Studierende aus Werben.

Es legt sowohl von dem in der Stadt herrschenden Wohlstand, als auch von wissenschaftlichem Streben unter den Bewohnern gutes Zeugnis ab, dass eine verhältnismäßig große Zahl Werbener auf den Hochschulen zu Wittenberg, Erfurt und Frankfurt a. O. studierte. Einige von denselben brachten es zu höchst angesehenen Stellungen im Staatsdienste, die meisten erlangten Pfarrämter.

Der berühmteste Werbener aus diesem Zeitabschnitte ist Heinrich Goldbeck geworden. Wie wir gesehen, wurde die Vikarei „Lux lum trinitatis“ dem Heinrich Goldbeck, dem Sohne des Werbener B. Andreas G. des Älteren, im Jahre 1542 fünf Jahre lang zu seinem Studium in Frankfurt a. O. überlassen. Nach Beendigung seiner Studien in der Heimat ging Heinrich G. nach Bologna, wo er im Jahre 1556 in Gegenwart vieler Deutschen die Würde eines Doktors beider Rechte annahm. Nach seiner Rückkehr in das Vaterland ernannte ihn der Kurfürst Joachim II. zu Ruppin zum Rat, dann zum Hof- und Kammergerichts- auch altmärkischen Quartalgerichtsrat, endlich zum brandenburgischen Vize-Kanzler und Geheimen Rat. Aus der Ehe, welche er 1559 mit Ursula, der Tochter des Berliner B. Hans Tempelhof, geschlossen, gingen sechs Töchter hervor. Wiederholt besuchte er seine Vaterstadt Werben, so z. B. 1560, 1561, 1562. Als im Jahre 1572 wegen des Kalepins Streit ausbrach, war er als Kommissar gebeten; außer ihm fungierte noch B. Claus Goldbeck aus Stendal als Kommissar und Magister Arnold Baumann aus Salzwedel als Prokurator. Auch hatte er dem Rat eine Summe von 200 Thaler geliehen. Hochgeehrt von seinem Kurfürsten starb er am 21. Dezember 1579 und ward in der Berliner Nikolai-Kirche beigesetzt, woselbst noch lange sein Grabdenkmal neben der Orgel zu sehen war.[72][73]

Ein Neffe dieses Dr. Heinrich Goldbeck und ein Sohn des Werbener Ratskämmerers Martin G. und dessen Ehefrau Lucia, geborene Kaulitz, war Andreas G., der es gleichfalls zu hohen Würden gebracht. Nachdem er in seiner Vaterstadt die nötigen Anfangsgründe erlernt, wurde er nach Berlin gesandt, um dort unter Aufsicht eben jenes Onkels Heinrich auf niederen und höheren Schulen zu studieren. Von Berlin ging er über Magdeburg nach Wittenberg, Heidelberg und Straßburg, wo er sich in der Rechtsgelehrsamkeit umsah. Die auf deutschen Universitäten erlangten Kenntnisse vermehrte er auf seinen Reisen durch Frankreich und Italien. Auf der Rückreise nahm er in Basel die Doktorwürde an. Nachdem er einige Zeit in seinem Vaterlande als Advokat gewirkt hatte, ging er in gleicher Amtseigenschaft nach Prag, dann, im Jahre 1594, nach Leipzig, wo er 1596 in den Schöppenstuhl gewählt wurde. Im Jahre 1608 erhielt er die Würde eines Kurfürstlich Sächsischen Regierungsrates in Dresden. Als er am 6. Juni 1609 auf seinem Gut Stötteritz bei Leipzig, wohin er sich wegen einer gefährlichen Erkrankung begeben hatte, gestorben war, wurde er in der Paulinerkirche in Leipzig beigesetzt.[74]

Folgende Werbener studierten in der Zeit von 1502 bis 1602 in Wittenberg:[75]

