Von dem Besitz der Komturei.

Immer mehr wuchs das Ansehen der Komturei, immer reichlicher floss die Quelle milder Stiftungen, immer ausgedehnter wurde der Komturei-Besitz. Die Komture verpassten denn auch nichts, um die Einnahmequellen recht ergiebig zu machen. Besonders häufig wurden dem Orden und seiner Kirche um frommer Zwecke willen Getreidehebungen verschrieben. So verkaufte z. B. Heinrich von Wendemark im Jahre 1322 seinem Verwandten Johann Werben eine jährliche Hebung eines Wispels Getreides aus dem Dorfe Lichterfelde mit der Bestimmung, dass dieselbe nach dem Tode des Johann Werben an die Ordenskirche fallen sollte. Um des Seelenheils willen der verstorbenen Eltern, der Brüder, Söhne, Töchter und aller Nachkommen stifteten der Ritter Konrad von Krakow und seine Gemahlin Eisentrud die jährlichen Einkünfte von 16 Schillingen brandenburgischer Währung von ihrem Wendemarker Besitztum, damit von diesen 16 Schillingen die Einkünfte der Ordensbrüder verbessert würden. Das geschah im Jahre 1341. Der Rat der Stadt stiftete im Jahre 1345 noch eine zweite Messe zum Seelenheil aller Bürger und zwar kaufte er vierzehn Scheffel Hafer Geldes von dem Ordensbesitz in Wolfswinkel und Neukirchen und bestimmte sie zu einer täglichen Messe an dem Katharinen-Altar in der Ordenskirche mit Androhung von einem Scheffel Hafer als Strafe für jede versäumte Messe. Als Zeugen dieser Stiftung wurden die Werbener Bürger Hermen Hunger, Hans Beteke und Konrad Boch genannt. Im Jahre 1401 bestimmte Markgraf Jobst den Wispel jährlicher Getreidepacht, den einst Johann Werben von Heinrich von Wendemark gekauft, zum Unterhalt einer „ewigen" Lampe vor dem „Leichnam des Herrn Christi", und zwar hatten damals Hans Holländer, wohnhaft zu Muntenack, und Coppe van der Spee, wohnhaft auf dem Speckhof zu Lichterfelde, die Pflicht, diesen Wispel zu liefern. Als Werbener Bürger bezeugten diese Vereinigung Ghiso Cernite, Hans Bremer, Arnd Tolner, Tydeke Enghelen und Johannes Bremer.

Aber nicht nur Getreidehebungen, sondern auch Äcker und Wiesen stiftete fromme Liebe der Werbener Kirche. Am 22. September 1326 konnte Markgraf Ludwig dem Ordenshause zu Werben dies, vom Ritter Johann von Kröcher zugewandten, sechs Hufen in dem Dorfe Buchwald bestätigen. Der Werbener Bürger Martin Bötcher widmete im Jahre 1352 den Marien-Magdalenen-Altar in der Werbener Kirche mit jährlichen Einkünften von dem sogenannten „Wilden-Hof“ in Neukirchen, wofür ihm und seinem Sohne Johannes, nach ihrem Tode aber dem Rat der Stadt das Patronat über jenen Altar zustehen und täglich nach der Frühmesse noch eine Messe gehalten werden sollte. Im Jahre 1392 endlich stiftete der Quedlinburger Priester Johann Node der Werbener Kirche elf Morgen auf der Süre mit der Bestimmung, den Armen jährlich in der Quatertember vor Weihnachten zehn stendalische Pfennige zu spenden, ferner eben zur selben Zeit Messen und Vigilien von dem Pfarrer, vier Priestern, zwei Küstern, dem Schulmeister und allen seinen Schülern gegen besondere Bezahlung halten zu lassen, endlich dem Küster für das allabendliche Läuten der Ave-Maria-Glocke jährlich am Johannistage vier Schillinge zu verabreichen.

Die Ordensverwaltung suchte durch eigenen Kauf ihren Besitz zu vergrößern, so kaufte sie im Jahre 1349 für zehn Mark stendalischer Währung von dem Kloster Dambeck Geldhebungen in den bei Werben gelegenen Dörfern Clinte, Berge, Thene, Overthene, Ghysenslage und Berendorpe, erwarb im Jahre 1352 einen Hof in Neukirchen von den Gebrüdern von Stendal, lieh dem Markgraf Ludwig dem Römer im Jahre 1355 hundert Mark Silbers, wofür ihr die Dörfer Behrendorf und Ghysenslage verpfändet wurden.