6. Das Polkritzer Kirchgebäude.
Auf freiem Felde weithin sichtbar, inmitten der Ortschaften Polkritz, Schwarzholz und Osterholz, erhebt sich teils aus Feld-, teils aus Mauersteinen, die mächtige Polkritzer Kirche mit ihrem dreiteiligen Schema, der Apsis, dem quadratischen Chorhaus und dem hohen, nur vom Turm überragten Kirchenschiff. Die der Bertkower Kirche durchaus ähnliche Kirche verrät mit ihrem romanischen Baustil ein sehr hohes Alter; die Ilsenburger Klosterinsassen werden frühzeitig für eine Kirche in dem ihnen 1157 geschenkten Dorfe gesorgt haben.
Wenn wir das Innere der Kirche durch den westlichen Eingang betreten, sehen wir im Turmgewölbe das Epitaph der am 5. März 1688 geborenen und am 19. April 1709 gestorbenen Anna Raue. In dem Kirchenschiff ist mancherlei, was unsere Aufmerksamkeit auf sich lenkt. Der sehr einfach gehaltene, weiß gestrichene Altar-Aufsatz zeigt im Mittelstück die heiligen zehn Gebote, von den Gestalten des Petrus und Paulus flankiert, vom Kreuz und von Engelsgestalten gekrönt. Unter dem Ganzen steht geschrieben „Judith Sophie von Woldeck-Arneburg, den 17. Februar 1708“, woraus wir den Namen der Stifterin und das Datum der Errichtung des Altaraufsatzes entnehmen können.
Das schön erneuerte Kirchenschiff bewahrt noch manches wertvolle Denkmal der Pietät. An der Südseite des Chorhauses befindet sich die Patronatsempore; ihre Brüstungen zeigen die bunt gemalten Wappen der Polkritzer Kirchenpatrone, die immer auch Besitzer des Rittergutes Osterholz gewesen sind.
An der Ostwandung dieser Empore sind die Wappen des am 24. April 1562 verstorbenen Rittmeisters Hans von Osterholz und des am 11. November 1699 verstorbenen Curt Gottfried von Uechteritz, Landeshauptmann der Altmark; an der gegenüberliegenden, also westlichen Seite, erblicken wir die Wappen des Deichhauptmanns Abraham Ludwig von Pieverling († 1730) und des Landesdirektors Ferdinand von Werdeck († 26. März 1792); an der vorderen Chorbrüstung grüßen uns die Wappen des Ludwig Ehrenreich von Knoblauch († 10. Juni 1818) und seiner Gemahlin Albertine von Buddenbrock († 14. Januar 1844), des Landrats Friedrich Ludwig von Knoblauch († 30. März 1852) und seiner Gemahlin Eveline von Quast († 6. Juni 1861), des Ritterschaftsrates Maximus von Knoblauch († 19. Oktober 1889) und seiner Gemahlin Doralice von Sichart (geb. 5. Januar 1844). Im letzten Felde steht das Losungswort der Familie „Allzeit mit Gott! Gerecht und treu!“ An der Nordseite des Altarhauses erinnern eiserne Gedenktafeln an den tapferen Freiheitskämpfer Friedrich Ludwig von Knoblauch und an den Ritterschaftsrat Otto Albert Maximus von Kn. Daneben lesen wir auf dem aus Sandstein gearbeiteten Grabmonument: „Ernst Ferdinand von Werdeck, Preußischer Generalmajor und Oberst eines Regiments Dragoner, Hauptmann des Stifts Heiligengrabe, geboren den 24. März 1687 in Klinge im Kreise Cottbus, vermählt 1725, den 16. Juli, gestorben in der Schlacht bei Chotusitz 1742, den 17. Mai.“
Im Jahre 1600 besaß die Kirche einen silbernen vergoldeten Kelch, eine Patene, ein Röhrchen, zwei Monstranzen, ein grünsamtenes und ein braun damasten Meßgewand. Der Kelch ist noch heute vorhanden, nur seine Schale scheint erneuert zu sein. Auf dem aus dem Achtpaß aufsteigenden Kelchfuße lesen wir die Namen der Stifter des Kelches, des Thike Pletz und Christoffel Koppe, der beiden Hofbesitzer, die auch in den Lehnbriefen von 1562 und 1571 genannt wurden. Als Jahr der Stiftung des Kelches ist das Jahr 1584 angegeben. 1600 ist Tidike Pletz Polkritzer Schulze.
