Die ältesten Bewohner der Stadt.
Nach der Nationalität waren die ältesten Bewohner der Stadt entweder Slaven oder Niedersachsen oder Niederländer. In einer Urkunde vom Jahre 1271 wird geradezu ein Bürger Wedekinus Slavus, d. h. der Wende, genannt, wie ja auch in Stendaler Urkunden (1233, 1251) dieser Name vorkommt. Aber damit können wir die slawische Nationalität der so genannten Personen nicht behaupten; der Name kann ihnen aus irgend einem anderen äußeren Grunde beigelegt sein. Auf die slawische Nationalität eines Teiles der Bewohner lassen viele slawische Ausdrücke schließen, welche sich bis heute in der Stadt erhalten haben. Slawischen Ursprungs sind Wörter wie glupen „von unten auf oder von der Seite sehen", gnew, gnewig „verdrießlich, übellaunisch“, lunk „Vertiefung auf dem Acker", und pracher „Bettler, pracheri „Bettlerei“, prachern „betteln“. Schon zu Ende des 12. Jahrhunderts ist die slawische Bevölkerung vor dem Andrang der deutschen Einwanderung so sehr zurückgewichen, dass vom 13. bis 15. Jahrhundert nur höchst ausnahmsweise irgend eine Erwähnung von Slaven geschieht. Ihre Hauptbeschäftigung wird hier in Fischerei bestanden haben; siedelten sie sich sonst in einer Art von Vorstadt an (Kiez, Hühnerdörfer), so mögen sie hier in der „Fischerstraße", der der Elbe am nächsten gelegenen Straße, ursprünglich gewohnt haben.[9]
Eine zweite Gruppe von Bewohnern nannte sich nach dem Orte, aus dem sie stammte. Familiennamen, die ursprünglich Ortsnamen waren, sind hier wie in der ganzen Mark besonders häufig. Die Träger solcher Namen werden wir dem niedersächsischen Stamme in der Regel zurechnen können.
Die dritte Gruppe endlich verrät durch die Namen ihre Abkunft aus westfälischen, rheinischen und niederländischen Gegenden. Wir finden in dieser Gruppe Namen wie Holländer, Brüssel, Noiß, Ryn, von dem Sande, von dem Spee, Brüggemann, Westfal u. a.
Es gab auch eine rittermäßige Familie „von Werben", oder, wie sie sich mit verdeutschem Namen später nannte, „von der Weide", welche jedenfalls von der Burgmannschaft abstammte und sich nach Aufhebung der Burg Werben neben der Stadt ansiedelte. Johannes und Arnold von Werben werden 1225 in der uns dem Inhalt nach bereits bekannten Urkunde als Zeugen genannt. Letzterer erscheint noch einmal 1227 in einer das Johanniter-Ordenhaus zu Werben betreffenden Urkunde. Ein Ritter Heinrich von Werben befindet sich in dem Gefolge des Markgrafen Johann I. 1253 zu Spandau und 1257 zu Stolpe. Ein Ritter Nikolaus von der Weide befand sich im Jahre 1293 bei dem Markgrafen Otto V. zu Spandau und 1316 nach einer die Stadt Kyritz betreffenden Urkunde bei dessen Enkel Johann V. zu Nauen. In dem letzteren Jahre verkaufte er gemeinschaftlich mit einem Knappen Heinrich von der Weide der Stadt Werben den nahe bei derselben gelegenen Hof Weide mit dreieinhalb Hufen Landes, und beide versprachen, die Stadt gegen alle Ansprüche zu vertreten, welche ihre Vettern, die Söhne eines Nikolaus und eines Otto, an diesen Hof etwa machen möchten. Ob Heinrich de Wyda, welcher im Jahre 1294 Propst zu Jagow in der Uckermark und Kapellan der Markgrafen von der Johannischen Linie war, auch zu dieser Familie gehörte, ist mit Sicherheit nicht zu bestimmen. Es sei schon hier bemerkt, dass sich bis 1526 Mitglieder dieser Familie in Werben nachweisen lassen, und dass die priegnitzische Linie des Geschlechtes, welches sich auch nach Mecklenburg und nach Franken ausgebreitet hatte, in der Mitte des 17. Jahrhunderts erlosch.[10]