a. Aushebungen.

Nicht uninteressant ist es für uns Neuere, einen Blick auf die damaligen Militärverhältnisse zu werfen. Auch aus Werbens Vergangenheit sind uns einige Bemerkungen über militärische Aushebungen und Musterungen aufbewahrt, die, wenn auch unvollkommen, doch dem Geschichtsfreunde willkommen sind.

Das Jahr 1547 war äußerst kriegerisch; wir denken dabei besonders an die unglückliche Schlacht bei Mühlberg, in welcher der Kurfürst Johann Friedrich von Sachsen geschlagen und gefangen genommen wurde. Auch Brandenburg musste sich gewappnet halten. Da kam auch nach Werben der kurfürstliche Befehl, 40 Mann zum Kriegsdienste aufzubringen und dieselben nach dem angegebenen Bestimmungsorte zu senden. Der Rat tat, was ihm befohlen. Jeder der Ausgehobenen wurde mit Harnisch, Gewehr, Kugel und Kraut (Pulver) notdürftig versehen; jeder bekam sofort ½ Gulden (12 Schilling) auf die Hand und bei der Ankunft an dem Bestimmungsort den Rest der ihm zugesagten 3 Gulden. Auf die Reise wurde ihnen ein Nüstwagen mit 6 Seiten Speck, 6 Scheffel Brotmehl, 4 Scheffel Erbsen und ein Viertel Butter mitgegeben, welche Lebensmittel sie jedoch erst am Bestimmungsorte angreifen sollten. Nachher sollten sie jeden halben Monat 2 Gulden erhalten.

Aus dem Jahre 1553 erfahren wir nun auch, wie man die Kriegsleute aushob. Es mussten nämlich je vier Vollwächer, oder je zwei Vollwächer und vier Halbwächer, einen Kriegsmann aus ihrer Mitte stellen und ihm für den Monat 2 Gulden auszahlen. Nach dem Register dieser Aushebung mussten damals die 96 Voll- und 116 Halbwächer der Stadt 39 Kriegsleute stellen.

Im Jahre 1575 wurden 24 Hakenschützen und 42 Geharnischte ausgerüstet; von den ersteren waren 16 mit langen „Rohren", 8 mit „halben Haken" versehen, bei den letzteren unterschied man schwarze und bunte Harnische mit steilen Kragen. Übrigens bestand der „halbe Haken" aus Masse, Kretzer, Ladeschraube, Spanner und Form. Die Rüstungen wurden entweder von anderen Bürgern oder von dem Rathause entnommen. Jeder Kriegsmann bekam einen Zettel, auf dem geschrieben stand, wo er die Rüstung nehmen und fordern sollte. Es kam auch nicht selten vor, dass die Kriegsleute nur zu städtischen Zwecken gebraucht wurden, wie z. B. 1574 Werbener Kriegsleute den aus Hamburg zurückkehrenden Werbener Kaufleuten zum Schutze entgegenzogen.

Damit nun die Kriegsschar kriegstüchtig blieb, fanden von Zeit zu Zeit Musterungen derselben statt.