Von den beiden Glocken trägt die größere das Wappen derer von Osterholz und die Inschrift: „Gott sy lof und ere — durch min gelut ick dat vermere — Sante Peter byn ick genannt — by Gott wol bekannt. Herman Vogel. 1501." Die kleinere Glocke trägt den lateinischen Glockenspruch: „Festa decoro, funera deploro, tonitrua", d. h. die Feste schmücke ich, die Toten beklage ich, die Gewitter vertreibe ich.
Auf dem das Gotteshaus umgebenden Friedhof ruhen u. a. Glieder der Familie von Knoblauch, ferner Carl von Winterfeld aus dem Hause Steinmocker (1803 bis 1880), Ernst von Chamisso, Oberst a. D. (1820 bis 1891), Frau Sophie von Chamisso, geb. von Winterfeld (1830 bis 1894), Emma Philippine von Sichartshof, geb. Paetz (1849 bis 1897), Johann Georg Friedrich von Klaeden, Königl. Preuß. Major und Kommandeur des Inf.-Regts. von Arnim (1745 bis 1809), Leutnant Digeon de Monteton sowie ein jüngerer Bruder desselben.
Das älteste Polkritzer Kirchenbuch beginnt mit dem Jahre 1651.
Noch liegt es uns ob, die Wappen der genannten ritterlichen Familien kurz zu beschreiben: Die Empore zeigt zuerst das Wappen des Hans von Osterloh und das des Curt Gottfried von Uechteritz; das erstere zeigt einen quer liegenden Schlägel, das letztere im schwarzen Felde zwei gekreuzte weiße Schlüssel, auf dem Helm einen aufgerichteten Schlüssel; sie zeigt sodann gegenüber die Wappen von Pieverling und von Werdeck; das erstere Wappen hat im blau-weiß geteilten Schilde Lilien mit verwechselten Tinkturen, als Helmzier zwei durch eine Krone gesteckte und gekreuzte Lilienstäbe, das letztere hat einen Mohrenkopf im silbernen Schilde, auf dem Helm drei schwarze Hahnfedern. Die Nordseite der Empore zeigt die Wappen derer von Knoblauch, von Buddenbrock, von Quast, von Sichart; das erstere Wappen kennen wir schon, das zweite wird von Meding also beschrieben: Ein silberner Schild, dreimal drei Balken mit den Spitzen dergestalt gegen einander geschoben, daß sie wechselweise blau und golden längliche Rauten oder Wecken bilden, und das dazwischen liegende Feld gleichfalls einer Wecke ähnlich sieht. Auf dem Helm stehen sieben blaue und weiße, wechselweise angebrachte Straußfedern. Ueber die von Quast sei auf das Adelslexikon von Zedlitz-Neukirch, Band IV, Seite 73, verwiesen. Das Wappen der von Sichart hat uns Siebmacher wie folgt beschrieben: „In B. ein ‡-geharnischter Mann mit blankem Schwert in der Rechten. Auf dem Helm der Mann wachsend. — Decken: b. und g." Es erübrigt sich noch, die Wappen der auf dem Friedhof Ruhenden zu beschreiben: Das Wappen derer von Winterfeld zeigt im blauen Schilde einen aufgerichteten Wolf, als Helmzier den wachsenden Wolf zwischen zwei geharnischten Armen, das derer von Chamisso zeigt im silbernen Schilde unten zwei gestürzte schwarze Hände und über denselben fünf in Form eines Herzens gelegte Kleeblätter. Das Stammwappen derer von Klaeden hat im blauen Felde zwei aufgerichtete silberne Streitäxte, auf dem Helm dieselbe Zier, das der von Arnim zwei silberne Balken im roten Felde, auf dem Helm zwei rote Büffelhörner mit zwei silbernen Streifen und silbernen Ringen an den Enden. Das altfranzösische aus der Geronne-Gegend stammende Geschlecht Digeon de Monteton hat sich um 1700 nach Preußen gewendet. Der Wappenschild ist durch einen goldenen Schrägrechtsbalken in blau und silber geteilt und hat oben eine schwarze Amsel mit roten Füßen und Schnabel, darüber einen fünfspitzigen Stern, unten zwei kleine rote Kreuze, den Schild deckt die Baronskrone, Schildhalter sind zwei gelbbraune Greifen.