Henning Göde, der berühmteste Werbener.
Henning Göde oder Göde wurde 1464 als Student der Rechtsgelehrsamkeit in das Verzeichnis der Universität Erfurt eingeschrieben. Wenn er später Henning Göde von Havelberg genannt wird, so hängt das entweder damit zusammen, dass der Gelehrte sich nach seinem Geburtsort am nächsten belegenen bedeutenderen und bekannteren Stadt zufolge damaliger Sitte nannte, oder damit, dass die Eltern des berühmten Mannes ihren Wohnort Werben später mit Havelberg vertauschten. Am 18. Oktober 1486 und am gleichen Tage 1489 wurde er zum Rektor der Universität ernannt. Nach der Sitte damaliger Zeit hatte er sein besonderes Wappen, welches wir aus der Eintragung vom Jahre 1489 kennen lernen: In der oberen Hälfte des Schildes befindet sich ein halbierter goldener Stern im roten Felde, Schildhalterin ist die heilige Katharina mit Schwert und Rad.[30][31]
Göde war ein so bedeutender Gelehrter, dass er durch den Beinamen „Monarch des Rechtes" geehrt ward von seinen Zeitgenossen. Im sogenannten „tollen“ Jahr 1510 flüchtete er nach Wittenberg, wo er Propst der Schlosskirche wurde. Er brachte in Wittenberg einen Vergleich zwischen der Stadt Erfurt und dem sächsischen Kurfürsten Friedrich dem Weisen zustande, der beiden Teilen so angenehm war, dass sie Göde mit fürstlichen Ehren überhäuften. Bei seiner Rückkehr nach Erfurt im Jahre 1516 ließen ihn die sächsischen Fürsten bis an das Stadttor begleiten, die Stadt Erfurt aber sandte ihm ehrenhalber 30 Reiter entgegen. Göde kehrte jedoch nach einiger Zeit wieder nach Wittenberg zurück. Als treuer Anhänger der römischen Kirche geriet er mit Dr. Martin Luther in Streit, als dieser am 10. Dezember 1520 mit der päpstlichen Bannbulle auch das „kanonische Recht" vor dem Elsterthore zu Wittenberg verbrannte. Am 21. Januar 1521 starb Henning Göde als der letzte Katholische Stiftspropst in Wittenberg. Der Hildesheimer Domherr Matthias Meyer errichtete ihm wie in der Wittenberger Schlosskirche so in dem Erfurter Dom ein kostbares Grabdenkmal. Es ist beide Male der berühmte Bronzeguss des Nürnberger Meisters Peter Vischer, die Krönung der Maria. In der Mitte des Bildes über den Wolken, in denen Engel schweben, kniet Maria; Gott-Vater, mit der Krone und dem Reichsapfel, Gott-Sohn, mit der Dornenkrone, halten über dem Haupte der betenden Maria die Krone. Über denselben schwebt der heilige Geist in Gestalt einer Taube, zur Seite kniet der Verstorbene mit seinem Wappenschilde, hinter ihm sein Schutzpatron und Diener. Über dem Bilde stehen zwischen musizierenden Engeln lateinische Verse, welche frei aus dem Lateinischen übersetzt lauten:[32]
„Hoch zum Thron entschwebt die Königin auf zu dem Höchsten, Chören der Engel voraus und entgegen wandelt der Sohn ihr festlich und hebt die Mutter empor in der Seligen Himmel.“
Unten aber befindet sich die lateinische Widmung des Kanonikus Matthias Meyer.
In seinem Testament widmete Henning Göde der philosophischen Fakultät zu Erfurt zur Verbesserung ihrer Einkünfte 1000 Gulden und zwei Stipendien; er verordnete darin ferner, dass jährlich drei arme, jedoch fromme und unberüchtigte Jungfrauen von den fünf großen Handwerken der Schlächter, Tuchmacher, Lohgerber, Schmiede und Kürschner mit 60 Gulden ausgesteuert werden sollten. Dieser Stiftung zufolge schlagen die Obermeister gedachter Zünfte jährlich am Tage vor Mariens Himmelfahrt aus jedem Handwerk eine Person vor, aus welchen das Kapitel des Stifts Unserer Lieben Frauen drei auswählt, an welche am Todestage des Stifters das Legat bezahlt wird.