Der Voßhof.

Im 16. Jahrhundert hatten die von Schwarzenholz in Germerslage Besitz; unter dem 7. März 1598 wurden die Gebrüder, der Rittmeister Heinrich Joachim Gebhard und Henning von Schwarzenholz, mit Gütern zu Schwarzholz, dem Rittersitz und anderen Grundstücken und Hebungen zu Germerslage belehnt. In Steinhart, Ueber die Altmark, 1. Band, S. 31, ist eine Musterung der altmärkischen Ritterschaft aus dem Jahre 1610 mitgeteilt, in der Jochen von Schwarzenholz zu Germerslage mit ½ Pferd (cf. oben) aufgeführt ist. Schon 1703 erlosch diese Familie; ihr Rittergut in Germerslage ging gegen Ende des 17. Jahrhunderts auf den Leutnant Johann Ernst von Voß über, der 1695 ausdrücklich als Besitzer dieses Schwarzholzschen Gutes genannt wird. Die von Voß gehören nicht zum ältesten Adel der Altmark, da nicht früher als 1426 und 1429 sich Konrad oder Kuno von Voß als ein sicherer Ahnherr der Familie in der Altmark findet. Das Geschlecht, ursprünglich in der Altmark nur mäßig ausgebreitet, erlangte zum Ende des 17. Jahrhunderts und am Anfang des 18. die stärkste Ausbreitung. Der „Fuchs“ ist das Wappenzeichen aller Familien von Voß, aber seine Darstellung ist verschieden: In der altmärkischen Familie ist er nur halb aufgerichtet und auf dem Erdboden oder über drei Rosen stehend dargestellt. Die Hauptgüter des Geschlechts waren nach der Belehnung vom Jahre 1598 der ehemalige von Krugen-Hof zu Vielbaum, Seehausen und Grassau.

Aus dem Hause Germerslage stammte der ca. 1718 geborene Joachim Adam von Voß, der seit 1766 Chef eines Grenadierbataillons und seit 1771 Oberst war; er starb im Jahre 1772. Ueber sein feierliches Begräbnis berichtet uns die bergische Pfarrchronik des Folgende:

„Am 28. Oktober 1772 wurde in dem hiesigen Begräbnisgewölbe (also in Berge) der Herr von Voß auf Germerslage eingesenkt. Die Leiche des wohlseligen Herrn Obristen und Kommandeurs eines zu Magdeburg garnisonierenden Grenadierbataillons, auch Erbherrn zu Germerslage, Herrn Joachim Adam von Voß, welcher den 22. Oktober zu Magdeburg am Schlagflusse verstorben war und in seinem letzten Willen verlangt hatte, daß seine Leiche in der Gruft seiner Väter verwesen sollte. Die Leiche kam am 27. des Abends an, wurde in der Kirche niedergesetzt, wo sie die Nacht über stand, und wurde am folgenden Morgen nach gesungenem Sterbeliede und gesprochener Leichenkollekte unter dreimaligem Läuten eingesenkt. An einem der nächstkommenden Sonntage wurde für die selige Auflösung des sel. Herrn Obristen eine öffentliche Danksagung verrichtet, der Lebenslauf verlesen, der Gottesdienst mit dem Liede „Christus, der ist mein Leben“ beschlossen und dazu wieder drei Pulse geläutet. Gott erquicke den wohlseligen nach einem ruhm- und ehrenvollen Leben mit himmlischen Freuden!“

Auf Adam von Voß folgte der 1768 geadelte Friedrich Sigismund von Herrn, Premierleutnant im Infanterieregiment von Manstein, der damals auch Rosenhof und Käcklitz besaß. Sein schwarzweißer Wappenschild ist durch einen schrägrechten oben und unten gezinnten roten Balken geteilt.

Dr. Böhme zählt a. a. O. bis 1822 als Besitzerin des Voßhofes die Familie von Gansauge auf und zwar den Canonicus Friedrich August und die Geschwister von G. Das Güterverzeichnis vom Jahre 1800 nennt als Besitzerin die in der Wische reich begüterte Frau Geheimrätin von Gansauge zu Königsborn bei Magdeburg. Ueber diese Familie hören wir näheres aus einem von W. D., Tangermünde, gezeichneten Aufsatz in „Die Altmärkische Heimat, Altmärkische Wischergüter unter dem Hammer“: „Im Jahre 1812 wurden die Güter in der Wische Eichhof, Gästerhof, Vielbaum, Rosenhof mit Fährkrug, Kirchkäcklitz, Büttnershof, Alt-Käcklitz und Germerslage oder Voßhof von gerichtswegen zum Verkauf gestellt. Diese Güter gehörten den vier unmündigen Kindern des verstorbenen Kanonikus Christoph Friedrich August von Gansauge zu Mühlingen. Die Familie stammte aus Tangermünde. Der Stammvater war der Brauer und Freischlächter Abraham Gansauge, der sich später durch einen schwungvollen Holzhandel auf der Elbe großen Reichtum erwarb, so daß er der Geldgeber vieler altmärkischer Gemeinden und Privatleute wurde. Gansauge verließ um die Mitte des 18. Jahrhunderts Tangermünde und siedelte nach Schönebeck über, wo die Familie geadelt und eine der reichsten Familien des Landes wurde. Ihr gehörten viele Güter und Kohlengruben in der Börde und die oben genannten Güter in der Altmark.“ Es werden dann in diesem Aufsatz noch interessante einzelne Erlebnisse des Abraham G. erzählt. Der große Reichtum der Familie hielt nicht lange an, denn, wie gesagt, im Jahre 1812 — wir werden danach das von Dr. Böhme angegebene Jahr 1822 zu berichtigen haben, — wurden die altmärkischen Güter der Familie schuldenhalber zum Verkauf gestellt. „Damals hatte bei Voßhof zwischen den Höfen von Lütjens und Strümpfen (wohl „Stümpkes“ zu lesen) ein kleines Wohnhaus, 2 Scheunen und ein großes Stallgebäude für Pferde und Rindvieh. Büttnershof, Alt-Käcklitz und Voßhof waren vereinigt und an den Amtmann Achilles für 1610 Taler jährlich verpachtet. Zu den drei Gütern gehörten 4 Tagelöhnerhäuser mit 12 Wohnungen, 3 Gärten von 4, 3 und 1½ Morgen, 30 Wispel Aussaat Acker, eine Koppel von 10 Morgen, 100 Morgen Weide, 60 Morgen Wiesenwachs. Auf dem Acker standen sehr starke Eichen, ebenso auf dem Elbdeiche. Zur Bewirtschaftung dieser drei Güter dienten 24 Pferde, 23 Kühe, 1 Bulle, 12 Stück Jungvieh, 100 Schafe, 2 beschlagene und 3 Blockwagen, 4 Pflüge, 8 eiserne Eggen. An baren Gefällen kamen jährlich 11 Taler ein."

Dr. Böhme führt dann noch aus neuerer Zeit a. a. O. die nachfolgenden Besitzer vom Voßhof an: Obrist August von Meyeren bis 1846, Graf von der Schulenburg bis 1855, Deichhauptmann Friedrich Wilhelm Lucke zu Niedergörne bis 1874 und Deichhauptmann Rudolf Friedrich Wilhelm von Lucke zu Alt-Käckelitz.