallischen Waisenhauses August Hermann Franckes. In Neukirchen ging, wie wir wissen, das Rittergut an die von Graevenitz über, in Lichterfelde an verschiedene; 1740 wird im Lichterfelder Kirchenbuch Herr Johann Lüdecken Besitzer des freien Rittergutes genannt, als seine Tochter Christiana Louisa sich mit Johann Friedrich Sauberzweig, Pfarrer zu Poritz und Döllnitz, verheiratete. Gegen Ende des 18. Jahrhunderts gehen beide Rittergüter in Lichterfelde ebenso wie das Rittergut in Neukirchen in den Besitz des Seehäuser Kaufmanns Christian Friedrich Schultze über. Sein einziger Sohn Johann Christian erbt auch Lichterfelde I. Seine Nachfolger in Lichterfelde nennt uns wieder Dr. Herbert Böhme a. a. O. Auf Johann Christian Schultze folgt seine Witwe geb. Meyer bis 1850, dann Marie Dorothee Charlotte Kämmerer in Falkenberg bis 1854, ferner Rittergutsbesitzer Carl Dietrich Bethke bis 1879, dann Rittergutsbesitzer Robert Bethke bis 1887, Administrator Heinrich Schulz bis 1896, Oekonom Heinrich Hugo August Hermann Schulz bis 1897, Rittergutsbesitzer Karl August Overhof bis 1910, Gutsbesitzer Friedrich Finger bis 1913, Landwirt Wilhelm Müller zu Salzwedel bis 1923.

Wir schließen hiermit die Geschichte Lichterfeldes, obwohl noch die Geschichte sehr vieler Höfe (Hans Albrechtshof, der Königsmarkenhof, Andreas Goldbeckshof, der Schulenburgenhof, der Plätzenhof, Amelungshof) fehlt. Aber es würde zu weit über den Rahmen der „Beiträge“ hinausführen, wollten wir auch diese Geschichten noch bringen. Wir müssen sie heimischen Geschichtsfreunden überlassen.