1518, 25. August, Christian Möring

1543, Oktober, Georg Beliß und 3. Heinrich Goldbeck, siehe oben,

1558, 2. Oktober, Joachim Ritter,

1559, im Mai, Caspar Calve, später Pfarrer in Jüden,

1559, im November, Joachim Krüger,

1565, im September, Joachim Faucius,

1568, im März, Zacharias Tornau,

1568, im Mai, Henricus Beliß,

1571, 2. Mai, Theodor Rottidichius; 1573 lieh ihm der Rat Geld zu seinem Studium,

1571, 2. Mai, Jacob Apenburg,

1572, 28. Mai, Christoph Kunovius,

1573, 9. März, Petrus Kruger,

1575, 7. Mai, Simon Wolthmann, ein Sohn des Paschasius Wolthmann,

1577, 9. Mai, Nicolaus Praetorius (Schult), der Stifter des Stipendiums,

1578, Juni, Christophorus Bartus,

1580, 14. August, Johannes Bardt, 1589 zu Stendal ordiniert zum Kaplan in Werben,

Andreas Goldbeck,[76]

1583, 10. April, Johannes Woltmann, später Pfarrer zu Hindenburg,

1584, 27. März, Johannes Woldenhagen, später Pfarrer in Diesdorf,[77]

1584, 18. Juli, Nicolaus Goldbeck,

1584, 18. Juli, Johannes Carstens, jedenfalls ein Sohn des Hans Kersten, der von 1568 bis 1585 dem Rat der Stadt angehörte,

1584, 1. August, Joachim Schultz, ein Bruder des Nicolaus Praetorius,

1598, 3. Mai, Ambrosius Neander,

1599, 11. Mai, Palimedes Grubenius,

1601, 2. April, Balthasar Nauhe und

1601, 27. April, Joachim Crassius.

In Frankfurt a. O. studierten zur gleichen Zeit die folgenden:

1542, Joachim Konow, Sohn des Hans Konow, er gehörte von 1566 bis 1580 dem Rat seiner Vaterstadt an,

1548, Johannes Beliß,

1552, Magister Joachim Fauk,

1554, Petrus Fauk,

1555, Georgius Fauk,

1560, Magister Petrus Calvius, der als Doktor 1574 der Werbener Kirche eine Krone verehrte,

1563, Casparius Calvius, ein Sohn des gleichnamigen B., später selbst B. in Havelberg,[78]

1575, Johannes Ulrich, der von dem Rat schon seit 1569 einen jährlichen Zins von 5 Gulden 10 Schilling bezog,

1578, Simon Waltmann, siehe oben,

1585, Johannes Barth, siehe oben,

1586, Johannes Hylander (Johannes Waltmann), siehe oben,

1590, Andreas Goldbeck,

1592, Fabian Rauhe,

1592, Joachim Schultz, siehe oben,

1596, Magister Christophorus Barth, Rektor der Sechäuser Schule, siehe oben,

16 - 18. 1597, Christoph Wernichius, Gerhard Belitz, ein Sohn des B. Franz Belitz, später Pfarrer in Drewen in der Ostprignitz, Ambrosius Neander, siehe oben,

1598, Johannes Beliß.

Fußnoten

[72] 1543 ging er nach Wittenberg.
[73] Siehe über beide Goldbeck näheres in Seidel, „Bildersammlung“.
[74] 1581, am 19. März, wurde er dort immatrikuliert.
[75] Siehe Förstemann, Album Academiae Vitebergensis, 1502 bis 1560, und Dr. Hartwig, Album Acad. Viteberg., 1560 bis 1602. Die beigefügten Zahlen bezeichnen die Jahre der Eintragung.
[76] Im Album ist es gewiß ein Versehen, wenn es dort heißt: Andreas Goltberius Werdenis; es ist ohne Zweifel obiger Andreas Goltbecius gemeint.
[77] Er wurde 1588 in Stendal ordiniert und war zuerst Sakrist an dem St.-Gertrud-Hospital in Werben.
[78] Der noch im Album genannte Philippus Jaster ist ein Werbensis Pomeranus, wie aus dem Wittenberger Album hervorgeht.