4. Die von Ballenstedt.

Osterholz besteht aus dem Rittergut und den dazu gehörigen Tagelöhnerhäusern. Dazu gehören auch heute die westwärts von der Heerstraße belegene Ziegelei, ferner Rauenthal und der obere Küsel. In der ältesten Zeit ist auch nur von einem Hofe die Rede; erst 1436 wird ein neuer Hof in Osterholz genannt. Albrecht von Osterholz verkauft in diesem Jahre dem Jacob Krusemarck, Altaristen des Heil.-Leichnams-Altars in der Pfarrkirche zu Tangermünde, Hebungen aus seinem neuen Hof in Osterholz wiederkäuflich; Zeugen dieses Verkaufes sind Sloten, Hans und Betken dy Swartenholte. Noch 1528 sind beide Höfe im Besitz des Albrecht von O., aber 1562 haben Matthias und Christoph von O. nur einen Hof zu zwei Hufen Landes, ebenso 1571. Um diese Zeit werden sie den zweiten Rittersitz an die von Ballenstedt verkauft haben, die nun in Osterholzer Urkunden als Besitzer auftreten. Diese Geschichte wäre richtig, wenn die von Ballenstedt tatsächlich den oben genannten neuen Hof gekauft hätten. Das aber erscheint nicht richtig. Es muß in Osterholz noch einen 3. Rittersitz neben den beiden Osterholzischen Rittersitzen gegeben haben, denn schon 1356 und 1378 erscheint Kuno von Ballenstedt und um 1499 begegnen wir den Gebrüdern und Gevettern Brand und Albrecht sowie ihren Brüderkindern auf Osterholz. Achim von B. wird nebst seinem Vetter Moritz im Jahre 1518 belehnt. Moritz, der mutmaßlich ein Sohn des schon vor 1499 verstorbenen Brand von B. war, besaß Osterholz und Güter zu Schwarzholz und Babe, war mit einer Katharina verheiratet und starb kurz vor 1552 als der letzte seines Stammes in der Altmark und überhaupt. Wäre die erste der obigen Annahmen richtig, so hätten die von B. nur sehr kurze Zeit Besitz in Osterholz gehabt. Aber auch die im zweiten Falle angeführten Jahreszahlen sprechen dagegen.

Nach Moritz von Ballenstedts Tode hat der Kurfürst dem Vater des Georg von der Schulenburg dessen Güter durch Begnadigung übermacht. Dieser hat sie 1552 dem Hans von Berge und seinen Lehnserben „inhalts darüber aufgerichteter Beleihungs- und Kaufverschreibung zum Afterlehn verliehen“.

Auf des von Berge erbenlosen Tod sind diese Güter dem Joachim Soltwedel angefällsweise verschrieben (Danneil, Schulenburg, I. Anh. Nr. 17). In dem Lehnbrief des Georg von der Schulenburg für Joachim Soltwedel 1588 heißt es: „Er erhält sein Lehngut ohne alle Lehnware, aber mit einem eigenen Klepper, jedoch auf unser Unkost und Zehrung alhier zu Lande in der Mark zu Brandenburg sich in unsern Geschäften, wenn wir seiner bedürfen, unweigerlich gebrauchen lassen sollen, ungesehen daß wir Unserm gn. Herrn den Roßdienst wegen solch Guths zu bestellen, auf uns genommen.“

Aus dem Jahre 1600 liegt noch ein Vertrag zwischen Hans Otto von Uechteritz und Christina Goldbeck, Joachim Soltwedels, weiland Bürgermeisters der Stadt Osterburg sel. nachgelassene Witwe. Es handelt sich darin um einen Ort auf dem Ringe an dem Baltram. Die Witwe räumt den strittigen Ort dem von Ue. ein. Beide Teile einigen sich aufs neue auf den Vergleich von 1594. Auch haben sie sich wegen eines gewissen Weges und einer Trift, auf deren jeder Seite sie Steine gesetzt haben, derart verglichen, daß der Weg und die Trift zwischen den Steinen beiden Seiten gemeinsam sein soll; was aber zur linken Seite der Steine von der Brücke an bis an die Mahlbäume befunden wird, das soll Hans Otto von Uechteritz, und, was zur rechten Seite der Steine liegt, soll der Witwe und ihren unmündigen Söhnen eigentümlich bleiben. Um 1695 ist Bürgermeister Joachim Hüsecke wegen Osterholz Deichkavelbesitzer.

Das Geschlecht von Ballenstedt hat jedenfalls seine Heimat in der gleichnamigen Harzstadt, der Residenz der anhaltinischen Fürsten. Es bestand ja eine innige

Pieverling’sche Grabsteinplattein der Kirche zu Käcklitz

(Vergl. S. 302 ff.) (Aufn. A. Reseberg)

historische Beziehung zwischen jener Harzgegend, der Stammheimat der Anhaltiner Markgrafen von Brandenburg, und der Mark Brandenburg selbst. Von der altmärkischen Familie ist nur ein einziges Wappen aus dem Jahre 1436 bekannt; es zeigt einen Zinnenbalken, ein Wappenbild, das wir unter den Wappen der eingeborenen altmärkischen Adelsfamilien gar nicht, wohl aber im Sachsenlande, wo überhaupt Balkenwappen beliebt sind, finden.